Beratungsleitfaden: Sportverletzungen

Die wachsende Zahl von Freizeitsportler:innen, der Trend zu ­Modesportarten mit erhöhtem Verletzungsrisiko, eine vermehrte Risikobereitschaft und eine ungenügende Vorbereitung sind die häufigsten Ursachen für die steigende Tendenz von Sportverletzungen.

Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit ereignen sich pro Jahr ca. 200.000 Unfälle bei der Sportausübung (Freizeit, Verein, Schule). Jede Sportart hat ein eigenes Risikoprofil mit unterschiedlichen Verletzungsschwerpunkten. Die Topunfallsportarten sind vor allem Fußball, Schifahren, Snowboarden, Joggen, Radfahren und Mountainbiken. Männer verletzen sich statistisch häufiger als Frauen, ­wofür vor allem die Sportarten Fußball (hohe Zahl der Ausübenden) und Mountainbiken verantwortlich sind.

Trotzdem ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass der gesundheitliche Nutzen von Sport überwiegt. Dieser verbessert nicht nur die ­Fitness ganz allgemein, sondern hat erwiesenermaßen auch eine positive Wirkung auf die Psyche, das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem und auf Knochen und Gelenke. Und nicht zu vergessen ist der nicht zu unterschätzende soziale Stellenwert von Sport.

Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation

  • PECH-Regel beachten!
  • Wundversorgung: Grundprinzip der Wundreinigung: Säubern, Desinfizieren, Abdecken, Fixieren
    – Je nach Wunde: Desinfektionsmittel, Verbandsmaterialien, Blasenpflaster, feuchte Wundheilung etc.
  • Stumpfe Verletzungen:
    – Topika mit schmerzstillenden, entzündungshemmenden, kühlenden, abschwellenden, resorptionsfördernden Wirkstoffen; synthetisch, pflanzlich, homöopathisch
    – Lokaltherapie unwirksam: orale NSAR

Empfehlungen für das Gespräch an der Tara

Fragen, die vor einer Selbstmedikation geklärt werden sollten:

  • Welche Verletzung liegt vor? Welcher Körperteil ist ­betroffen?
  • Wichtig! Wie lange liegt die Verletzung zurück? Wurde schon „erstversorgt“, und wie hat diese Erstversorgung ausgesehen?
  • Art der Schmerzen ⇒ Ruhe-, Druck-, Dehnungs-, ­Bewegungsschmerz?
  • Wurde die Verletzung ärztlichem Personal gezeigt?

Einteilung Sportverletzungen

  • Überlastungsschäden
  • stumpfe Traumata
  • Frakturen und Dislokationen
  • Weichteilverstauchungen und -zerrungen

Überbeanspruchung ist die häufigste Ursache von Sportverletzungen: Muskeln, Sehnen, Knorpeln, Faszien und Knochen können davon betroffen sein. Die Gefahr von Verletzungen hängt von individuellen und äußeren Faktoren ab.

  • individuelle Risikofaktoren, z. B. Muskelschwäche, ­Inflexibilität, frühere Verletzungen u. a.
  • äußere Faktoren, z. B. falsches Training, Überlastung, fehlende Erholungszeiten

Häufigste akute Sportverletzungen

  • Prellungen, Verstauchungen
  • Risse und Zerrungen an Sehnen oder Bändern
  • Knochenbrüche, Verrenkungen

Zu beachten! Unterscheidung zwischen einer akuten Sportverletzung (meist Unfälle) und chronischen Sportverletzungen (Über- bzw. Fehlbelastungen).

Welche Verletzung liegt vor?

  • Bluterguss
  • Prellung, Zerrung
  • Verrenkung, Verstauchung
  • Muskelverletzung ⇒ Muskelkater, Muskelkrampf, Muskelzerrung, Muskelfaserriss
  • Sehnen- und Bänderverletzung
  • verletzte Hautoberfläche, Schürfwunden, Platzwunden, Blasen, Scheuerstellen
  • u. a.

