Bronchitis & Co: Was sind die Ursachen, und was hilft?

Die Influenzasaison haben wir noch vor uns, das Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) zeigte laut Österreichischem RSV-Netzwerk (Zentrum für Virologie, MedUni Wien) bereits in Kalenderwoche 44 beginnende epidemische Aktivität (pos. Rate über 10 %), COVID-19 ist und bleibt unberechenbar: Gefühlt schnupft und hustet es an jeder Ecke, und noch ist lange kein Ende in Sicht. Im Gegenteil, zahlreiche Erkrankungen der oberen Atemwege sorgen für Hochbetrieb in den Apotheken.

Akute Bronchitis

Die akute Bronchitis ist eine Entzündung der Bronchialschleimhaut, die entweder durch Infektionen, Allergien oder chemische Noxen (z. B. Ozon, nitrose Gase) ausgelöst wird. Typisch ist ein trockener nächtlicher Husten zu Beginn, der später in einen produktiven Husten mit Auswurf übergeht. Durch die Beteiligung von Abwehrzellen (Granulozyten, Eosinophile) kann der Auswurf im Verlauf eine gelbliche oder grünliche Färbung annehmen. Eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur kann vorkommen, Schmerzen hinter dem Brustbein können auf eine Beteiligung der Luftröhre (Tracheitis) hindeuten. Häufig besteht gleichzeitig eine Rhinitis oder Laryngitis.

In den allermeisten Fällen ist eine akute Bronchitis viral bedingt, eine Vielzahl von Erregern kommt in Frage: Influenzaviren, Adenoviren, Rhinoviren, Myxoviren, Coxsackie-Viren, RS-Viren etc. Bakterien kommen eher selten als primäre Verursacher in Betracht, häufiger handelt es sich um Superinfektionen im Rahmen einer viralen Bronchitis. Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus oder Haemophilus influenzae etwa sind Kandidaten für eine Superinfektion. Bronchitiden durch Pilze kommen v. a. bei Immunsuppression vor. Eine akute Bronchitis kann auch im Rahmen anderer Erkrankungen wie z. B. Masern, Keuchhusten, Diphtherie, Typhus vorkommen.

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass es auch eine sogenannte Stauungsbronchitis im Rahmen einer Linksherzinsuffizienz oder anderer Herzfehler gibt, die in ein Lungenödem über­gehen kann (rasselnde Atemgeräusche). Zu Beginn ist der manchmal auch „Herzhusten“ genannte eher ein trockener, schmerzhafter und v. a. im Liegen auftretender Husten.

Therapie

Die unkomplizierte, virale Bronchitis ist zumeist selbstlimitierend und erfordert allenfalls symptomatische Therapie: Je nach Begleiterscheinung kann man abschwellende Nasentropfen, Lutschtabletten etc. geben. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Kochsalzinhalationen und jeweils geeignete Expektoranzien können das Abhusten des Schleims erleichtern.

Ärzt:innen sind hinzuzuziehen, wenn die Symptome über zwei bis drei Wochen fortbestehen, bei Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion oder auf eine Reizgasin­halation; weiters bei sehr hohem bzw. ­rezidivierendem Fieber, älteren Personen (besonders mit Grunderkrankungen), ­auffälligen Atemgeräuschen oder Blut im Sputum.

Eine chronische Bronchitis liegt definitionsgemäß vor, wenn in zwei aufeinander folgenden Jahren während mindestens je drei Monaten eine Entzündung der Bronchialschleimhaut mit Husten und Auswurf an den meisten Tagen besteht. Sie wird vor allem durch Zigarettenrauchen oder umweltbedingte/berufliche Noxen ausgelöst. Die Behandlung richtet sich nach Ursache und Form.

Obstruktive Bronchitis im Kindesalter

Hierbei handelt es sich um eine episodische oder wiederkehrende virale Infektion (z. B. Rhino-, RS-, Coronaviren) mit Ob­struktion der mittleren und größeren Bronchien im Kleinkind- und Vorschulalter. Typisch, aber nicht spezifisch hierfür ist das sogenannte „wheezing“ (pfeifendes Atemgeräusch beim Ausatmen). Weitere Anzeichen sind Husten, Tachypnoe und sichtbare Einziehungen im Rippenbereich. Kompliziertere Verläufe können wie die Bronchiolitis zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung führen. Die Infektion dauert etwa ein bis zwei Wochen, daraufhin folgt ein symptomfreies Intervall. Die Abgrenzung zu einer Bronchiolitis (siehe unten) und gegebenenfalls zu einem Asthma bronchiale ist nicht ganz einfach, das symptomfreie Intervall spricht im Allgemeinen für eine obstruktive Bronchitis.

