Apotheker Krone: Die Österreichische Gesundheitskasse, die aus der Zusammenlegung der GKK entsteht, nimmt langsam Gestalt an. Gab es schon erste Gespräche zu den Rahmenbedingungen für die Apotheken?
Ulrike Mursch-Edlmayr: Wir hatten schon im Herbst und im Frühjahr Gespräche mit der Regierung, durch die dann folgende politische Stagnation sind aber für uns Apotheker wichtige Themen liegen geblieben. Auch bei den Sozialversicherungen verändern sich gerade die Strukturen. Da ist es nicht leicht, mit Positionen durchzudringen. Es sind aber jetzt mit der ÖGK-Spitze Termine fixiert, die noch im November stattfinden.
Was sind die Forderungen der Apotheker an die ÖGK?
Unsere Positionen liegen ja am Tisch: Die Apotheke muss in allen Überlegungen mitbedacht und eingebunden werden. Die geplanten Leistungsharmonisierungen sind wichtig und auch für uns essenziell, wenn man etwa an bundesländerübergreifende Verschreibungen denkt, wenn etwa ein niederösterreichischer Patient in Wien behandelt wurde. Die Kassen wollen Pakete verhandeln, man muss aber wohl insgesamt das bestehende System überdenken und vielleicht auch neu aufsetzen. Immerhin geht es für uns auch um viele wirtschaftliche Themen.
Welche sind das?
Die Vergütung für magistrale Rezepturen wurde seit 15 Jahren nicht valorisiert. Das Thema geht weiter bis hin zu Nachtdiensten – da stimmt nirgendwo mehr die Balance.
Eine Erhöhung der Apothekerspannen wird seit langem diskutiert. Gibt es hier schon Signale der Kassen?
Das hat für uns höchste Dringlichkeit. Zur Position der Kassen, müssen Sie aber dort nachfragen. Für uns ist klar, dass die Vergütung der Apothekerleistung dramatisch verfällt, während die Krankenkasseneinnahmen und auch die gesamten Arzneimittelausgaben der Kassen deutlich steigen. Dieses Delta ist in keinster Weise gerechtfertigt. Gerade die Arzneimittelpreise im Niedrigpreissegment müssen generell überdacht werden.
Sie sprachen von politischem Stillstand. Wie nimmt die Kammer die Fusionsentwicklungen bei den Kassen insgesamt wahr?
Es handelt sich hier um ein Megaprojekt, das bereits im Laufen ist, wenngleich es an der Basis derzeit nicht wahrnehmbar ist. Ich bin gespannt auf unsere Gespräche und auch, wie man 2020 an Vertragspartner tritt.
Ein anderes aktuelles Thema sind derzeit Lieferengpässe. Einerseits gibt es dazu in Österreich eine Taskforce, andererseits scheint es auch ein internationales Thema zu sein: Gibt es seitens der Kammer auch internationale Gespräche?
Die Taskforce tagt laufend, und man ringt um Lösungen. Entsprechende Lösungen haben höchste Dringlichkeit. Ich war Mitte November auch in Brüssel, um dort viele diesbezügliche Gespräche zu führen. Wir haben aber ein ähnliches Problem wie in der österreichischen Politik: Auch die neue Kommissarin ist noch nicht gewählt und damit nicht greifbar. Wir Apotheker wollen Lösungen suchen und nicht wie die anderen mit medialem Wirbel von den eigenen Problemen ablenken. Das Ministerium bereitet derzeit eine Verordnung über Meldeverpflichtungen des Zulassungsinhabers bei Einschränkungen der Vertriebsfähigkeit vor. