Die Pollen kommen – rezeptfreie Antiallergika – Vorsicht bei …

Oft leiden Patienten schon im Februar an allergischen Beschwerden. Schnupfen, Augentränen und Juckreiz sind dabei typische Symptome. Das kann sehr belastend sein und die Patienten im Alltag stark einschränken. Zum Glück gibt es schnelle rezeptfreie Abhilfe in der Apotheke – doch nicht für jeden Patienten ist jedes Medikament geeignet.

Vor allem bei älteren Patienten oder bei Patienten mit Dauermedikation lohnt es sich, hier mögliche unerwünschte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen aufmerksam zu machen, wenn ein rezeptfreies Antihistaminikum gewünscht wird. Rezeptfrei zur Behandlung der allergischen Beschwerden sind orale Antihistaminika, Augentropfen und Nasensprays erhältlich.

Fall 1:

Patient A. (65 Jahre) ist heuer das erste Mal von allergischen Beschwerden geplagt. Er war damit noch nicht beim Arzt und vermutet, dass er eine Allergie hat. Seine Frau nimmt seit Jahren bei allergischen Beschwerden ein rezeptfreies Präparat mit Loratadin ein. Er selbst nimmt keine Dauermedikation ein.

Die Frage, die man dem Patienten hier stellen muss!
Wie geht’s Ihrer Leber?
Loratadin wird rasch und gut resorbiert und in der Leber über CYP3A4 und CYP2D6 metabolisiert. Patienten mit schwerer Leberschädigung sollten daher eine geringere Initialdosis erhalten und dabei nur jeden zweiten Tag 10 mg Loratadin einnehmen. Bei leberinsuffizienten Patienten ist die Rücksprache mit dem Arzt ratsam und ein anderes Antihistaminikum, wie z. B. Cetirizin, empfehlenswert. Weiters ist eine fachärztliche Abklärung bei erstmaligem Auftreten von allergischen Symptomen unbedingt anzuraten. Zur Unterstützung der Leberfunktion kann man dem Patienten ein Mariendistelpräparat empfehlen.

 

Fall 2:

Patient B. (70 Jahre; Diabetiker) nimmt seit Jahren ein rezeptfreies Präparat mit dem Wirkstoff Cetirizin gegen seine allergischen Beschwerden. Weiters nimmt er als Dauermedikation gegen den Bluthochdruck einen ACE-Hemmer/HCT und zur Behandlung des Diabetes mellitus II Metformin. Er kommt in die Apotheke, um sich für die heurige Pollensaison eine neue Packung zu kaufen.

Die Frage, die man dem Patienten hier stellen muss!
Wie geht’s Ihrer Niere?
Cetirizin wird hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Daher muss eine Dosisanpassung laut der folgenden Tabelle, bei Patienten mit Niereninsuffizienz vorgenommen werden. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz ist die Rücksprache mit dem Arzt ratsam und ein anderes Antihistaminikum, wie z. B. Loratadin, vorzuziehen.

 

Fall 3:

Patient C. (75 Jahre) will gegen seine allergischen Beschwerden Dragees mit dem Wirkstoff Dimetinden kaufen, die er aus der Werbung kennt. Er leidet an juckenden Augen und starkem Niesreiz.

 

Die gleichzeitige Anwendung von zwei oder mehreren ZNS-dämpfenden Arzneimitteln (Opioidanalgetika, Antikonvulsiva, trizyklische Antidepressiva, MAO-Hemmer, Antipsychotika, Anxiolytika, Sedativa usw.) mit Dimetinden kann zu einer erhöhten Gefahr der ZNS-Depression führen und sogar lebensbedrohliche Folgen haben. Laut Priscus-Liste ist eine Anwendung von Dimetinden bei Patienten über 65 Jahre aufgrund einer Beeinträchtigung der kognitiven Leistung nicht ratsam.*

Durch die gleichzeitige Einnahme eines Sedativums ist die Gefahr eines Hang-overs am Tag nach der Einnahme gegeben, womit sich auch die Sturzgefahr erhöht. Dimetinden ist nicht für die Daueranwendung geeignet, da es maximal 14 Tage lang eingenommen werden soll. Hier kann man dem Patienten zu einem Antihistaminikum wie Cetirizin oder Loratadin raten. Allen genannten Patienten kann auch ein rezeptfreies Präparat mit dem Wirkstoff Fexofenadin empfohlen werden, wenn ein orales Antihistaminikum gewünscht wird. Fexofenadin kann bei Leber- oder Niereninsuffizienz, aber auch im höheren Alter gegen allergische Beschwerden eingenommen werden. Man sollte nur beachten, dass bei gleichzeitiger Einnahme von aluminium- oder magnesiumhydroxidhaltigen Antacida ein Einnahmeabstand von 2 Stunden eingehalten werden soll. Weiters am Markt sind Augentropfen und Nasensprays, die als Wirkstoff Antihistaminika oder Mastzellenstabilisatoren enthalten. Auch diese kann man den oben genannten Patienten raten, um die Beschwerden lokal zu lindern.