Drohende Hitzewellen haben in Deutschland für fast 9 Mio. Menschen lebensbedrohliches Potenzial, berichtete das Recherchezentrum Correctiv in diesen Tagen.* Man kann davon ausgehen, dass die Zahl proportional auch auf Österreich übertragbar ist. Woher diese Wellen kommen, ist unumstritten: Wir haben eine menschengemachte Klimakrise (früher als Klimawandel bezeichnet). Auf das Gesundheitssystem werden die Folgen dieser Krise wie ein Hammer treffen. Längst sind es nicht mehr nur die vulnerablen Gruppen, um die man sich Sorgen machen muss. „Betroffen sind alle“, sagt etwa Umweltmediziner Hans-Peter Hutter im Interview.
Die Belastungen für das Herz-Kreislauf-System, Gefahr der Dehydriertheit, Hitzschlagrisiko, Verlust an Biodiversität und damit verbundenes Pandemierisiko, Einschleppung von neuen Infektionskrankheiten, aber auch psychische Belastungen, wenn man sich die immer häufiger werdenden Unwetterkatastrophen vor Augen führt … die Liste an gesundheitlichen Problemen ließe sich noch lange fortsetzen. Auch Änderungen der Medikation werden in vielen Fällen nötig sein, wenn große Hitze herrscht, sagen Experten.
Die Wissenschaft hat ausreichend Erkenntnisse, was getan werden müsste, um gegenzusteuern, um Schlimmeres zu verhindern, aber ein großer Kraftakt ist nicht in Sicht. Die Angst, auf etwas verzichten zu müssen, und die Vermeidungshaltung, sich mit diesem höchst unangenehmen existenziellen Thema auseinanderzusetzen, sind noch immer zu ausgeprägt. Wir hätten noch 10 Jahre für eine Transformation, sagt Hans-Peter Hutter, sonst würden irreversible Punkte überschritten. Auch das Gesundheitssystem habe in puncto CO2-Fußabdruck noch seine Hausaufgaben zu machen. Was aber dennoch Mut macht: Ansätze gibt es zuhauf, das Thema Klimaschutz = Gesundheitsschutz kommt immer mehr zur Sprache, und Publikationen sprießen aus dem Boden (zum Beispiel eine Leitlinie zur Verordnung von klimabewussten Arzneimitteln oder eine brandneue Arbeit zu Klimawandel und Arbeitsschutz**).
Wir haben für diese Ausgabe Experten und Expertisen aus Österreich und Deutschland vor den Vorhang geholt und wollen damit nicht nur informieren und warnen, sondern auch noch mehr Bewusstsein schaffen und zeigen, welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt, einen Beitrag zur Verbesserung zu leisten und unser System besser für Hitzewellen zu wappnen. Abschließend noch eine Hoffnung oder fast schon ein Appell: Sprechen wir nicht nur über die Thematik, wenn es gerade große Hitze gibt. Die Klimakrise kennt nämlich keine Saisonalität.
Die Apotheker Krone macht eine kleine Sommerpause.
Das nächste Heft erscheint am 2. September.
Wir wünschen Ihnen bis dahin eine schöne Zeit – und bleiben Sie gesund!