Der Arzt wird – wenn indiziert – einen kurz wirksamen β2-Agonisten oder auch ein inhalatives Glukokortikoid als Dosieraerosol verordnen, welches normalerweise mit einer Vorschaltkammer angewendet wird; es gilt daher, sich mit deren Anwendung vertraut zu machen. Symptomatisch können in leichteren Fällen Mukolytika zur Anwendung kommen. Wie bei Erwachsenen auch ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, Inhalationstherapie mit Kochsalzlösung ist ebenso möglich, Noxen wie Tabakrauch sind zu vermeiden.

Akute Bronchiolitis

Vor kurzem hat Frankreich wegen einer schweren Welle von Atemwegserkrankungen bei Babys und Kleinkindern einen Notfallplan für alle Kliniken aktiviert. Frankreichs Gesundheitsminister gab an, dass es seit zehn Jahren keine so hohe Zahl an Klinikeinweisungen wegen einer Bronchiolitis-Epidemie gegeben habe.

Eine Bronchiolitis ist eine Entzündung der kleinsten Bronchien und Bronchiolen, die sehr häufig durch RSV ausgelöst wird. Betroffen sind v. a. Säuglinge vor dem sechsten Lebensmonat, die Erkrankung beginnt meist mit einem Infekt der oberen Atemwege (Schnupfen, Husten, evtl. Fieber), breitet sich mitunter bis in die kleinsten Bronchiolen aus und führt dort zu einer Entzündung mit vermehrter Exsudatbildung und teilweiser Obstruktion. Der Säugling kann Tachypnoe und/oder Dyspnoe entwickeln, gelegentlich kann man auch Einziehungen im Rippenbereich aufgrund der Anstrengung erkennen. In Extremfällen kommt es infolge der Ateminsuffizienz zu einem Sauerstoffmangel und erhöhtem Kohlendioxidgehalt im Blut mit Zyanose, Apathie, Trinkunfähigkeit und Dehydrierung. Daher müssen die kleinen Patientinnen und Patienten ab den ersten Anzeichen einer Ateminsuffizienz oder einer Zyanose im Krankenhaus behandelt werden.

Risikofaktoren für schwere Krankheitsverläufe bzw. Hospitalisierung stellen wie bei der obstruktiven Bronchitis auch eine Frühgeburt, Tabakrauchexposition und Immundefizienzen dar. Von dieser akuten infektiösen Bronchiolitis abzugrenzen sind andere Formen, etwa eine toxische Bronchiolitis aufgrund des Einatmens giftiger Dämpfe oder Bronchiolitis obliterans mit fibrotischem Umbau (etwa im Rahmen von Autoimmunerkrankungen oder nichtausheilenden Infektionen).

RSV: Immunisierung nach aktuellem Stand
Passive Immunisierung mit Palivizumab:

monatliche Verabreichung während RSV-Saison:

  • Kinder unter sechs Monaten, die fünf oder mehr Wochen zu früh (in der 35. Schwangerschaftswoche oder früher) geboren wurden
  • Kinder unter zwei Jahren, die innerhalb der letzten sechs Monate wegen bronchopulmonalerDysplasie (abnormes Lungengewebe, das in der Regel bei Frühgeborenen auftritt) behandelt wurden
  • Kinder unter zwei Jahren, die mit einer schweren Herzerkrankung geboren wurden
Passive Immunisierung mit Nirsevimab

einmalige Verabreichung vor RSV-Saison:

  • erst kürzlich zentral zugelassen (31.10.2022)
  • der langwirksame monoklonale Antikörper bindet an das Fusions-Protein (F-Protein) von RSV
  • zur Prophylaxe von schweren Erkrankungen der unteren Atemwege durch das Humane Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) bei Neugeborenen während ihrer ersten RSV-Saison
Aktuelle Forschung:
Ein Sub-Unit-Impfstoff (GSK-3844766A) für ältere Erwachsene hat in einer Phase-III-Studie mit 25.000 Probanden eine Effektivität von 94,1 % gegen schwere Manifestationen eines RSV-Infektes und eine Gesamtwirkung von 82,6 % gezeigt.
In den USA soll demnächst ein Impfstoff für Schwangere zum Schutz des Neugeborenen gegen RSV zur Zulassung bei der FDA eingereicht werden.