Die „Allheilende“

Ginseng gehört zu den Efeugewächsen (Araliaceae) und ist eine mehrjährige Staude mit gefingerten Blättern, kleinen weißen Blüten, roten Steinfrüchten und kurzem Rhizom an einer fleischigen Wurzel.1 Unter den 8 bekannten Arten (u. a. P. quinquefolius, P. notoginseng, P. vietnamensis, P. japonicus) kommt dem Koreanischen Ginseng (P. ginseng) in der medizinischen Anwendung die größte Bedeutung zu. Als Droge wird die getrocknete, bitter-süßlich und schleimig schmeckende Wurzel (Ginseng radix) verwendet, die entweder direkt getrocknet oder vorher mit heißem Wasserdampf konserviert und dadurch rötlich gefärbt wird.2 Ihre Form ist auch namensgebend für die Stammpflanze: „Panax“ leitet sich von der „allheilenden“ griechischen Göttin Panacea ab, „gin-seng“ aus dem Chinesischen bedeutet so viel wie „Menschenwurzel“.3

Inhaltsstoffe

Die Droge enthält 3–4 % Ginsenoside, überwiegend vom tetrazyklischen Dammaran-Typ.2 Insgesamt sind mehr als 30 verschiedene bekannt, von denen vor allem Rg1 und Rb1 in relevanter Menge vorliegen.2, 4 Ihr Gehalt ist in den Haarwurzeln etwa doppelt so hoch wie in der Hauptwurzel und steigt mit zunehmendem Alter.2 Nach dem Ph. Eur. sollen in der getrockneten Droge mindestens 0,4 % aus Rg1 und Rb1 enthalten sein.2, 4 Darüber hinaus finden sich Polyacetylene, Sesquiterpenkohlenwasserstoffe, freie Phenolcarbonsäuren, Peptidoglykane, Polysaccharide, ätherisches Öl und Stärke.2

Wirkspektrum

Zur Gesamtwirksamkeit tragen neben den Ginsenosiden auch die hypoglykämisch wirkenden Peptidoglykane, die antiphlogistischen Polyacetylene und Polysaccharide bei. So konnten anregende Effekte auf die Zellproliferation, die DNA- und Proteinsynthese, außerdem immunmodulatorische, antioxidative und adaptogene Eigenschaften mehrfach nachgewiesen werden.2 Sie stimulieren T-Helferzellen, B-Lymphozyten und Interferonproduktion, hemmen Thrombozytenaggregation und Tumorbildung, wirken stimulierend und tonisierend auf Fettstoffwechsel, Hypophyse und Nebennierenrinde, außerdem thymoleptisch, antioxidativ, zyto-, neuro-, hepato- sowie kardioprotektiv und antiarrhythmisch.4Die WHO attestiert dem Ginseng eine positive Wirkung gegen Müdigkeit, Verbesserung psychomotorischer Fähigkeiten, der Reproduktivität und antidiabetische Effekte.4 Nach HMPC, ESCOP und Kommission E werden Ginsengpräparate bei mentaler sowie physischer Schwäche, Erschöpfung, Müdigkeit, nachlassender Leistungsfähigkeit und in der Rekonvaleszenz empfohlen.2