Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation
Die Prävalenz und Inzidenz der Erkrankung sind in den letzten Jahrzehnten stetig angestiegen. Die Ursachen für diesen Anstieg sind wahrscheinlich Stress, Reizüberflutung und möglicherweise veränderte Ernährungsgewohnheiten. Das klinische Spektrum reicht von gelegentlichen Symptomen bis hin zu schweren Komplikationen.
Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit kommt es zum Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre mit dem Risiko organischer Folgeerkrankungen und einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. Sodbrennen ist das zentrale Symptom einer gastroösophagealen Refluxkrankheit. Ein „stiller“ Reflux liegt vor, wenn das Symptom Sodbrennen fehlt.
Gastroösophageale Refluxbeschwerden (GERD) bezeichnen kein einheitliches Krankheitsbild, sondern sind ein Überbegriff für:
Die Erkrankung kann mit oder ohne typische erosive Schleimhautveränderungen auftreten. Interessant ist, dass im Lauf des Lebens der Schweregrad der Symptome abnimmt, das Ausmaß der Läsionen in der Speiseröhre aber zunimmt.
Zu beachten! Gelegentliches Sodbrennen ist unangenehm, aber meist harmlos. Tritt es jedoch häufiger auf, kann es zu Reizungen und Entzündungen der Speiseröhre kommen.
Eine Refluxkrankheit gilt als wahrscheinlich, wenn die typischen Symptome mindestens ein- bis zweimal pro Woche auftreten:• Sodbrennen ⇒ brennendes Gefühl hinter dem Brustbein: Leitsymptom, aber keinesfalls spezifisch für die Erkrankung • Aufstoßen von saurem Mageninhalt bis in den Mund-Rachen-Bereich (Regurgitation)• saurer Geschmack im Mund • SchluckbeschwerdenBesonders unangenehm können die Beschwerden in der Nacht sein. ⇒ Rückfluss des Speisebreis in die Speiseröhre durch die horizontale Liegeposition.
Wichtig! Es können auch sogenannte „atypische“ Beschwerden auftreten, die zuerst einmal nicht einer Refluxkrankheit zugeordnet werden (Verzögerung der Diagnosestellung): Entzündungen der Atemwege und des Nasenrachenraums mit den Symptomen Heiserkeit, Halskratzen oder chronischer Husten. Dauern die Beschwerden schon länger als zwei bis drei Wochen ⇒ Arztbesuch empfehlen
Bei der Auswahl eines Präparates gegen Sodbrennen soll vor allem darauf geachtet werden, wie häufig und mit welcher Intensität die Beschwerden auftreten.
Alginate ⇒ bilden bei Kontakt mit der Magensäure sehr schnell eine schützende Barriere und verhindern, dass Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt.
Antazida ⇒ geeignet zur Behandlung von gelegentlich auftretendem Sodbrennen und säurebedingten Magenproblemen – nur bei akuten Beschwerden einnehmen und auf keinen Fall vorbeugend!
• Hydrotalcit, Magaldrat (Schichtgitterantazida)
• Kalziumcarbonat, Magnesiumcarbonat
• Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid
Protonenpumpeninhibitoren ⇒ direkte Blockade der Säurepumpe (Einnahme nur einmal täglich)
• Omeprazol
• Pantoprazol
Gastroprotektiva ⇒ schleimhautschützend
• Misoprostol
• Sucralfat
Phytotherapie
• Käsepappel, Ringelblume, Süßholz, Pfefferminz u. a.
• Extrakt-Kombinationen: bittere Schleifenblume, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schöllkraut und Süßholzwurzel
Alternativen
• Haferzubereitung und Extrakt aus Papaya ⇒ bei schmerzempfindlicher Magenschleimhaut als Folge einer Gastritis
• Tamarindensamen ⇒ Besondere Haft-Eigenschaften an der Schleimhaut schützen die Schleimhäute vom Rachen bis zum Magen, in Kombination mit Alginat werden die Reflux-Symptome gelindert.
• Wirkstoffkombination Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat und Poloxamer 407 ⇒ Schutz für die Speiseröhre bei gastroösophagealem Reflux, Sodbrennen, Oberbauchschmerzen, Reizhusten und Stimmstörung
• Heilerde ultrafein ⇒ traditionell angewendetes, mildes Naturheilmittel gegen Sodbrennen und säurebedingte Magenbeschwerden
• rein mineralische Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen: Kieselsäuregel mit Siliciumdioxid
• Basenpulver
• Homöopathie
Die Therapieoptionen bei Sodbrennen sind vielfältig, aber die Wahl des Präparates hängt vor allem davon ab, wie ausgeprägt die Beschwerden sind, wie häufig sie auftreten und wie lange sie bestehen.
Kommt Sodbrennen nur gelegentlich vor, ist es in der Regel harmlos und kann gut in der Selbstmedikation behandelt werden. Bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit sind die Protonenpumpenhemmer die Mittel der ersten Wahl. Häufig kommt es jedoch vor, dass die PPIs nicht ausreichend wirken. In diesem Fall müssen andere Therapieformen bzw. eine Add-on-Therapie gefunden werden.
Ein relativ neues Therapieprinzip bei GERD sind die Alginate. Diese bilden eine gelartige Schicht („Alginatdeckel“) auf dem Magensaft und somit eine mechanische Barriere gegen das Aufsteigen von Säure aus dem Magen in die Speiseröhre. Den Hintergrund für dieses Therapieprinzip bildet die sogenannte „Acid Pocket“ (Säuretasche). Darunter versteht man einen Überschuss von ungefähr 50 bis 70 ml Magensäure, der physiologisch direkt nach der Nahrungsaufnahme auf dem Speisebrei entsteht. Bei GERD kann diese Säureschicht bis in die Speiseröhre aufsteigen und Beschwerden verursachen.
Das Problem ist, dass die Säurebildung der „Acid Pocket“ durch „Säurehemmstoffe“ nicht beseitigt wird. Dies erklärt auch, warum die Gabe von PPIs zu einem gelegentlichen Therapieversagen und zu einer unzureichenden Symptomkontrolle führen kann. Die Gabe von Alginaten kann somit als funktionierende Add-on-Therapie gesehen werden. Zusätzlich haben Alginate auch eine schleimhautschützende Wirkung, da sie einen Schutzfilm in der Speiseröhre bilden.Eingenommen werden Alginate vor allem nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Besonders die Einnahme vor dem Schlafengehen hat sich bewährt, um dem Aufsteigen von Magensäure und dem nächtlichen Reflux entgegenzuwirken.
Da Alginate nicht resorbiert werden, ist eine Gabe in der Schwangerschaft möglich.