Migräneattacken treten meist unvorhersehbar auf und beeinträchtigen die Aktivitäten des täglichen Lebens oder machen diese völlig unmöglich.
Was die krankheitsbedingte Belastung betrifft, liegt Migräne hinter dem Kreuzschmerz an zweiter Stelle und bei den unter 50-Jährigen an der ersten Stelle. Umso wichtiger ist eine schnelle und gut verträgliche Akutmedikation für alle Migränebetroffenen. Ziel der Akuttherapie ist es, dass die Migräneattacke innerhalb von 2 Stunden weitgehend abklingt, das Medikament verlässlich wirkt und keine den Alltag beeinträchtigenden Nebenwirkungen auftreten.
Triptane sind Serotoninagonisten und wirken auf die 5-HT1B– und 5HT1D-Rezeptoren. Erstere finden sich an den Blutgefäßen und haben eine geringe vasokonstriktive Wirkung zur Folge, Letztere an Nervenzellen. Bei der Entwicklung der Triptane ging man davon aus, dass für eine Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken die vasokonstriktive Wirkung (wie bei den Ergotaminen) erforderlich sei. Dies wurde in der Zwischenzeit widerlegt, was sich auch in zwei neuen Wirkstoffklassen ohne gefäßverengende Wirkung, den Gepanten (CGRP-Antagonisten) und den Ditanen (5-HT1F-Agonisten), bestätigt. Mit den Wirkstoffen Rimegepant, der auch zur Migräneprophylaxe zugelassen wurde, und Lasmiditan sind die ersten Vertreter seit Herbst 2022 verfügbar.
Unter den Triptanen (Tab.) können in Österreich (in alphabetischer Reihenfolge) die Wirkstoffe Eletriptan, Frovatriptan, Sumatriptan und Zolmitriptan nach neurologischer Erstverordnung durch alle anderen Ärzt:innen weiterverordnet werden. Zolmitriptan ist auch als Schmelztablette und Nasenspray, Sumatriptan (nach chefärztlicher Bewilligung) auch als Spritzampulle in Form eines Pens zur Selbstverabreichung unter die Haut erhältlich. Sind diese Triptane wirkungslos oder nicht verträglich, können nach chefärztlicher Bewilligung Rizatriptan bzw. über internationale Bestellung Almotriptan, Naratriptan oder Sumatriptan als Nasenspray eingesetzt werden. Zolmitriptan ist in Österreich zudem rezeptfrei erhältlich.
Triptane sind zur Verwendung im Kindesalter nicht vorgesehen. Zolmitriptan-Nasenspray ist als einziges Triptan in Österreich bereits ab dem 12. Lebensjahr zugelassen. Bei Personen über dem 65. Lebensjahr steht dem Hinweis in den Fachinformationen der einzelnen Wirkstoffe, dass die Verabreichung nicht empfohlen wird, die Tatsache gegenüber, dass es oft keine wirksame und verträgliche Alternative gibt. Bestehen keine Kontraindikationen, ist die Weiterverordnung von Triptanen daher unter Abwägen von Nutzen und Risiko nach dem 65. Lebensjahr vertretbar. In einer Auswertung von Daten des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger war die älteste Patientin, der ein Triptan verordnet wurde, 99 Jahre alt. In einer Studie aus Dänemark trat bei 68 von 429.612 (1 von 6.318) Personen, die erstmals ein Triptan verordnet bekommen hatten, ein Herzinfarkt oder Schlaganfall auf. Die Betroffenen zeichneten sich durch kardiovaskuläres Hochrisikoprofil aus. Einer anderen Studie zufolge traten gefährliche Nebenwirkungen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 1.000.000 Anwendungen auf und wurden ebenfalls vor allem bei Patient:innen beobachtet, bei denen eine Kontraindikation bestand. Zur besseren Einschätzung des vaskulären Risikoprofils können eine Labordiagnostik, Blutruckmessungen, eine Ultraschalluntersuchung der hirnversorgenden Arterien sowie eine transthorakale Echokardiografie und Ergometrie veranlasst werden.
Bei aller Nützlichkeit, Verträglichkeit und Sicherheit der Triptane ist aber auch zu beachten, dass manche Patient:innen nicht auf Triptane ansprechen oder beeinträchtigende Nebenwirkungen verspüren und andere aufgrund von Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen Triptane nicht verwenden dürfen. Nebenwirkungen der Triptane sind Hitze-, Spannungs- oder Druckgefühl in Nacken, Kopf oder Brust, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.