Ungefähr 90 % der Betroffenen mit Kopfschmerzen leiden an primären Kopfschmerzen wie Migräne, Spannungskopfschmerz oder Clusterkopfschmerz (streng einseitig).
Migräne ist neben dem Kopfschmerz vom Spannungstyp die häufigste Kopfschmerzform. Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr leiden doppelt so viele Frauen an Migräne wie Männer. Bis zum 40. Lebensjahr steigt die Migränehäufigkeit bei Frauen weiter an, sodass Frauen dann sogar dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Nach den Wechseljahren nimmt die Migränehäufigkeit wieder stark ab, und beide Geschlechter sind dann etwa gleich betroffen.
Kopfschmerzen werden häufig in „Eigenregie“ mit rezeptfreien Medikamenten therapiert. Kopfschmerzen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden und gehören abgeklärt, denn die funktionelle Einschränkung durch Kopfschmerzen im Alltag kann sehr belastend sein. Aus diesen Gründen ist es immer sinnvoll, die Kund:innen zu fragen, ob bereits eine ärztliche Diagnose gestellt wurde.
Auf den ersten Blick / Wirksames für die Selbstmedikation
Die Selbstmedikation bei Kopfschmerzen bzw. Migräne erfolgt in den meisten Fällen mit Analgetika und NSAR wie z. B.:
primäre Kopfschmerzen
sekundäre Kopfschmerzen
Es handelt sich hier um symptomatische Kopfschmerzen, d. h., sie sind meist das Symptom einer anderen Erkrankung, z. B.:
Charakteristik Migräne
Heftige, häufig einseitige (1/3 beidseitig) pulsierend-pochende Kopfschmerzen, die bei körperlicher Betätigung zunehmen. Die Attacken dauern ohne Therapie zwischen 4 und 72 Stunden, begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Licht- und Lärmempfindlichkeit; bis zu 25 % leiden unter Migräne mit Aura, d. h. vor Beginn der Kopfschmerzen ⇒ Sehstörungen (Lichtblitze, Flimmern, Sehausfälle), einseitige Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln) und/oder Sprachstörungen. Eine Migräneaura kann auch isoliert ohne Kopfschmerzen auftreten.
Migräne-Trigger
Individuelle Reize können eine Migräneattacke auslösen,z. B. Stress. Trigger identifizieren ⇒ Kopfschmerztagebuch.
Charakteristik Spannungskopfschmerz
Die Schmerzen sind oft mit einem Druckgefühl (wie ein zu enger Hut, Band um den Kopf) verbunden, schwach bis mittelstark und dauern wenige Minuten bis mehrere Tage. Begleitsymptome wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit fehlen.
Red Flags bei Kopfschmerzen
Eine ärztliche Abklärung ist notwendig bei Kopfschmerzen, die
Neben medikamentösen spielen auch die nichtmedikamentösen Therapien eine wichtige Rolle:
Die Selbstmedikation stellt für die meisten Betroffenen die häufigste Therapieform dar ⇒ Analgetika und NSAR.
Laut der aktuellen S1-Leitlinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“2 ist die Wirkung für Acetylsalicylsäure und Ibuprofen am besten belegt. Aber auch Naproxen, Dexketoprofen, Diclofenac (Rezeptpflicht) und Kombinationspräparate mit Koffein haben sich als wirksam erwiesen. Bei Kontraindikationen für NSAR kann auf Paracetamol ausgewichen werden. Laut Leitlinie2 sind galenische Formulierungen mit rascher Wirkstofffreisetzung (z. B. Brausetabletten) zu bevorzugen.
Laut der aktuellen S1-Leilinie „Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne“2 gelten Triptane (Zolmitriptan in der Selbstmedikation) bei akuten Migräneattacken mit mittelstarker bis starker Schmerzintensität, die nicht ausreichend auf eine Therapie mit NSAR oder Analgetika ansprechen, als Mittel der ersten Wahl.
Wichtig! Bei der Abgabe, sowohl bei NSAR als auch Analgetika und Triptanen, sollte der Hinweis nicht fehlen, dass eine zu häufige Einnahme zu Schmerzmittel-Kopfschmerzen (MOH) führen kann ⇒ Monopräparate nicht öfter als an 15 Tagen im Monat und Kombinationspräparate und Triptane nicht öfter als an 10 Tagen im Monat.
Weitere Optionen und Prophylaxe-Maßnahmen
Apps und internetbasierte Angebote können die Diagnostik und Therapie der Migräne unterstützen, indem sie den Verlauf der Migräne und Kopfschmerzen dokumentieren.
Zur besseren Diagnose, für eine optimale Therapie und als Richtlinie über die Notwendigkeit einer medikamentösen Prophylaxe wird das Führen eines Schmerztagebuchs empfohlen.
Dokumentiert werden sollten vor allem solche entscheidenden Angaben wie Lokalisation, Dauer, Häufigkeit und Stärke der Schmerzen. Die Intensität der Schmerzen kann zum Beispiel in leicht, mittelstark und stark eingeteilt werden. Natürlich ist es auch notwendig, die Art und Menge der eingenommenen Medikamente und das Ausmaß der erzielten Linderung zu dokumentieren (Schmerztagebuch, digitale Kopfschmerztagebücher, Apps mit Tagebuchfunktion bei Kopfschmerzen).
Bei mehr als zwei Attacken pro Monat wird eine medikamentöse Vorbeugung empfohlen. Neben synthetischen Medikamenten wie Betablockern, Antidepressiva, CGRP-Inhibitoren und CGRP-Antagonisten werden in den offiziellen Leitlinien2 der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) auch die drei Mikronährstoffe Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 empfohlen.
Schmerzmittel-Kopfschmerzen stellen in der Migräne- und Kopfschmerztherapie ein nicht zu unterschätzendes Problem dar. Die weltweite Prävalenz liegt zwischen 0,7 % und 1 %. Laut der Leitlinie1 der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft liegt die Schwelle für die Entstehung von Medikamenten-Übergebrauch-Kopfschmerz nach ICHD-3 für Kombinationsanalgetika bei ≥ 10 Einnahmetagen/Monat, für Monoanalgetika bei ≥ 15 Einnahmetagen/Monat. Weitere wichtige Risikofaktoren für Schmerzmittel-Kopfschmerzen sind unter anderem primäre Kopfschmerzen, weibliches Geschlecht, niedriger sozialer Status, andere chronische Schmerzerkrankungen, Stress, Übergewicht und Depressionen.
Es ist interessant, dass es dabei überhaupt keine Rolle spielt, ob Mono- oder Kombinationspräparate eingenommen wurden. Eine viel größere Bedeutung hat dabei die Häufigkeit der Einnahme und die Dosierung der Präparate.
Der chronische medikamenteninduzierte Kopfschmerz besteht täglich oder fast täglich, ist meist beidseitig, dumpf, bohrend oder pulsierend und wird von leichter Übelkeit und leichter Lärm- und Lichtempfindlichkeit sowie unter Umständen von Schleier- oder Flimmersehen begleitet.