Beratungsleitfaden: Intimpflege

Aus diesem Grund ist eine ausführliche Beratung besonders wichtig. Durch gezielte Fragen kann relativ rasch entschieden werden, ob eine Selbstmedikation möglich ist.

Gerade bei der täglichen Intimpflege gibt es immer noch zahlreiche Missverständnisse. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die glauben, dass zu viel Pflege ungesund ist, und auf der anderen Seite stehen jene, die mit zu aggressiven Reinigungsmitteln „zu viel des Guten“ tun. Fakt ist, dass in diesem Fall „weniger“ sogar besser ist.

Das natürliche vaginale Gleichgewicht kann durch bestimmte Einflussfaktoren wie z. B. Stress, hormonelle Veränderungen, übertriebene oder ungeeignete Intimhygiene, Einnahme von Antibiotika, Besuch von Schwimmbad und Sauna etc. gestört werden. Die natürliche Schutzfunktion ist nicht mehr vollständig, und ein überschießendes Wachstum von Pilzen oder pathogenen Keimen kann die Folge sein.

Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation

Zur Anwendung im Intimbereich geeignet sind:

  • Pflegeprodukte, die frei von Seife, Parfüm und Alkohol sind, um den natürlichen pH-Wert des äußeren Intimbereichs zu erhalten
  • Waschlotionen mit Milchsäurezusatz
  • Milchsäuregels
  • Präparate mit Laktobazillen
  • bei vaginaler Trockenheit: Vaginalzäpfchen mit Hyaluronsäure bzw. Befeuchtungsgele
  • zur Pflege bzw. Schutz des Anogenitalbereichs: Präparate mit patentierten bioaktiven Polysacchariden
  • orale Probiotika (Laktobazillen), um das vaginale Mikrobiom zu unterstützen

Empfehlungen für das Gespräch an der Tara

Fragen, um die Voraussetzungen für eine ­Selbstmedikation zu überprüfen:

  • Um welche Art von Beschwerden im Intimbereich handelt es sich?
  • Werden die Beschwerden von anderen Symptomen ­begleitet?
  • Welche Mittel wurden bisher ausprobiert? Mit welchem Erfolg?

Für die Erhaltung eines gesunden vaginalen Gleichgewichtes spielen vor allem Milchsäurebakterien eine wichtige Rolle. Diese produzieren aus dem Glykogen, das sich in den Scheidenzellen befindet, Milchsäure und sorgen somit für einen pH-Wert zwischen 3,5 und 4,5. Dieses saure Milieu hemmt das Wachstum pathogener Keime und ist ein wichtiger Schutzmechanismus vor vaginalen Infektionen.

Mögliche Beschwerden:

  • Juckreiz, Brennen, Trockenheit
  • Entzündungen, geschwollene, rot entzündete Schamlippen
  • Ausfluss

Wichtig! Die Beschwerden können sehr unangenehm und belastend sein und unter Umständen auch die Partnerschaft belasten.

Mögliche Ursachen für die Beschwerden:

  • Abwehrschwäche der Haut und Schleimhaut, Stress, seelische Belastungen, Infektionskrankheiten
  • übertriebene Hygiene, fehlende Hygiene
  • Allergien gegen Pflegeprodukte und Waschmittel, Enthaarungscremen
  • chronische Erkrankungen (z. B. Diabetes)
  • trockene Haut durch häufiges Waschen und Reinigen oder Anwendung ungeeigneter Produkte
  • Hormonschwankungen (Schwangerschaft, Klimakterium)
  • Entzündungen durch Bakterien, Pilze, Viren
  • mechanische und chemische Reizung ⇒ enge Hosen, String-Tangas, übermäßiger Gebrauch von Seife, Intimgels und Intimdeos
  • Antibiotikatherapie, Kontrazeptiva
  • Piercings im Intimbereich, Intimrasur

Mögliche Erkrankungen im Intimbereich:

