Das kindliche Immunsystem ist noch nicht ausgereift. Kinder machen daher in den ersten Lebensjahren sehr viele Infekte durch, um die Abwehrkräfte zu „trainieren“. Besonders wichtig ist es, an der Tara abzuschätzen, in welchen Fällen eine Selbstmedikation vertretbar ist. Eine bedeutende Aufgabe des Apothekers ist es, gemäß dem Vier-Augen-Prinzip ärztliche Verordnungen vor der Abgabe zu überprüfen. Dies betrifft insbesondere Dosierungsangaben etwa bei Antibiotika. Bei Unklarheit bezüglich der Anwendungsmöglichkeit bestimmter Arzneimittel empfiehlt sich eine Kontrolle über spezielle Literatur bzw. Links (z. B. Dosierungstabellen der jeweiligen Hersteller wie www.embryotox.de, https://www.kindermedika.at oder https://kinderformularium.de).
Bei der Abgabe von antibiotischen Säften darf der Lagerungshinweis nicht vergessen werden (eventuell Lagerung im Kühlschrank). Wichtig ist stets auch der Hinweis, den Saft vor Gebrauch zu schütteln, da es sich um Suspensionen handelt. Empfehlenswert sind Dosierspritzen zur Verabreichung der exakten Arzneimittelmenge. Wird das Arzneimittel geschmacklich schwer toleriert, so kann nach Rücksprache mit dem Arzt nach Alternativen gesucht werden, ältere Kinder akzeptieren manchmal eher Tabletten.
Frisch gebackene Eltern sind meist verunsichert, wenn das Baby sich unwohl fühlt. In den ersten Lebenswochen leiden viele Babys unter Blähungen. Ist der Stuhlgang normal und sind keine weiteren Symptome vorhanden (z. B. Fieber, Erbrechen), so ist eine Selbstmedikation durchaus möglich. Geeignet sind beispielsweise Fencheltee oder -zäpfchen bzw. synthetische Entschäumer wie Simeticon. Auch Massagen im Uhrzeigersinn sowie bestimmte Tragehaltungen schaffen häufig Erleichterung. Homöopathisch ist Chamomilla das Mittel der Wahl. Auch Colocynthis, Magnesium carb. oder Lycopodium können je nach Beschwerdebild gegeben werden. Zum Aufbau der unreifen Darmflora eignen sich altersgerechte Probiotika.
Zahnende Babys sprechen ebenfalls gut auf Chamomilla-Globuli an, lokal können entweder pflanzliche Gele (mit ätherischem Kamillen-, Salbei- und Nelkenöl) oder Arzneimittel mit Lidocain bzw. Polidocanol appliziert werden. Abhilfe schaffen auch gekühlte Beißringe.
Häufig sind auch Probleme im Windelbereich. Geeignete Cremen enthalten u. a. Zinkoxid, Dexpanthenol, Lebertran, Ichthammol oder Hamamelisrindenextrakt. Wichtig ist es, viel frische Luft an die Haut zu lassen. Tritt keine Besserung ein, so ist der Kinderarzt aufzusuchen (Differenzierung Windeldermatitis, Windelsoor). Generell ist bei Babys zum Arztbesuch zu raten bei Fieber, Husten und/oder Durchfall sowie bei jeder Art von unklaren Beschwerden.
Fieber ist grundsätzlich ein Symptom und keine eigenständige Krankheit. Wichtig ist daher die Frage nach weiteren Symptomen, dem Alter des Kindes sowie der Dauer bzw. der Höhe des Fiebers. Gesenkt sollte das Fieber erst ab einer Höhe von 38,5 °C werden, um den Kreislauf nicht zu stark zu belasten. Neigt das Kind zu Fieberkrämpfen, so ist bereits bei leichtem Fieber eine Behandlung indiziert. Mittel der Wahl sind Paracetamol und Ibuprofen in oraler oder rektaler Form, die Dosierung erfolgt gewichtsabhängig. Homöopathisch sind Aconitum, Belladonna bzw. Ferrum phosphoricum klassische Fiebermittel. Bleibt das Fieber über mehr als drei Tage bestehen bzw. verschlechtert sich der Allgemeinzustand, ist sofort der Arzt zu konsultieren. Dies gilt auch bei gleichzeitigem Hautausschlag (Cave: Meningokokken – Infektionskrankheiten!) sowie generell bei Babys unter 1 Jahr.
Die folgende Tabelle stellt eine kurze Übersicht über eventuell benötigte Arzneimittel für Babys und Kinder in der kalten Jahreszeit dar. Zusätzlich sollten in jedem Haushalt ein Fieberthermometer und Mittel zur Wundversorgung vorrätig sein. Viele Beschwerden sind auch homöopathisch behandelbar.