Der Darm hat als wichtiger Bestandteil unseres Verdauungssystems zahlreiche Aufgaben wahrzunehmen. Störungen innerhalb des Darms können einerseits durch falsche Ernährungsgewohnheiten auftreten, andererseits aber auch durch Infektionen verursacht sein. Nicht zuletzt ist der Darm auch wesentlicher Bestandteil des Immunsystems.
Die normale Stuhlfrequenz ist individuell sehr unterschiedlich und kann von dreimal täglich bis dreimal wöchentlich variieren. Erst wenn diese Norm unterschritten wird, liegt tatsächlich eine Obstipation vor. Der Stuhl ist dabei hart und die Entleerung eher schwierig.
Die Obstipation ist in erster Linie als Zivilisationskrankheit zu sehen, gelten doch einseitige, ballaststoffarme Ernährung, unzureichende Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel und Stress als Hauptursachen. Obstipation kann jedoch auch andere Auslöser haben. Bestimmte Arzneimittel, wie etwa Opiatanalgetika, Kodein, einige Antidepressiva, Eisenpräparate oder Anticholinergika können diese Nebenwirkung hervorrufen. Auch veränderte hormonelle Situationen, wie beispielsweise während der Schwangerschaft oder bei Hypothyreose, gehen oft mit Verstopfung einher. Auch auf Reisen ist das Problem der Obstipation sehr verbreitet.
Bei chronischer Obstipation erzielt man neben einer Umstellung der Lebensgewohnheiten durch die Gabe von Quellstoffen gute Erfolge. Diese enthalten nichtresorbierbare Ballaststoffe, wie etwa Leinsamen, Flohsamen und Weizenkleie, oder die löslichen Ballaststoffe Inulin, Oligofruktose, Pektine und Guar. Sie lassen sich meist problemlos in die gewohnte Nahrung integrieren.
Ist bei akuter Obstipation eine rasche Entleerung des Darms erwünscht, so sind Laxanzien indiziert. Zu den Osmolaxanzien zählen die milden Zucker bzw. Zuckeralkohole (Laktose, Laktulose) und Polyethylenglykol (Macrogol), die auch über längere Zeit bedenkenlos eingesetzt werden können. Zu einer sehr raschen Entleerung führen die wesentlich stärker wirkenden salinischen Osmolaxanzien, wie Bitter- und Glaubersalz.
Ebenfalls zur kurzfristigen Anwendung eignen sich antiresorptiv und hydragog wirkende Arzneistoffe. Die Wirkung beruht auf einer Blockade der Na-K-abhängigen ATPase, wodurch die Natrium- und Wasserresorption aus dem Darm verhindert wird (antiresorptiv). Gleichzeitig wird der Wassereinstrom in den Darm gefördert (hydragog). Am häufigsten kommen Bisacodyl und Na-Picosulfat zum Einsatz, die nach oraler Gabe nach etwa 6–8 Stunden ihre Wirkung zeigen. Auch Anthrachinone, die vor allem in Sennesblättern und -früchten, in Aloe, Faulbaumrinde und Rhabarberwurzeln zu finden sind, zählen zu dieser Gruppe.
Rektal applizierbare Laxanzien lösen den Defäkationsreflex aus. Zu den Wirkstoffen zählt z. B. Hydrogenkarbonat, das im Rektum zu CO2 umgewandelt wird. Auch Sorbitol und Glyzerol werden rektal in Form von Zäpfchen oder Klistieren verwendet. Ein Wirkungseintritt ist hier bereits nach 10 bis 30 Minuten zu erwarten.
Eine Diarrhö liegt dann vor, wenn beim erwachsenen Menschen mindestens 3 (bei Kindern mehr als 5) Entleerungen von sehr weichem bis flüssigem Stuhl erfolgen, wobei die Stuhlmenge deutlich erhöht ist. Akuter Durchfall wird meist hervorgerufen durch bakterielle Infektionen (v. a. E. coli, Salmonellen, Shigellen), Infektionen durch Viren (z. B. Rotaviren, Noroviren), Bakterientoxine, Protozoen oder Würmer. Chronischer Durchfall tritt meist im Rahmen verschiedener Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auf; in diesem Fall steht die Behandlung der Primärerkrankung im Vordergrund. Weitere mögliche Ursachen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Arzneimitteleinnahme etc.
Die orale Rehydratation steht an erster Stelle der Behandlung des akuten Durchfalls. Empfehlenswert sind fertige Rehydratationslösungen; ist kein geeignetes Arzneimittel zur Hand, so ist trotzdem auf reichliche Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Als zusätzliche Medikation können v. a. bei bakteriellem Befall zur Bindung der Erreger Adsorbenzien wie z. B. Carbo medicinalis oder Gerbstoffe eingesetzt werden. Motilitätshemmer sollten nicht uneingeschränkt verwendet werden. Sie besitzen symptomatische Wirkung und dienen einer kurzzeitigen Ruhigstellung des Darms. Loperamid bspw. bindet an den Opiatrezeptor in der Darmwand und reduziert so die propulsive Peristaltik. Zudem verlängert das Opioid die intestinale Transitzeit und erhöht die Resorption von Wasser und Elektrolyten. Weiters empfehlenswert sind mikrobielle Arzneimittel zum Wiederaufbau der geschädigten Darmflora.
Besondere Vorsicht ist bei Säuglingen und Kleinkindern geboten. Da hier eine Dehydratation sehr rasch erfolgen kann, ist bei unzureichender Flüssigkeitsaufnahme häufig ein stationärer Aufenthalt (Infusion) erforderlich. Ein Arzt ist außerdem unbedingt aufzusuchen bei länger anhaltendem Durchfall, bei Auftreten von Fieber, drohender Dehydratation, nach Fernreisen, während der Schwangerschaft, bei bestehenden Begleiterkrankungen sowie bei blutigen, schleimigen oder eitrigen Stühlen.
Üppige, schwer verdauliche Mahlzeiten führen im Darmbereich häufig zu Völlegefühl und Blähungen. Auch bei bestehendem Reizdarmsyndrom treten derartige Beschwerden regelmäßig auf. Gute Erfolge erzielt man mit Arzneipflanzen, insbesondere mit Kamille, Melisse, Pfefferminze, Kümmel, Anis und Fenchel. Auch Bitterstoffdrogen wie Enzian- oder Angelikawurzel kommen zum Einsatz. Besondere Wirkung in diesem Bereich scheint die Bittere Schleifenblume aufzuweisen. Sie wird in Kombination mit anderen genannten Arzneidrogen v. a. bei funktionellen Magen-Darm-Störungen erfolgreich eingesetzt.