Mögliche Symptome und Anzeichen

  • leichte bis starke Schmerzen
  • jede Kombination aus Weichteilödem, Erythem, Erwärmung, Punktschmerzhaftigkeit, Bewegungsverlust u. a.

Mögliche Begleitsymptome

  • Anzeichen einer Entzündung
  • verzögerte Blutgerinnung
  • Ödeme, Hämatome
  • Allgemeinreaktionen, z. B. Fieber, Kopfschmerzen, ­Benommenheit

Beratungstipps

  • Trainingseinheiten dem individuellen Alter, Gesundheits- bzw. Fitnesszustand anpassen
  • gezielte Aufwärmübungen vor dem Sport
  • geeignete Ausrüstung
  • Vermeiden von Überlastung

Unverzüglich zu Ärzt:innen

  • Verdacht auf Fraktur
  • innere Verletzungen
  • Wirbelsäulenbeteiligung
  • Verletzungen im Kopfbereich
  • sensorische oder motorische Ausfälle
  • größere offene Wunden, z. B. Platzwunde

Selbstmedikation

Für die erste Selbsthilfe bei Sportverletzungen gilt die altbekannte PECH-Regel ⇒ Pause – Eis – Compression – Hochlagern.

  • ruhigstellen und evtl. immobilisieren, um weitere Verletzungen zu verhindern
  • Kühlung ⇒ führt zur Vasokonstriktion und verringert die Weichteilschwellung, Entzündung und Schmerzen; Eis und Kühlpackungen NIE direkt aus dem Tiefkühlfach auf die Haut legen (besser die Kühlung im Kühlschrank) ⇒ Stelle immer zuerst mit einem Tuch abdecken oder mit ein paar Lagen einer Kompressionsbinde umwickeln bzw. oft mitgelieferte Schutzhülle verwenden, erst dann die Kühl­packung auflegen und mit einer Kompressions- oder Elastikbinde fixieren; sinnvoll sind zwei Kompressen, die abwechselnd verwendet werden; nicht länger als 20 Minuten auf die betroffene Stelle legen
  • elastische Kompressionsverbände ⇒ zur Stabilisierung und zur Verhinderung von Nachblutungen und Schwellungen, reduzieren Ödeme und Schmerzen; Bandage nicht zu fest wickeln

Wundversorgung:

  • Grundprinzip der Wundreinigung ⇒ Säubern, Desinfizieren, Abdecken, Fixieren
  • oberflächliche Wunden ⇒ die feuchte Wundheilung unterstützt die natürliche Heilung und vermindert die Wahrscheinlichkeit einer Narbenbildung.
  • im Zweifelsfall nur Erstversorgung vornehmen (z. B. sterile Abdeckung), anschließend zu Ärzt:innen bzw. ins Krankenhaus
  • bei so genannten Bagatellverletzungen wie Blasen und Scheuerstellen ⇒ Selbsthilfe mit Verbandszeug, Blasenpflaster etc. (sollte in keiner Sporttasche fehlen)
  • Schürfwunden ⇒ desinfizieren und mit Pflaster oder Mullbinde abdecken

Wichtig! Impfschutz auf Tetanus überprüfen. Keine durchblutungsfördernden Maßnahmen (Wärme, Alkohol, Massage etc.) bei der Erstversorgung

Stumpfe Verletzungen

Stumpfe Verletzungen entstehen durch äußere Gewalt und haben keine offenen Wunden zur Folge.

Wichtig! Für die Behandlung von stumpfen Verletzungen gedachte Topika nicht auf geschädigte Haut oder offene Wunden auftragen!

