Ein regelmäßiger Fischkonsum geht in zahlreichen epidemiologischen Studien mit einer Verringerung des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen einher. Diese positive gesundheitliche Wirkung wird vor allem den in fettreichen Fischsorten enthaltenen mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) zugeschrieben. Bedeutende Fischsorten sind diesbezüglich Lachs, Hering und Makrele.1 In Österreich werden die pro Monat empfohlenen Fischmengen von bis zu 1.200 g pro Monat mit durchschnittlich 500 g nicht erreicht.2 Zudem ist ein ausgiebiger Fischverzehr aus ökologischer Sicht zunehmend bedenklich.3 Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat außerdem in einer Stellungnahme die Frage diskutiert, ob Nutzen und Risiko des Fischverzehrs in einem guten Verhältnis stehen. Bei einigen Bevölkerungsgruppen werden demnach die wöchentlich tolerierbaren Aufnahmemengen für Methylquecksilber erreicht, bevor von ernährungsphysiologischen Vorteilen profitiert werden kann.4
Fazit: Gesundheitliche Effekte mit Omega-3-Fettsäuren ausschließlich über Fischkonsum zu erzielen ist nicht unproblematisch. Zudem kommt Fisch als Quelle für Vegetarier und Veganer nicht in Frage.
Die aus pflanzlichen Quellen stammende Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA) wird im Körper in EPA und in DHA umgewandelt. Dieser Prozess erfolgt allerdings nur in einem geringen Ausmaß: Die Konversionsrate von ALA zu DHA beträgt Studien zufolge nur 1–9 %. Außerdem zeigt sich, dass eine Erhöhung der ALA-Zufuhr zu keiner Erhöhung der DHA-Anteile in den Plasmalipiden oder Phospholipiden führt.5 Die Konversionsrate von ALA zu EPA ist mit 8–20 % etwas höher, wobei Frauen hier bessere Raten als Männer aufweisen. Für die Versorgung mit den essenziellen Fettsäuren ist aber auch die Umwandlung nicht ausreichend.Quellen wie Rapsöl, Perillaöl, Leinsamen, Walnüsse und Leinöl sind daher nur für eine ergänzende Zufuhr geeignet.6 Als gute Möglichkeit, die Versorgung mit essenziellen Fettsäuren sicherzustellen und gesundheitliche Effekte zu erzielen, erweisen sich Supplemente.7 Dabei bieten sich Fischölkapseln ebenso an wie Produkte mit Mikroalgenöl.8 Die Behandlung von Vegetariern mit täglich 1,6g Mikroalgenöl, das reich an DHA war, führte im Vergleich zu Maisöl als Placebo zu einem deutlichen Anstieg der EPA- und DHA-Spiegel.9
Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA haben eine günstige Wirkung auf den Serumtriglyceridspiegel.10 Je höher die Ausgangswerte sind, desto stärker der Abfall durch die Einnahme der Fettsäuren. Gleichzeitig kommt es zum Anstieg des HDL-Cholesterins.11
Zahlreiche Studien zeigen positive Auswirkungen auf die Blutlipide. Die Verabreichung von 1,6 g Mikroalgenöl pro Tag führte zu einer Senkung der LDL-/HDL-Ratio.9 Jüngere Untersuchungen zeigen atheroprotektive Funktionen durch Förderung des intrazellulären Katabolismus des Apolipoproteins B-100, durch Stimulation der Triglycerid-Clearance via Lipoproteinlipase (LPL) und durch Reduktion der Synthese von LDL-Cholesterin.12 Ein im Jahr 2017 veröffentlichtes Review mit Analyse von sechs Studien zeigte eine Senkung der Triglyceridsenkung durch EPA und DHA, wobei DHA den stärkeren Effekt brachte. DHA führte außerdem zu einer Erhöhung des HDL-Cholesterins.13 Aus Forschungsergebnissen kann weiters gefolgert werden, dass DHA und langkettigeOmega-3-Fettsäuren ein gut geeignetes Adjuvans zu Statinen oder Fibraten sind.9 Die Effekte von Omega-3-Fettsäuren scheinen sich durch die Kombination mit einem Statin zu verstärken.14
Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren sollte in ein Gesamtlebensstilkonzepteingebettet werden. Eine verminderte Zufuhr von gesättigten Nahrungsfetten, eine reduzierte alimentäre Cholesterinaufnahme und eine erhöhte Ballaststoffzufuhr führen unter kontrollierten Bedingungen zu einer Senkung der Cholesterinkonzentration um bis zu 25 %.9
Die langfristige Supplementierung von EPA und DHA stellt laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bei kombinierter Zufuhr von bis zu 5 g täglich kein gesundheitliches Risiko dar. In Untersuchungen wurde hier vor allem der Einfluss auf das Blutungsrisiko und Blutungskomplikationen erforscht. Ein negativer Effekt auf die Lipidperoxidation wurde nicht beobachtet, sofern die oxidative Stabilität der verwendeten Omega-3-Präparate gewährleistet war. Die Einzelzufuhr von 1 g DHA pro Tag und von 1,8 g EPA pro Tag ergab laut EFSA keine Sicherheitsbedenken für die Allgemeinbevölkerung.15
Empfehlungen für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren
Quellen:
* D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr
** EFSA Journal 2010; 8(3):1461
Literatur:
1 Fischer S, Glei M, Einfluss von Fisch und Omega-3-Fettsäuren auf chronische Erkrankungen. Ernährungs Umschau 9/2015
2 forumernährung heute, 2018
3 FAO: Fisheriesimpact on theecosystem
4 EFSA 2015: Fisch: Szenarien stellen Nutzen und Risiken gegenüber
5 Domenichiello AF, Kitson AP, Bazinet RP, Isdocosahexaenoicacidsynthesisfrom α-linolenicacidsufficient to supply the adult brain?
6 Oregon State University: Essential fattyacids
7 American Heart Association
8 Willers V, Mikroalgen und Algenöl: Alternative zum Fischöl?. Auf: UGBforum 2017
9 Saller R, Römer-Lüthi C, Müller M et al., Docosahexaensäure (DHA) und langkettigeOmega-3-Fettsäuren: Klinische Bedeutungfür das kardiovaskuläre System. Schweiz. Zschr. Ganzheitsmedizin 18, 272–280 (2006)
10 Elmadfa I, Leitzmann C, Ernährung des Menschen, 6. Auflage. Eugen Ulmer Verlag 2019
11 Singer P, Löhlein I, Erhöhung von LDL-Cholesterin durch Omega-3-Fettsäuren – kein Hinweis auf KHK-Risiko. Ernährung&Medizin 2012; 27(2):67–72
12 Pizzini A, Lunger L, Demetz E et al., The Role of Omega-3 Fatty Acids in Reverse Cholesterol Transport: A Review. Nutrients 2017 Oct; 9(10): 1099
13 Innes JK, Calder PC, The Differential EffectsofEicosapentaenoic Acid andDocosahexaenoic Acid on Cardiometabolic RiskFactors: A Systematic Review. Int J Mol Sci 2017
14 Medscape 2011
15 EFSA Journal 2012;10(7):2815