Ein Erkältungshusten ist am Beginn meist trocken und im weiteren Verlauf zunehmend produktiv.
„Ist der Husten trocken oder verschleimt?“ – das war immer die erste Frage bei einer Hustenberatung, um ein geeignetes Präparat auszuwählen. Laut der S2k-Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Husten bei Erwachsenen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin ist diese Unterscheidung aus therapeutischer Sicht nicht bedeutsam. Die Produktivität des Hustens ist von den Betroffenen nur schwer einzuschätzen, und die Übergänge zwischen den Kategorien und den Ursachen sind fließend. Viel wichtiger und relevanter für das therapeutische Vorgehen ist laut Leitlinie die Frage nach der Hustendauer, d. h. eine Klassifizierung des Hustens in akut, subakut und chronisch.
Schwerpunkte der Leitlinie sind vor allem aber auch die Physiologie des Hustens und Husten, der durch Affektionen im Bereich der oberen Atemwege (Nasen-Rachen-Raum) oder durch einen gastroösophagealen Reflux ausgelöst wird. Besonderes Augenmerk wird auch auf jene Ursachen gelegt, die mittels klassischer Diagnostik oft unentdeckt bleiben (z. B. Pertussis).
Auf den ersten Blick / Wirksames für die Selbstmedikation
Phytopharmaka:
Zentrale Antitussiva:
Mukolytika:
Der Hustenreflex ist prinzipiell lebenswichtig, denn er ermöglicht den Bronchien, sich von Fremdkörpern, aber auch von angesammeltem Schleim zu befreien ⇒ entzündliche, chemische oder physikalische Reizungen der Atemwegschleimhaut sowie auch mechanische Veränderungen.
Je nach Dauer unterteilt die aktuelle Leitlinie den Husten in akut, subakut und chronisch, und erst danach, ob er trocken oder produktiv ist.
Zu beachten! Bei schweren Verläufen bzw. Hinweisen auf andere Ursachen (SARS-CoV-2) ⇒ Ärzt:in kontaktieren.
Hinweis: vermehrtes Auftreten von Pertussis durch fehlenden Impfschutz möglich.
Erkältungsbedingter Husten kann in der Selbstmedikation gut therapiert werden. Es ist wichtig, auf die Begleitsymptome des Hustens, seine Dauer, seine Regelmäßigkeiten und mögliche Ursachen zu achten, um eine optimale Therapie zu garantieren. Leitliniengemäß ist der Einsatz von Phytopharmaka ein wichtiger Bestandteil der Hustentherapie:
Bei unproduktivem, trockenem Husten zur Unterdrückung bzw. Verminderung des Hustenreizes:
Bei produktivem Husten zur Unterstützung des Abhustens ⇒ Sekretolytika, Mukolytika, Sekretomotorika (Eigenschaften der Wirkstoffe überlappen sich häufig.)
Wichtig! Bessert sich der Husten nicht innerhalb von drei Wochen bzw. verschlimmert sich nach Absetzen des Hustenmittels, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen ⇒ Bronchitis, Lungenentzündung, Reizhusten.
Zu beachten! Die Grenzen zwischen trockenem und produktivem Husten sind meist fließend; laut Leitlinie wird die Kombination einer sekretolytischen und antitussiven Therapie heute nicht mehr so kritisch gesehen ⇒ während des Tages sekretolytisch und nachts antitussiv therapiert, kann sich die Wirkung eventuell sogar verstärken.
Im Beratungsgespräch ist es wichtig, die Kund:innen auf den Unterschied zwischen „hustenstillender“ und „hustenreizlindernder“ Wirkung hinzuweisen.
Antitussiva werden häufig auch als „Hustenblocker“ bezeichnet. Die Patient:innen haben dann Angst, dass das notwendige Abhusten von zähem Schleim verhindert wird. Antitussiva blockieren den Hustenreiz nicht vollständig, weil das notwendige Abhusten bei bestimmungsgemäßer Dosierung möglich bleibt. Generell ist der trockene Reizhusten für den Körper schädlich, da er keine Reinigungsfunktion hat. Ein geeignetes Antitussivum kann den Reizhusten dämpfen, ohne ein ebenfalls nötiges Abhusten zu verhindern.
Wichtig ist auch, den/die Kund:in im Beratungsgespräch auf den Unterschied zwischen „hustenstillender“ und „hustenreizlindernder“ Wirkung hinzuweisen. Einige Wirkstoffe (z. B. Isländisches Moos, Thymian etc.) lindern den Hustenreiz, d. h., die Hustenfrequenz wird vermindert, während die antitussiven Wirkstoffe den Hustenreiz zum Großteil unterdrücken. Auch ist zu beachten, dass bei Phytotherapeutika eine klare Abtrennung zwischen Hustenstillern und Schleimlösern oft nicht möglich ist. Das liegt an der Vielzahl von Inhaltsstoffen, die pflanzliche Drogen enthalten und die das Wirkspektrum ausmachen.
Die Grenzen zwischen trockenem und produktivem Husten sind meist fließend, und so kann tagsüber bei produktivem Husten ein Expektorans und abends vor dem Schlafengehen ein Hustenstiller gegeben werden, denn auch ein produktiver Husten kann die Nachtruhe und den Schlaf empfindlich stören. Das notwendige Abhusten bleibt somit trotz Antitussivum erhalten.Die aktuelle S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten empfiehlt erstmals auch die zeitversetzte Gabe von Expektoranzien und Antitussiva, vor allem wenn die Nachtruhe gestört ist.
Es muss dem/der Kund:in jedoch sehr klar kommuniziert werden, dass die Einnahme wirklich zeitversetzt erfolgen muss, denn eine gleichzeitige Einnahme von Antitussivum und Expektorans kann aufgrund des eingeschränkten Hustenreflexes zu einem gefährlichen Sekretstau führen.
Interessant ist, dass der Hustenreiz durch sogenannte Demulzenzien gelindert werden kann. Die für „süß“ zuständigen Geschmacksknospen der Zunge und Mundschleimhaut reizen parasympathisch sensible Nerven, wodurch die Bronchialsekretion angeregt wird. Weiters wird durch eine direkte „Einhüllung“ die Reizung der Hustenrezeptoren vermindert. Ein Grund, warum Hustentees immer gesüßt werden sollten. Dieser Effekt zeigt sich auch bei Honig2 und allen Zubereitungen mit Zucker (Hustenbonbons, Sirupe etc.). Die Wirkdauer beschränkt sich auf die Verweildauer des Zuckers am Rezeptor und beträgt etwa 20 Minuten. Auch das Lutschen von normalen zuckerhältigen „Hustenzuckerln“ (Spitzwegerich, Salbei, Isländisches Moos u. a.) hilft somit, den Hustenreiz zu mildern.