Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Reizhusten und Halsschmerzen – prinzipiell eignen sich solche Beschwerden gut für die Selbstmedikation. Ein riesiges Sortiment an OTC-Präparaten mit pflanzlichen oder synthetischen Wirkstoffen steht zur Verfügung. Für alle Patient:innengruppen (Schwangere, Stillende, Kinder – je nach Formulierung) gleichermaßen gut geeignet sind Zubereitungen mit Auszügen aus Isländisch Moos und/oder Eibisch bzw. Präparate mit Hyaluronsäure als Gelbildner, die bei leichten Beschwerden entweder als alleinige Therapie oder generell zusätzlich unterstützend angewandt werden können. Darüber hinaus steht eine Vielzahl von desinfizierenden, lokalanästhetischen oder entzündungshemmenden Wirkstoffen zum Gurgeln, Lutschen oder als Spray zur Verfügung. Bei stärkeren Schmerzen können selbstverständlich auch orale nicht steroidale Antiphlogistika zum Einsatz kommen.
Halsschmerzen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen im Kopf-, Hals- oder Brustbereich als Begleitsymptom auftreten, können ihre Ursache aber auch in systemischen Erkrankungen haben. Häufig begegnen uns Halsschmerzen generell im Rahmen von Erkältungen oder der echten Influenza. Zumeist liegt jedoch dezidiert eine Pharyngitis (Rachenentzündung), eine Tonsillitis (Mandelentzündung) oder eine Laryngitis (Kehlkopfentzündung) beziehungsweise auch Mischformen vor. Hauptsächlich (bis zu 80 %) kommt dabei eine Vielzahl viraler Erreger als Verursacher in Betracht, am bedeutendsten sind wohl Rhino-, Corona-, Adeno- oder Herpesviren. Halsschmerzen sind gleich der Heiserkeit zumeist selbstlimitierend und bedürfen somit an und für sich keiner Therapie, lindernd wirken freilich eingangs erwähnte OTC-Präparate sowie allgemeine unterstützende Tipps (Noxen vermeiden, Wärmeanwendung, viel trinken, Luftfeuchtigkeit erhöhen, Arzneitees trinken/gurgeln, immunstärkende Präparate).Neben Viren können verschiedenste Bakterien Halsschmerzen auslösen, am bedeutendsten sind sicherlich Streptokokken der Gruppe A (GAS) sowie der Gruppen C und G. Kinder sind von bakteriell bedingten Halsschmerzen viel häufiger betroffen als Erwachsene. Klinisch ist es jedoch nicht sicher möglich, zwischen einer viralen, bakteriellen oder nicht infektiösen Pharyngitis zu unterscheiden. Physikalisch-chemische Faktoren, Neoplasmen oder zugrunde liegende systemische/endokrinologische Erkrankungen können ähnlich wie bei der Heiserkeit (siehe weiter unten) eine Rolle bei der Entstehung von Halsschmerzen spielen; an Arzneimitteln seien speziell ACE-Hemmer erwähnt, welche durch Akkumulation von Bradykinin mitunter für den typischen Reizhusten und in weiterer Folge Halsschmerzen verantwortlich sind. Die Selbstmedikation hat auch ihre Grenzen, so empfiehlt es sich, in der Beratung auf bestimmte „red flags“ zu achten (Tabelle 1).
Der Auslöser einer Heiserkeit als Leitsymptom der Dysphonie besteht zu über 40 % in einer akuten Laryngitis. Diese ist im Regelfall viral bedingt und heilt üblicherweise spontan ab. Eine Sonderform stellt der Pseudokrupp (Laryngitis subglottica) bei Kindern und Säuglingen dar, der im Allgemeinem ebenso mit Heiserkeit einhergeht.Chronische Laryngitis bei Rauchern (Reinke-Ödem), Alkoholikern bzw. durch permanente Einwirkung chemischer Noxen ist weit verbreitet. Als weitere entzündliche Ursachen kommen bakterielle Infektionen, Pilzinfektionen, Allergien oder der Reflux von Magensäure (Refluxlaryngitis) in Betracht. Relativ häufig sieht man eine Dysphonie durch beruflich chronische Überbelastung der Stimme oder falsche Sprechtechnik. Heiserkeit tritt auch in Verbindung mit gut- oder bösartigen Neoplasmen auf, etwa im Rahmen von Larynxpolypen, -papillomen oder -karzinomen. Stimmbandlähmungen durch Nervenschädigung, muskuläre Spasmen, Schlaganfall, Multiple Sklerose oder die Parkinsonerkrankung kommen zudem als neurologische Ursachen in Frage. Heiserkeit als Begleitsymptom bei systemischen Erkrankungen wie Hypothyreose oder Autoimmunerkrankungen (Sarkoidose) ist ebenfalls möglich. Darüber hinaus kann sich die Einnahme von Arzneimitteln wie Anticholinergika oder inhalative Corticosteroide stimmlich gesehen negativ bemerkbar machen.Auch hier gibt es bestimmte Warnsignale, die die Grenzen der Selbstmedikation markieren (Tabelle 2).