Der „Knochenschwund“ ist eine Erkrankung, die infolge steigender Lebensqualität und abnehmender körperlicher Aktivität immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ungefähr 370.000 Frauen und rund 90.000 Männer leiden in Österreich an dieser systemischen Skeletterkrankung, die durch eine verminderte Knochenmasse und eine mikroarchitektonische Störung des Knochengewebes charakterisiert ist.
Vor allem bei Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren nimmt die Knochendichte aufgrund des Hormonmangels nach dem Klimakterium ab (postmenopausale Osteoporose). Ab einem Alter von 70 Jahren zeigen die knochenabbauenden Zellen eine erhöhte Aktivität (senile Osteoporose), und Männer und Frauen sind gleichermaßen davon betroffen.
Die Pathogenese der Osteoporose ist multifaktoriell und kann durch Umwelteinflüsse, Systemerkrankungen sowie hormonelle und pharmakologische Einflüsse begünstigt werden.
Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation
Für die Selbstmedikation steht eine Reihe von Präparaten zur Verfügung:
Der für die Erkrankung Osteoporose typische fließende Übergang zwischen Prävention und Therapie erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit bei gefährdeten Patient:innen ⇒ Aufklärung und Beratung haben einen hohen Stellenwert.
Osteoporose entwickelt sich schleichend und bleibt lange symptomlos.
Aufgrund des Lebensalters und/oder eines Hormonmangels; mit 80 % die häufigste Form.
Risikofaktoren für eine sekundäre Osteoporose:
Aber auch ein ungesunder Lebensstil (z. B. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum), ein niedriges Körpergewicht, Bewegungsarmut, eine kalzium- und proteinarme Ernährung, ein Vitamin-D-Mangel (durch mangelnde Sonnenlichtexposition) und eine genetische Veranlagung können die Entstehung einer Osteoporose begünstigen; Kund:innen, bei denen eine oder mehrere dieser Risikofaktoren zutreffen ⇒ Aktiv auf das Thema Knochengesundheit ansprechen!
Wichtig: Heutzutage wird im Rahmen von Präventionsmöglichkeiten auch auf Risikofaktoren in jungen Jahren hingewiesen ⇒ massiver Bewegungsmangel und Essstörungen bereits in der Kindheit und Jugend
Die Therapie einer Osteoporose sollte grundsätzlich durch Ärzt:innen erfolgen. Die Behandlungen müssen entsprechend langfristig durchgeführt werden und erfordern ein hohes Maß an Compliance seitens der Patient:innen. Die Basistherapie besteht aus einer kombinierten Substitution von 1.200–1.500 mg Kalzium und 800–2.000 Einheiten Vitamin D3 (Einnahmeempfehlungen siehe Epilog).
Selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERMs), nur für Frauen nach den Wechseljahren
– Raloxifen
Anabole Therapie (Osteoblastenstimulation)
– Parathormon (PTH)
– Teriparatid ⇒ rekombinantes humanes Parathormon-Fragment: erhöht die Kalziumaufnahme aus der Nahrung und verhindert, dass zu viel Kalzium über den Harn eliminiert wird.
Weitere Optionen
– Vitamin-D-Metabolit: Calcitriol (aktive Form des Vitamin D), bei menopausaler Osteoporose
Schmerztherapie
– Eine adäquate Schmerztherapie bedarf der klinisch-diagnostischen Differenzierung und unterliegt den Kriterien des WHO-Stufenschemas zur Schmerztherapie.
Wichtig! Physiotherapeutische Maßnahmen sollten ein fixer Bestandteil der Therapie sein.
Ein wichtiger Baustein der Osteoporose-Prophylaxe ist eine knochengesunde Ernährung und ausreichend Bewegung bereits in der Kindheit.
Schon im Kindes- und Jugendalter werden die Grundlagen für gesunde Knochen geschaffen, denn in dieser Zeit überwiegt noch der Knochenaufbau. Bereits zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr haben die Knochen ihre endgültige Masse und Struktur erreicht, und der physiologisch normale Abbau beginnt.
Studien zeigten, dass regelmäßiges Spring- und Hüpftraining bei Kindern eine Erhöhung des Knochenaufbaus um 4 % bewirkt. Die daraus resultierende höhere Knochendichte schützt über viele Jahre, da ein „Polster“ vorhanden ist. Je höher die Knochenmasse und Knochendichte in der Jugend, umso geringer ist das Risiko, im Alter an Osteoporose zu erkranken; d. h. sportliche Kinder und Jugendliche von heute, die auch ausreichend Kalzium aufnehmen und sich „knochengesund“ ernähren, sind Senior:innen mit „starken“ Knochen von morgen.
Auch im Erwachsenen- und Seniorenalter ist regelmäßige Bewegung eine wichtige Basis sowohl in der Prävention als auch in der Therapie der Osteoporose. Regelmäßige Bewegung steigert die Muskelkraft, verbessert das Gleichgewicht und die Koordination. Gezieltes Muskeltraining setzt Reize für den Aufbau von Knochenmasse. Aus diesem Grund sollte regelmäßiges Krafttraining oder spezielles „Osteoporose-Turnen“ ein fixer Bestandteil im Tages- bzw. Wochenablauf sein. Das Training der Muskulatur fördert über direkte Reizung die Durchblutung des Sehnenansatzes und damit auch den Aufbauprozess des Knochens.
Die Einnahme von Calcium und Vitamin D kann einzeln oder in Kombination erfolgen. Calcium wird entweder als Calciumcarbonat und Calciumcitrat angeboten. Zu beachten ist, dass Calciumcarbonat zu oder nach den Mahlzeiten eingenommen wird, Calciumcitrat jedoch nüchtern. Gerade bei Calciumpräparaten ist darauf zu achten, dass viel Wasser bei der Einnahme getrunken wird. Die Einnahme von Protonenpumpenhemmern kann die Aufnahme von Calcium aus Calciumcarbonat beeinflussen (zu geringer pH-Wert im Magen).
Die Leitlinie unterscheidet bei den Empfehlungen für die Einnahme von Calcium und Vitamin D zwischen Patient:innen mit einer speziellen Osteoporose-Medikation und solchen ohne Medikation.
Bei Patient:innen ohne spezielle Osteoporose-Therapie wird die Einnahme von 800 IE bis 1.000 IE Vitamin D3 (20 µg bis 25 µg) täglich empfohlen. Die Calcium-Zufuhr (aus Nahrung und Supplementen) soll ohne spezifische Osteoporose-therapie rund 1.000 mg pro Tag betragen (maximal 2000 mg). Eine Nahrungsergänzung mit Calcium wird erst empfohlen, wenn die Zufuhr über die Nahrung nicht ausreicht. Um die Aufnahme von Calcium aus der Nahrung zu verbessern, ist es sinnvoll, Vitamin-D-Präparate gemeinsam mit Milch, Milchprodukten und anderen calciumhaltigen Nahrungsmitteln einzunehmen. Besonders viel Kalzium ist enthalten in Milch und Milchprodukten, Beeren, Brokkoli, Kohl, Spinat, Kresse, Petersilie und natürlichem Mineralwasser.
Bei Patient:innen mit einer antiresorptiven medikamentösen Osteoporose-Therapie besteht die Gefahr einer Hypokalzämie, da weniger Calcium aus den Knochen ins Blut abgeben wird. In diesem Fall ist auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium (mind. 1.000 mg) und Vitamin D (800 bis 1000 IE) unbedingt notwendig (v. a. auch bei einer Therapie mit Denosumab). In der Beratung sollten Kund:innen unbedingt darauf hingewiesen werden.