Laut S2k-Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Husten bei Erwachsenen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin1, ist die Frage nach der Hustendauer das heißt eine Klassifizierung des Hustens in akut und chronisch für das therapeutische Vorgehen viel wichtiger und entscheidender.
Häufig können Betroffene die Frage nach der Art des Hustens ohnehin nicht so einfach beantworten. Außerdem sind die Grenzen zwischen trockenem und produktivem Husten meist fließend und nicht so leicht einzugrenzen.
Schwerpunkte der Leitlinie sind auch die Physiologie des Hustens und Husten, der durch Affektionen im Bereich der oberen Atemwege (Nasen-Rachen-Raum) oder durch einen gastroösophagealen Reflux ausgelöst wird. Besonderes Augenmerk wird auch auf jene Ursachen gelegt, die mittels klassischer Diagnostik oft unentdeckt bleiben (z. B. Pertussis).
Laut Sk2 Leitlinie1 ist die Hustendauer entscheidend für die Therapie:
Akuter Husten ⇒ Beschwerden bis zu 3 Wochen, also deutlich länger als allgemein angenommen; meist klassischer „Erkältungshusten“ aufgrund einer viralen Infektion der oberen und/oder unteren Atemwege
Zu beachten! Bei schweren Verläufen bzw. Hinweise auf andere Ursachen (SARS-CoV-2) ⇒ Arztbesuch bzw. Kontaktaufnahme zu einem Arzt empfehlen.
Erkältungshusten dauert 3–8 Wochen ⇒ aufgrund vorangegangener viraler Infekte (z. B. hartnäckige Adenoviren); seltener bakterielle Erkrankungen wie z. B. KeuchhustenHinweis: vermehrtes Auftreten von Pertussis durch fehlenden Impfschutz möglich
Weiterführende Diagnostik notwendig; Ursachen abklären ⇒ Ausschluss von Rachen- und Kehlkopfentzündungen, gastroösophageale Refluxkrankheit, medikamentös induzierter Husten, Asthma, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Tumore u. a.
Eine chronische Bronchitis liegt laut WHO dann vor, wenn die beiden charakteristischen Beschwerden wie Husten und Auswurf an den meisten Tagen während mindestens drei Monaten in zwei aufeinander folgenden Jahren bestehen; besonders häufig bei Rauchern; oft Vorstufe zur COPD ⇒ Husten, Auswurf und Atemnot über mehrere Jahre stellen die wichtigsten Symptome dar und sollten immer Anlass für einen Arztbesuch sein; je früher die COPD diagnostiziert wird, desto eher kann erfolgreich auf den Verlust der Lungenfunktion eingewirkt werden.
Erkältungsbedingter bzw. akuter Husten kann in der Selbstmedikation gut therapiert werden; laut Husten-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin1 ist der Einsatz von Phytopharmaka ein wichtiger Bestandteil der Hustentherapie z. B. Efeu-Extrakt (Wirksamkeit zuvor in doppelblinden, randomisierten und kontrollierten Studien nachgewiesen).
Es ist wichtig auf die Begleitsymptome des Hustens, seine Dauer, seine Regelmäßigkeiten und mögliche Ursachen zu achten, um eine optimale Therapie zu garantieren
Wichtig! Bessert sich der Husten nicht innerhalb von drei Wochen bzw. verschlimmert sich nach Absetzen des Hustenmittels, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen ⇒ Bronchitis, Lungenentzündung, Reizhusten.
Zu beachten! Laut Leitlinie wird die Kombination einer sekretolytischen und antitussiven Therapie heute nicht mehr so kritisch gesehen ⇒ die zeitversetzte Einnahme aus Expektoranzien tagsüber und Hustenstillern in der Nacht das Abklingen der Beschwerden und verkürzt den Krankheitsverlauf.
Bei unproduktivem, trockenem Husten zur Unterdrückung bzw. Verminderung des Hustenreizes:
Bei produktivem Husten zur Unterstützung des Abhustens ⇒ Sekretolytika, Mukolytika, Sekretomotorika (die Wirkung der der verschiedenen Wirkstoffe überlappen sich häufig)
Zu beachten:
Weitere Optionen:
Die Grenzen zwischen trockenem und produktivem Husten sind meist fließend, und so kann tagsüber bei produktivem Husten ein Expektorans und abends vor dem Schlafengehen ein Hustenstiller gegeben werden, denn auch ein produktiver Husten kann die Nachtruhe und den Schlaf empfindlich stören.
Die aktuelle S2k-Leitlinie1, empfiehlt erstmals die zeitversetzte Gabe von Expektoranzien und Antitussiva vor allem, wenn die Nachtruhe gestört ist.
Es muss dem Kunden jedoch sehr klar kommuniziert werden, dass die Einnahme wirklich zeitversetzt erfolgen muss, denn eine gleichzeitige Einnahme von Antitussivum und Expektorans kann aufgrund des eingeschränkten Hustenreflexes zu einem gefährlichen Sekretstau führen.
Antitussiva werden häufig auch als „Hustenblocker“ bezeichnet. Bei Patienten entsteht dabei oft der Eindruck, dass dann „nichts mehr geht“ und das notwendige Abhusten von zähem Schleim nicht mehr möglich ist. Im Beratungsgespräch sollte unbedingt angesprochen werden, dass „Hustenblocker“ den Hustenreiz nicht vollständig blockieren und das notwendige Abhusten bei bestimmungsgemäßer Dosierung möglich bleibt. Der trockene Reizhusten ist für den Körper eher schädlich, da er keine Reinigungsfunktion hat. Ein geeignetes Antitussivum kann den Reizhusten dämpfen, ohne ein ebenfalls nötiges Abhusten zu verhindern.
Wichtig ist auch, in der Beratung auf den Unterschied zwischen „hustenstillender“ und „hustenreizlindernder“ Wirkung hinzuweisen. Einige Wirkstoffe (z. B. Isländisch Moos, Thymian etc.) lindern den Hustenreiz d. h. die Hustenfrequenz wird vermindert, währenddessen die „hustenstillenden“ Wirkstoffe den Hustenreiz dämpfen.
Weiters ist zu beachten, dass bei Phytotherapeutika eine klare Abtrennung zwischen Hustenstillern und Schleimlösern oft nicht möglich ist. Das liegt an der Vielzahl der Inhaltsstoffe, die pflanzliche Drogen enthalten und die das Wirkspektrum ausmachen.
Interessant ist, dass durch sogenannte Demulzenzien der Hustenreiz gelindert werden kann. Die für „süß“ zuständigen Geschmacksknospen der Zunge und Mundschleimhaut reizen parasympathisch sensible Nerven, wodurch die Bronchialsekretion angeregt wird. Weiters wird durch eine direkte „Einhüllung“ die Reizung der Hustenrezeptoren vermindert. Ein guter Grund warum Hustentees immer gesüßt werden sollten. Dieser Effekt zeigt sich auch bei Honig und allen Zubereitungen mit Zucker (Hustenbonbons, Sirupe etc.). Die Wirkdauer beschränkt sich auf die Verweildauer des Zuckers am Rezeptor und beträgt etwa 20 bis 30 Minuten. Auch das Lutschen von normalen „Hustenzuckerln“ (Spitzwegerich, Salbei, Isländisches Moos u. a.) hilft somit den Hustenreiz zu mildern.