Die Debatte um eine Liberalisierung der ärztlichen Hausapotheken geht weiter und wird zunehmend schärfer. Der mit Spannung erwartete Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde, in dem für die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum „Lösungsansätze aus wettbewerblicher Sicht“ aufgezeigt werden und eine Angleichung der Zulassungsvoraussetzungen für Hausapotheken und öffentliche Apotheken empfohlen wird, polarisiert weiter.
In Stellungnahmen der Apothekerschaft wird zum einen ein „Apothekensterben“ als Folge der Liberalisierung befürchtet – mittelfristig wären 600 der derzeit 1.372 öffentlichen Apotheken akut von einer Schließung bedroht –, zum anderen auch vor einer Gefährdung der Versorgung – immerhin habe ein öffentliche Apotheke 50 bis 60 Stunden pro Woche geöffnet – und auch vor einer Gefährdung der Patientensicherheit, Stichwort: „Vier-Augen-Prinzip“, gewarnt.
Anders sieht es die Ärztekammer, die umgehend und scharf auf die Aussendungen der Apothekerkammer konterte und den Apothekern primär finanzielle Eigeninteressen attestierte, die sich eben nicht am Versorgungsbedarf orientierten. Ärztliche Hausapotheken seien besonders in entlegenen Regionen im ländlichen Raum, wo es nur wenige öffentliche Apotheken gibt, sinnvoll und seien die richtige und einfache Lösung für ein zunehmendes Versorgungsproblem, heißt es in einer Presseaussendung der Ärztekammer.
Die Vertreter der Apothekerschaft kritisieren vor allem den Bericht der Wettbewerbsbehörde, der als Themen- und Aufgabenverfehlung bezeichnet wird, und mahnen zur Besonnenheit. In einer Pressekonferenz warnen Jürgen Rehak, Raimund Podroschko und Gerhard Kobinger davor, zwei im Sinne ihrer Patienten zusammenarbeitende Gesundheitsberufe gegeneinander aufzubringen und ein funktionierendes System in Gefahr zu bringen.
Das letzte Wort in der Debatte, die sich zunehmend unter den Schlagworten Wettbewerb und/oder Versorgung subsumieren lässt, dürfte noch längere Zeit nicht gesprochen sein.