  • bakterielle Vaginose: bakterielles Ungleichgewicht der Scheidenflora; fischartig riechender Ausfluss, grünlich, gräulich-gelb, verstärktes Nässegefühl, Schmerzen beim Verkehr
  • Vaginalmykose (Candida albicans): Rötung und Schwellung, Juckreiz und Brennen, grauweiße Beläge
  • Vulvitis: Entzündung der Vulva mit Rötung, Schwellung, Schmerzen, Juckreiz
  • Trichomonaden: schaumiger gelblicher Ausfluss, Brennen in der Scheide
  • Herpesviren: gruppierte Bläschen, Schmerzen
  • Harnwegsinfekt: imperativer Harndrang, häufige Miktion bei geringer Harnmenge, erschwerte/schmerzhafte Miktion
  • Feigwarzen (Condylomata acuminata): zählen zu den häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen ⇒ Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV)
  • Chlamydia trachomatis: Eine Infektion führt unter anderem zu Entzündungen im Genitalbereich und der Harnwege.

Selbstmedikation

Wenn die Ursachen der Beschwerden wie Juckreiz, Brennen und Trockenheit hinlänglich bekannt sind, ist die Empfehlung zur Selbstmedikation vertretbar.
Eine gezielte und auf keinen Fall übertriebene Intimpflege soll das empfindliche Gleichgewicht der Scheidenflora bewahren ⇒ Pflegeprodukte mit Milchsäure, Aloe und Hamamelis reinigen den Intimbereich sanft und schonend und unterstützen die hauteigene Schutzfunktion.
Um die natürliche Fettschicht wieder aufzubauen bzw. um gereizte trockene Schleimhaut wieder zu beruhigen, eignen sich Salben und Cremes mit pflegenden Lipiden.

  • Pflegeprodukte für den Intimbereich sollten frei von Seife, Parfüm und Alkohol sein, um den natürlichen pH-Wert des äußeren Intimbereichs zu erhalten.
  • Waschlotionen mit Milchsäurezusatz unterstützen den Säureschutzmantel im Intimbereich.
    Milchsäuregels helfen, das Scheidenklima wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
  • Präparate mit Laktobazillen schützen und regenerieren die Scheidenflora.
  • Vaginalzäpfchen mit Hyaluronsäure bzw. Befeuchtungsgele unterstützen die Regeneration des Vaginalepithels bei vaginaler Trockenheit.
  • Präparate mit patentierten bioaktiven Polysacchariden zur Pflege bzw. Schutz des Anogenitalbereichs.
  • orale Probiotika (Laktobazillen) für eine gesunde Vaginal­flora

Im Beratungsgespräch kann die Kundin darauf aufmerksam gemacht werden, dass apothekenexklusive Produkte den Kriterien einer sanften Intimpflege entsprechen.

Grenzen der Selbstmedikation einhalten

  • bei Symptomen wie:
  • brauner, blutiger oder wässriger Ausfluss
  • stark riechender Ausfluss
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • schmerzhafte Bläschen im Intimbereich, die meist brennen und jucken
  • Schmerzen bei der Miktion
  • erschwerte Miktion
  • Fieber und ein starkes Krankheitsgefühl
  • chronische Beschwerden
  • Schwangerschaft
    ⇒ Abklärung bei ärztlichem Personal empfehlen!

Beratungstipps

  • Intimbereich sauber und trocken halten und sanft reinigen
  • nur den äußeren Intimbereich waschen; täglich, mit lauwarmem Wasser, mit der Hand (kein Waschlappen), von vorne nach hinten
  • Wichtig! Keine übertriebene Intimhygiene, selbst bei erhöhtem Reinigungsbedürfnis ⇒ auf Duschgele, Intimsprays, Scheidenspülungen und Intimwaschlösungen mit Duft, Seifen und Silikonölen verzichten
  • alkali- und seifenfreie Waschemulsionen verwenden; evtl. Intimwaschlotionen mit Milchsäure
  • auf die Verwendung von Feuchttüchern verzichten
  • nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten wischen
  • leichte Unterwäsche aus Baumwolle tragen und täglich wechseln
  • auf enge synthetische Kleidung verzichten
  • Tampons und Binden während der Menstruation regelmäßig wechseln
  • in den letzten Tagen der Menstruation keine oder sehr kleine Tampons tragen
  • beim Kauf von Slipeinlagen darauf achten, dass diese keine Duftstoffe enthalten und luftdurchlässig sind (ohne Plastik)
  • ein eigenes Handtuch für den Intimbereich verwenden, dieses häufig wechseln und mit hohen Temperaturen waschen
  • bei vaginaler Trockenheit ⇒ beim Geschlechtsverkehr ein Gleitgel verwenden, das die Elastizität der Haut erhöht

Zu beachten! Bei der gleichzeitigen Verwendung von latexhaltigen Kondomen und Gleitgelen ist auf deren Verträglichkeit mit Fetten und Ölen zu achten; Kondome aus Latex reagieren „empfindlich“ auf verschiedene Fette und Öle. Kondome aus z. B. Polyurethan zeigen diese Empfindlichkeit nicht.


