Der häufigste Grund für akute Nackenschmerzen sind verspannte und verhärtete Muskeln. Meist sind verschiedene Faktoren für das Entstehen unspezifischer Nackenschmerzen verantwortlich. So können körperliche Belastungen am Arbeitsplatz, stundenlanges und verkrampftes Sitzen in einer Position am Schreibtisch, aber auch Stress, familiäre oder berufliche Sorgen zu Verspannungen und Schmerzen im Nacken führen. Immer wieder treten Nackenschmerzen gemeinsam mit Spannungskopfschmerzen und schmerzhaften Muskelverspannungen in den Schultern und am oberen Rücken auf.
Jeder zweite Erwachsene hat mindestens einmal im Leben mit Schmerzen im Nacken-Kopf-Schulter-Bereich (steifer Nacken, steifer Hals, Steifhals, Schiefhals, Zervikalsyndrom oder HWS-Syndrom) und/oder mit Rückenschmerzen zu tun.1 Frauen sind von den Schmerzen im Nacken-Schulter-Bereich bzw. den Schmerzen an der Halswirbelsäule häufiger betroffen als Männer. Bei jungen Erwachsenen treten Nackenschmerzen meist akut auf. Ab einem Alter von 20 Jahren sind wiederholte Schmerzphasen nicht ungewöhnlich („Handy-Nacken“).
Laut S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) „Nackenschmerzen“2 wird unterschieden zwischen:
Zu beachten! Risikofaktoren für chronische Verläufe sind auch Computerarbeit und andere arbeitsbedingte Belastungen oder nackenbelastende Schlafbedingungen.
Lokale Ausprägung im Bereich Nacken und in anschließenden Bereichen (Kopf, Schulter, Arm); jeder Betroffene ist unterschiedlich stark von den Symptomen betroffen:
Oft resultieren unspezifische Nackenschmerzen aus alltäglichen Fehlhaltungen, die zu muskulär-faszialen Überspannungen (Muskelverspannungen) führen:
Die S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) „Nackenschmerzen“2 empfiehlt bei akuten nichtspezifischen Nackenschmerzen vor allem Bewegung, deren Wirksamkeit sehr gut belegt ist.
Wichtig für die Beratung! Häufig wird aufgrund der Schmerzen eine Schon- bzw. Fehlhaltung eingenommen.
Zur Vermeidung einer Schonhaltung und Chronifizierung der Schmerzen sollte frühzeitig mit NSAR behandelt werden ⇒ kurzfristiger Einsatz von NSAR; die Wirksamkeit ist für folgende Substanzen bzw. Substanzkombinationen belegt:
Zu beachten! Analgetika-Kombinationen mit Koffein haben den Vorteil, dass Koffein als analgetisches Adjuvans den Effekt von ASS und Paracetamol um das 1,3- bis 1,7-Fache verstärkt ⇒ schnellerer Wirkungseintritt, stärkere analgetische Wirkung bzw. ist eine Reduktion der Analgetika-Dosis bei gleicher Wirksamkeit möglich.
Diverse Gele, Salben, flüssige Einreibungen und Sprays mit verschiedenen schmerzstillenden, entzündungshemmenden, kühlenden, wärmenden und abschwellenden Wirkstoffen (z. B. Beinwell, Arnika, Pfefferminzöl, Teufelskralle, Capsaicin, Wintergrünöl) sind eine beliebte Therapieoption bei Schmerzen im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich; Anwendung aber nur auf intakter Haut.
Zur Therapie von Nacken- und Schulterschmerzen werden neben medikamentösen und physiotherapeutischen Maßnahmen häufig auch physikalische Verfahren wie Wärmeanwendungen eingesetzt.
Als Wärmetherapie für „unterwegs“ sind Wärmepflaster für Schulter und Nacken praktisch, diese enthalten eine Mischung aus Aktivkohle und Eisenpulver: Nach dem Öffnen der Packung reagiert der Inhalt mit Sauerstoff und erzeugt eine kontinuierliche Wärmeabgabe bis zu acht Stunden.
Eine weitere Möglichkeit sind wirkstoffhaltige Pflaster oder Topika mit wärmender Wirkung. Gut belegt ist die Wirkung von Capsaicin aus Cayennepfeffer (Capsicum frutescens). Lokal aufgetragen stimuliert das Capsaicin die Wärme- und Schmerzrezeptoren der Haut, regt so die Durchblutung an und entspannt durch die entstehende Wärme die Muskulatur. Capsaicin wirkt zusätzlich auch neuromodulierend: Die Schmerzrezeptoren werden zunächst übererregt und dann dauerhaft desensibilisiert, wodurch die Weiterleitung von Schmerzreizen unterdrückt wird. Zu beachten ist, dass manche Menschen auf Capsaicin empfindlich reagieren, z. B. mit Juckreiz, Quaddel- oder Bläschenbildung. In diesem Fall muss die Therapie sofort abgebrochen werden. Wirkstoffhaltige Externa sollen nur auf intakter Haut und niemals in der Nähe von Augen und Schleimhäuten aufgetragen werden, nach der Anwendung sollen die Hände gründlich gereinigt werden. Bei Anzeichen einer akuten Entzündung (Rötung, Schwellung) sind diese Externa kontraindiziert. Zusätzliche Wärmequellen, wie z. B. Heizkissen, sollen vermieden werden.
Ungeachtet der eben beschriebenen, für leichtere Beschwerden sicherlich gut geeigneten Wärmetherapien muss das Hauptaugenmerk bei der Beratung darauf liegen, den Teufelskreis aus Schonhaltung und Chronifizierung der Nacken- und Schulterschmerzen (und ggfs. daraus resultierenden Spannungskopfschmerzen) zu durchbrechen. Daher sollte laut Leitlinie frühzeitig kurzfristig mit NSAR behandelt werden, die entsprechenden Substanzen und Kombinationen wurden im Mittelteil bereits beschrieben. Keinesfalls sollte Bettruhe und Ruhighaltung empfohlen werden, eine Beibehaltung der körperlichen Aktivität ist wichtig.