Es handelt sich um ein elastisches Hohlorgan, das sich im kleinen Becken befindet, wo es auf dem Beckenboden hinter dem Schambein aufliegt. Im weiblichen Organismus befindet sich die Harnblase vor dem Uterus, im männlichen grenzt sie an das Rektum. Die Beckenbodenmuskulatur unterstützt die Muskulatur der Harnblase und hält diese in der richtigen Position. Die Entleerung der Blase kann über den äußeren Sphinkter (Schließmuskel), der aus quergestreifter Muskulatur besteht, bis zu einem gewissen Grad bewusst gesteuert werden. Der zweite Schließmuskel liegt ringförmig um den Blasenhals im Bereich der Harnröhrenmündung und besteht aus glatter, nicht willkürlich steuerbarer Muskulatur. Zieht sich der Detrusor, ein Netz aus glatten Muskelfasern in der Blasenwand, zusammen, entleert sich die Harnblase. Die ableitenden Harnwege, darunter auch die Harnblase, werden vom sogenannten Urothel, einer Sonderform des mehrreihigen/-schichtigen Epithels, ausgekleidet. Dieses ist aufgrund von speziellen Falten stark dehnungsfähig, wodurch sich die Harnblase an die unterschiedlichen Füllvolumina anpassen kann. Die oberste Zellschicht des Urothels hat eine aus Zerebrosiden bestehende Membran, die für eine osmotische Barriere zwischen dem Harn und der darunterliegenden Gewebsflüssigkeit sorgt. In den Deckzellen des Epithels befinden sich besonders ausgebildete Transmembranproteine, die sogenannten Uroplakine. Gemeinsam mit verschiedenen Filamenten bilden sie die Crusta, die mit den Tight Junctions zusammen die darunterliegenden Gewebsschichten vor der Harnsäure und Giftstoffen schützt. Die Uroplakine spielen auch eine entscheidende Rolle in der Infektabwehr, wie zum Beispiel bei Harnwegsinfektionen.
Die Harnblase dient als Sammelbehälter für den Sekundärharn. Dieser ist ein hochkonzentriertes Filtrat des Primärharns nach der Henle’schen Schleife und enthält neben Abfall- und Giftstoffen auch Elektrolyte und Vitamine. Obwohl das Fassungsvermögen der Blase rund 500 ml beträgt, werden die in der Blasenwand befindlichen Dehnungsrezeptoren aufgrund der steigenden Blasenwandspannung schon bei halber Füllmenge angesprochen, und der Harndrang beginnt zu steigen. Das tatsächliche maximale Fassungsvermögen der Blase richtet sich jedoch nach der Körpergröße und kann bis zu 1,5 Liter betragen.
Es gibt eine Vielzahl an Erkrankungen, welche die Harnblase betreffen, allen voran die „klassische“ Blasenentzündung (Zystitis), die über eine aus der Harnröhre aufsteigende Infektion ausgelöst wird. Als die häufigsten Erreger unkomplizierter Harnwegsinfektionen gelten Escherichia-coli-Bakterien, die aus dem Darm in die Harnwege „verschleppt“ werden und sich in der Harnblase anhaften und vermehren. Betroffen sind hier vorwiegend Frauen im gebärfähigen Alter, wobei mit steigendem Alter auch Männer eine höhere Inzidenz für Harnwegsinfektionen aufweisen. Aufgrund einer vergrößerten Prostata kommt es zu einer Vergrößerung der Harnblase und einer unvollständigen Entleerung der Blase. Hierdurch bildet sich Restharn, der einerseits den stetigen Harndrang auslöst und andererseits die Ursache für das gehäufte Auftreten von Harnwegsinfekten darstellt. Rezidivierende Harnwegsinfektionen, Unterkühlung und andauernde Überreizung können zu einer Hyperreagibilität der Harnblase und zur Entstehung einer Reizblase führen, wobei die Symptomatik jener eines bakteriellen Harnwegsinfekts vor allem im Hinblick auf den ständigen Harndrang gleicht, allerdings ohne die typische Keimbelastung.
Eine zwar eher seltene, aber teilweise schmerzhafte Erkrankung im Zusammenhang mit der Harnblase sind Blasengrieß bzw. Blasensteine. Diese entstehen entweder in der Harnblase selbst (primäre Blasensteine), oder sie werden aus der Niere angeschwemmt (sekundäre Blasensteine). Der überwiegende Teil der Blasensteine sind Kalziumoxalatsteine, weiters gibt es Magnesium-Ammoniumphosphat-Steine, Urat- und Kalziumphosphatsteine. In der Regel werden die Blasensteine beschwerdefrei mit dem Harn ausgeschieden. Größere Steine können allerdings die Harnröhre verstopfen und die Blasenwand schädigen, wodurch eine spezielle Entfernung notwendig wird. Vorbeugen kann man durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Bewegung sowie das Vermeiden von oxalathältigen Nahrungsmitteln, wie Rhabarber, Spinat, Rote Rüben, Kakao und Weizenkleie.