Epilog

Der übertriebene Einsatz von ungeeigneten Pflegeprodukten ist eine der häufigsten Ursachen für Beschwerden im Genitalbereich

Im Intimbereich befinden sich viele Schweißdrüsen, sogenannte „apokrine Drüsen“. Diese sondern ein Sekret mit fettartigen und geruchsaktiven Stoffen ab, die zur „individuellen“ Duftnote eines jeden Menschen beitragen. Aber gerade diese „Gerüche“ veranlassen häufig zu einer übertriebenen Intimhygiene und zur Verwendung ungeeigneter Waschsubstanzen.

Weniger ist mehr

Bei der täglichen Pflege des Intimbereichs herrschen unter Frauen immer noch zahlreiche Missverständnisse. Die Extreme schwanken zwischen der Auffassung einerseits, dass Waschen in dem Bereich ungesund sei, und andererseits der häufigen Anwendung aggressiver Reinigungsmittel. Fest steht, weniger ist mehr. Zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts im Intimbereich eignen sich laktobazillenhaltige Scheidenkapseln und milde Pflegeprodukte speziell für den Intimbereich.

Pflege trockener Vaginalschleimhaut

Eine trockene Vaginalschleimhaut ist viel anfälliger für Infektionen. Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich die verschiedenen Mikroorganismen der Scheidenflora in einem ausgewogenen Gleichgewicht befinden. Hormonfreie Gele und Cremen befeuchten den Vaginalbereich und machen die Schleimhaut geschmeidig und gleitfähig. Einige Produkte eignen sich auch als Gleitmittel für den Geschlechtsverkehr.Um die natürliche Fettschicht wieder aufzubauen beziehungsweise um die gereizte und trockene Schleimhaut zu beruhigen, helfen Salben und Cremes speziell für den Genitalbereich. Die verträglichen Fettpflegemittel glätten die Haut und erhöhen die Elastizität, sodass Hautbeschädigungen in Form von Einrissen und mikroskopisch kleinen Verletzungen bei mechanischer Belastung seltener auftreten.

„Analbereich“ nicht vergessen

Bei der vorbeugenden und unterstützenden täglichen Intimpflege sollten auch der Damm und der Analbereich miteinbezogen werden. Spezielle Cremen und Reinigungs- und Pflegetücher lindern Symptome bei Analbeschwerden und Hämorrhoiden und fördern die Regeneration des empfindlichen Analbereichs.

Intimhygiene während der Menstruation

Ein erhöhtes Risiko für Infektionen besteht während der Menstruation. Wer bevorzugt Tampons benutzt, sollte diese während der ersten 2 bis 3 Tage regelmäßig wechseln (alle 3 bis 6 Stunden, je nach Blutungsstärke), weil sonst eine Vermehrung von Bakterien unnötig gefördert wird. Danach reicht es, wenn alle 4 bis 8 Stunden gewechselt wird. Für die abklingenden Tage gibt es extra kleine Tampons, die sinnvoll sind, weil sie wirklich ausschließlich die schwache Blutung aufsaugen und nicht zusätzlich Feuchtigkeit aus der Scheidenschleimhaut ziehen und die Scheide damit trocken und anfällig für Infektionen machen. Bei einer bestehenden Infektion ist die Verwendung von Binden (ohne Plastik) zu empfehlen.

Intimrasur

Für viele Menschen gehört die Intimrasur zur Körperpflege, und richtig gemacht spricht auch nichts dagegen. Wichtig ist nur, dass nach der Rasur bzw. Haarentfernung die richtigen Pflegeprodukte verwendet werden, damit es zu keinen Reizungen und Entzündungen kommt.