  • Gele, Salben, Sprays, flüssige Einreibungen mit ­verschiedenen schmerzstillenden, ­entzündungshemmenden, kühlenden, abschwellenden Wirkstoffen, z. B. Ibuprofen, ­Diclofenac, Salicylate
  • Cremen und Gele mit Heparin oder Aescin beschleunigen die Resorption von Hämatomen und die Rückbildung von Ödemen.
  • Präparate mit Beinwellwurzel, kieselsaurer Tonerde
  • ätherische Öle ⇒ Lavendelöl, Rosmarinöl, Menthol, ­Campher, Latschenkiefernöl
  • cetylierte Fettsäuren
  • Salben und Cremen mit hyperämisierenden Inhaltsstoffen erst einige Tage nach der Sportverletzung anwenden ⇒ Ausschluss von akuten Gewebereaktionen (Nikotinsäurederivate, ätherische Öle, Capsaicin)
  • homöopathische Zubereitungen ⇒ topisch und/oder zum Einnehmen
  • Enzymtherapie ⇒ zur Unterstützung der Therapie und der Selbstheilungskräfte werden proteolytische Enzyme zugeführt, z. B. Bromelain, Papain, Trypsin, Rutosid
  • lokale Therapie nicht ausreichend wirksam ⇒ Einnahme von NSAR empfehlen

Sonderfall Muskelkater

„Heiße“ Bäder und Salben mit durchblu­tungsfördernden Zusätzen beschleunigen den Regenerati­onsprozess.


Epilog

Eine vernünftige Erste-Hilfe-Ausrüstung sollte auch unterwegs immer dabei sein!

Oberflächige Wunden, Blasen, Prellungen, Zerrungen, Blutergüsse, leichte Verstauchungen oder Quetschungen mit intakter Hautoberfläche können in der Selbstmedikation gut therapiert werden. Es kann aber nicht oft genug wiederholt werden, wie wichtig es ist, zu fragen, wie lange die Verletzung zurückliegt und wie „erstversorgt“ wurde. Sobald die Beschwerden von anderen Symptomen wie Entzündungen, Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen, starken Ödemen u. a. begleitet werden, ist auf alle Fälle eine Abklärung beim ärztlichen Personal zu empfehlen.

Rechtzeitig vorsorgen

Eine vernünftige Erste-Hilfe-Ausrüstung sollte in keiner Sporttasche fehlen. Diese kann je nach Sportart und Bedürfnissen den Kund:innen individuell angeboten werden. Am besten immer gleich bereit zur Mitnahme in einem Täschchen oder einer kleinen Box, z. B.:

  • Verbandsmaterialien wie Pflaster, Sprühpflaster, sterile Wundauflagen, Tapeverband, Mullbinden und Leukoplast
  • Desinfektionsmittel bevorzugt als Spray
  • Pinzette zum Entfernen von Fremdkörpern, Schere
  • blutstillender Spray
  • Vereisungsspray ⇒ sofortige Schmerzlinderung bei unblutigen Verletzungen
  • Sportsalben, -gele, -sprays
  • Wund- und Heilsalbe, Blasenpflaster

Für die erste Selbsthilfe bei Sportverletzungen gilt die altbekannte PECH-Regel: Pause – Eis – Compression – Hochlagern.Eine rasche Behandlung nach diesem Prinzip lindert nicht nur die Schmerzen, sondern verringert auch eine Weichteilschwellung, Ödembildung und Entzündungsreaktion. Meist entscheiden die ersten Minuten über Schwere und Dauer einer Verletzung.

Die betroffene Stelle wird nach unkomplizierten Verletzungen ruhiggestellt und hoch gelagert, bis die Schwellung und akute Schmerzen abklingen. Kälte lindert in erster Linie die Schmerzen, verbietet sich allerdings bei offenen Wunden. Die Kältebehandlung führt zum Zusammenziehen der Blutgefäße, vermindert die Schwellung, reduziert den Stoffwechsel im betroffenen Bereich und lindert die Schmerzen. Es wird empfohlen, dass anstelle von Eisspray oder Eis die betroffenen Regionen besser mit kaltem Leitungswasser, gelhaltigen Kühlpackungen und „wärmeentziehenden“ Wickeln moderat gekühlt werden. Es können auch elastische Binden mit kaltem Wasser getränkt und anschließend um die Verletzung gewickelt werden.