Gerade Apotheker sind in ihrem Berufsalltag häufig mit Problemen des Bewegungsapparates konfrontiert, wie Tagungspräsidentin Mag. pharm. Catherine Bader einleitend erläutert. Das Spektrum reicht von akuten Verletzungen über Rückenschmerzen bis hin zu rheumatischen Erkrankungen. „Wir sind oft erste Anlaufstelle für diese Menschen, deshalb ist es so wichtig, gut zu versorgen und optimal zu beraten.“
Auch der zweite Tagungspräsident, Univ.-Prof. Dr. Klaus Machold, Klinische Abteilung für Rheumatologie, AKH Wien, betont die Bedeutung der Apotheke als Erstanlaufstelle. Schmerzen, vor allem des Bewegungsapparates, zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen der Bevölkerung. Allein beim Allgemeinmediziner stellen Probleme des Bewegungsapparates den zweithäufigsten Grund für eine Konsultation dar. Es sei daher davon auszugehen, dass mindestens genauso viele Menschen zunächst die Apotheke aufsuchen.
„Der Apotheker ist oft der erste Ansprechpartner bei Schmerzen.“ Machold verweist auf die große Bandbreite von Schmerzen des Bewegungsapparates – von Sportverletzungen bis zu entzündlichen Erkrankungen. Die Sensibilisierung für Letztere, das Erkennen von Warnsignalen für einen möglicherweise bedrohlichen Verlauf – Verdacht auf entzündliche Veränderungen, lang andauernde Beschwerden – und die Empfehlung zum Arztbesuch sind ihm ein besonderes Anliegen. „Die Rolle des Apothekers ist hier gar nicht hoch genug einzuschätzen!“
In letzten Jahren haben sich Therapiemöglichkeiten sehr verbessert, so dass heute eine Vielzahl moderner therapeutischer Optionen zur Verfügung steht. Bader verweist neben dem niederschwelligen Zugang, den Apotheken bieten, vor allem auch auf die Bedeutung der Beratung in Bezug auf Anwendung, Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen. Dadurch verbessere sich auch die Adherence der Patienten, betont Bader.
Auch Machold sieht die Apotheke als ganz wesentlichen Partner in der Verbesserung der Therapieadhärenz. Man wisse von Arzt-Patienten-Gesprächen, dass sich der Patient nicht einmal die Hälfte dessen merke, was empfohlen und vereinbart wurde. Machold unterstreicht den Mehrwert der wiederholenden Beratung: „Das ist besonders bei Medikamenten wichtig, die nicht täglich einzunehmen sind – wie eben Methotrexat“, verweist er auf ein klassisches Beispiel für einen Medikationsfehler, wenn es der Patient täglich einnimmt.
Beschwerden des Bewegungsapparates sind eng mit unserem Lebensstil, Stichwort sitzende Berufe, Bewegungsarmut und Fehlbewegung, verbunden. Ein Thema, das vermutlich jeden von uns in der einen oder anderen Weise betrifft. Wenig verwunderlich also, dass gerade auch Vorträge, die sich mit nichtmedikamentösen Therapieansätzen und präventiven Maßnahmen befassten, wie etwa der Workshop „Haltung als Fundament für Bewegung“ und der Vortrag zur Trainingstherapie bei muskuloskelettalen Erkrankungen, auf großes Interesse stießen.
„Therapeutische Ansätze am Bewegungsapparat sind zu einem kleinen Teil medikamentöse Maßnahmen, zu einem substanziellen Teil jedoch Verhaltensmaßnahmen“, sagt Machold. Hier gehe es um Verhalten im Alltag ebenso wie um Verhalten bei Erkrankungen. Wichtig sei, auch diese Aspekte in der Beratung zu berücksichtigen, so Machold.