Auch in der Harnblase können sich Tumoren bilden, wobei die Inzidenz bei Männern höher ist als bei Frauen. Zu den häufigsten Tumoren der Blase zählen Papillome, die eher auf der obersten Epithelschicht wachsen. Zu den Symptomen zählen Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen, starker Harndrang, Blut im Urin und Schmerzen in der Flanke. WICHTIG: Das früheste Symptom, das auf Blasenkrebs hindeutet, ist Blut im Harn (Hämaturie) ohne Schmerzen beim Wasserlassen. Sollte dieses Symptom auch nur einmal auftreten, sollte die weitere Abklärung beim Facharzt bzw. bei der Fachärztin für Urologie erfolgen. Weitere Erkrankungen der Harnblase sind verschiedenste Miktionsstörungen, Blasensenkung und Blasenruptur.
Eine der verbreitetsten Erkrankungen neben der eingangs besprochenen Zystitis ist die Blasenschwäche oder Inkontinenz. Neben den gesundheitlichen Folgen und der Einschränkung in der Lebensqualität stellt die Inkontinenz auch immer noch ein großes Stigma dar und unterliegt der Tabuisierung. Dabei leiden in Österreich rund eine Million Menschen an Inkontinenz, Frauen häufiger als Männer. Viele der Betroffenen suchen aus Scham allerdings weder Beratung in der Apotheke noch ärztliche Hilfe, wobei es bei Inkontinenz eine Vielzahl an Behandlungsoptionen gibt. Unter „Harninkontinenz“ versteht man den unwillkürlichen Harnverlust aufgrund unterschiedlicher Ursachen. Unterteilen lässt sich die Inkontinenz in Belastungs-, Drang-, Überlauf-, Reflex- und extraurethrale Inkontinenz. Sonderformen sind Nykturie, ein vermehrter nächtlicher Harndrang, der vor allem im höheren Alter auftritt, und Enuresis, womit das nächtliche Bettnässen von Kindern bezeichnet wird. Wenig bekannt ist auch, dass Frauen in den Wechseljahren neben Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen etc. eben auch vermehrt mit Blasenschwäche konfrontiert sind. Einer der auslösenden Faktoren ist sicherlich die hormonelle Umstellung, also der sinkende Östrogenspiegel.
Dieser macht die Blase einerseits empfindlicher für Reize und fördert somit einen gesteigerten Harndrang, andererseits trocknen die Schleimhäute aufgrund des Östrogenmangels aus, wodurch das Eindringen von Krankheitserregern erleichtert und die Entstehung von (rezidivierenden) Harnwegsinfekten und einer damit eventuell einhergehenden Reizblase gefördert werden. Weiters führt der verminderte Östrogengehalt zu einer Schwächung des Bindegewebes und der Muskulatur, wovon auch der Beckenboden und der Schließmuskel der Harnblase betroffen sind. Es kommt in weiterer Folge zu einer Absenkung von Gebärmutter und Harnblase, wodurch die Harnröhre stärker gekrümmt wird und der Druck auf den Blasenschließmuskel steigt, was zu einer Überbeanspruchung und letztlich zu Inkontinenz führt. Der rechtzeitige Einsatz von therapeutischen Maßnahmen kann den Betroffenen das Leben maßgeblich erleichtern und die Symptomatik weitreichend verbessern. Wichtig ist auch zu betonen, dass Inkontinenzpatient:innen unbedingt auf die passende Flüssigkeitszufuhr achten sollten. Harntreibende Getränke wie zum Beispiel Kaffee sollten vermieden und die Trinkmenge so über den Tag verteilt werden, dass gegen Abend hin weniger getrunken wird. Auf keinen Fall sollte aufs Trinken verzichtet werden, um die Harnmenge gering zu halten! Dadurch wird die Entstehung von Harnwegsinfekten gefördert, der Kreislauf geschwächt, und die Gefahr der Austrocknung steigt.
Zu den nichtmedikamentösen Therapieoptionen gehören Beckenboden- und Blasentraining, Elektro- und Biofeedbacktherapie, Gewichtsabnahme und chirurgische Maßnahmen. Im Bereich der Arzneimitteltherapie werden unter anderem Östrogene, Parasympatholytika, Alpharezeptorblocker, Botulinumtoxin und auch Duloxetin angewendet. Auch im Bereich der Phytotherapie gibt es einige pflanzliche Wirkstoffe, die sich positiv auf die Harnblase und das Inkontinenzgeschehen auswirken. Ein genereller Vorteil der Phytotherapie besteht im geringen Wechselwirkungspotenzial und der niedrigen Nebenwirkungsrate. Die wahrscheinlich bekannteste Pflanze in Zusammenhang mit der Harnblase ist der Kürbis. Zu den Hauptinhaltsstoffen zählen fette Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Phytosterole, Cucurbitin und Carotinoide. Die arzneilich verwendeten Kürbissamen wirken u. a. antioxidativ, entzündungshemmend und antimikrobiell. Eingesetzt werden Kürbissamen traditionell bei Blasenschwäche, Reizblase, zur Stärkung und Erhaltung der Blasenfunktion und zur Unterstützung bei Prostatahyperplasie. Neben Kürbissamen werden auch Arzneidrogen wie Goldrute, Brennnessel und Ackerschachtelhalm angewendet, die aufgrund ihrer spasmolytischen, entzündungshemmenden, antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften die Blasengesundheit fördern.