Das Ziel jeder Wundversorgung ist die Vermeidung von Infektionen und die Unterstützung und Beschleunigung der Wundheilung. Eine saubere, nicht infizierte Wunde sollte das Ziel jeder Wundbehandlung sein, da Infektionen den physiologischen Heilungsprozess hemmen und unschöne Narben entstehen können.
Die im täglichen Leben am häufigsten vorkommenden Verletzungen sind Schürf- und Kratzwunden, Blasen, kleinflächige Verbrennungen und Verbrühungen. Die/Der Kund:in sollte über die reichhaltige Auswahl an verfügbaren Desinfektionsmitteln, Wundauflagen und Heilsalben sowie über deren richtige Anwendung informiert werden. Auch für die Zusammenstellung einer vernünftigen „Wundversorgungshausapotheke“ bieten sich an der Tara sehr viele Möglichkeiten.
Auf den ersten Blick – Wirksames für die Selbstmedikation
Ziel einer phasengerechten Wundheilung ist eine rasche, einfache und für die/den Patient:in angenehme und schmerzfreie Behandlung der Wunde.
Damit die Wunde schnell und ohne Komplikationen abheilt, sollten optimale Bedingungen geschaffen werden, z. B. eine saubere Wunde, glatte und dicht aneinanderliegende Wundränder, eine gute Durchblutung des Gewebes und ein feuchtes Wundmilieu; eine sorgfältige Wundreinigung ist wichtig, um Schmutzpartikel aus der Wunde zu entfernen und einer Wundinfektion vorzubeugen.
Der Prozess der Wundheilung verläuft in drei Phasen, die sich
zeitlich überlappen und auch parallel verlaufen können; über
die Aktivierung der Gerinnungskaskade unter Mitwirkung des
Gewebefaktors (Faktor III oder Gewebethromboplastin) wird
die Wunde „provisorisch“ verschlossen ⇒ Vermeidung von
weiteren Blutverlusten und Schutz vor Keimen.
Wichtig! Besonders in der Granulations- und Epithelisierungsphase ist eine „Wundruhe“ in einem optimalen feuchten Grundmilieu wichtig.
Narbe (Cicatrix) ⇒ entsteht bei der physiologischen Wundheilung, wenn tiefere Hautschichten verletzt sind; bei kleinen Verletzungen (Schürfwunden, kleinen Schnitten) ist nur die obere Schicht der Epidermis verletzt, die intakte Basalschicht (Stratum basale) kann neue Hautzellen produzieren; bei Verletzungen bis in die Lederhaut oder tiefer ist eine Wundheilung ohne Narbenbildung nicht möglich ⇒ Hautzellen werden durch unelastisches Bindegewebe ersetzt, d. h., es handelt sich um eine gutartige Vermehrung von Bindegewebe. In der Heilungsphase (unreife Narbe, mehrere Monate bis ein Jahr) ist das Gewebe oft gerötet und leicht erhaben; manchmal kann es auch zu Juckreiz und Schmerzen kommen; „reife“ Narben sind weich, flach, blass und schmerzlos.
Wichtig: Da Narben kein Pigment enthalten, müssen diese vor der Sonne geschützt werden. Pathologische Narben liegen vor, wenn diese Schmerzen, Juckreiz, Berührungsempfindlichkeit oder Bewegungseinschränkungen verursachen oder wenn aufgrund ihres Aussehens die/der Betroffene psychische Probleme hat.
Rascher Therapiebeginn ⇒ steigert die Chancen, dass sich die Narbe glatt, elastisch, widerstandsfähig und kosmetisch unauffällig entwickelt. Laut S2k-Leitlinie „Therapie pathologischer Narben (hypertrophe Narben und Keloide)“ ⇒ Silikongele und Externa mit Zwiebelextrakt zur Vorbeugung und Therapie; diese sollten nach dem Verschluss der Wunde zu Beginn vorsichtig und bei zunehmender Festigkeit des Gewebes kräftig einmassiert werden.
Wichtig für die Beratung! Geduld und Kontinuität sind notwendig; Prozess der Narbenbildung erfolgt über eine lange Zeit (Monate bis Jahre); regelmäßige Anwendung über einen längeren Zeitraum ⇒ 3 bis 6 Monate (je nach Produkt), eine Besserung sollte nach 2 bis 3 Monaten zu erkennen sein (ansonsten Produktwechsel).
Ein feuchtes Wundmilieu kann die Heilung beschleunigen und einer Narbenbildung entgegenwirken.
Früher wurde immer der Rat gegeben, „Luft“ an die Wunde zu lassen. Der Nachteil dieser „trockenen“ Wundheilung ist jedoch, dass es dabei zur Schorfbildung kommt und der Prozess der Wundheilung eher verlangsamt und gleichzeitig die Narbenbildung begünstigt wird.
Heute wird auch zur Behandlung ganz typischer Alltagswunden das Prinzip der „feuchten“ Wundheilung empfohlen. Moderne Wundverbände beeinflussen die physiologischen Wundheilungsprozesse positiv, da sie ein feuchtes Wundmilieu schaffen und somit die Granulations- und Epithelisierungsphase fördern. Durch die feuchte Wundheilung wird die Bildung von Schorf verhindert, die Heilungsphase beschleunigt und einer Narbenbildung vorgebeugt. Innovative Gelpflaster erfüllen diese Kriterien der feuchten Wundheilung optimal. Sie liegen wie eine zweite Haut auf der Wunde und bieten somit Schutz vor äußeren Einflüssen und können außerdem mehrere Tage auf der Wunde verbleiben.
Zu den hydroaktiven Wundauflagen zählen Kompressen aus Hydrogel, Alginat, Hydrokolloid, Schäumen, Superabsorbern und semipermeablen Folien. Vor allem Hydrogele entsprechen dem Therapieansatz der feuchten Wundheilung. Aufgrund der atmungsaktiven Eigenschaften können Hydrogele während der gesamten Wundheilungsphase und auch bei verschiedenen Wundarten (besonders zur Behandlung von Schürfwunden und kleineren Schnittwunden) angewendet werden. Alginate sind starke Gelbildner und werden deshalb bei stark nässenden Wunden mit oder ohne Infektion eingesetzt. Sie bilden ein visköses Gel und haben ein enormes Quell- und Bindungsvermögen, womit automatisch eine natürliche Wundreinigung unterstützt wird. Hydrokolloid bewahrt die Wunde vor Bakterien und Verunreinigungen. Es saugt Wundsekret auf und verwandelt dieses in ein gelartiges Kissen, dass die Wunde schützt und für ein feuchtes Milieu sorgt.
Das Ziel von Narbenpflastern ist, das Narbengewebe zu reduzieren, die Narben insgesamt heller, elastischer und flacher zu gestalten. Klassische Narbenpflaster sollten erst nach der abgeschlossenen Wundheilung angewendet werden. Optimal wäre eine Behandlung über 2 bis 3 Monate, ist aber natürlich auch abhängig von der jeweiligen Wunde und deren Beschaffenheit. Narbenpflaster sind atmungsaktiv und wasserundurchlässig und erzeugen somit ein Hautklima, dass die Stoffwechselprozesse anregt und die Neubildung von Hautzellen fördert. Zu beachten ist, dass das Pflaster nie für mehr als 12 Stunden entfernt werden darf, denn nur dann ist der Regenerationsprozess gewährleistet.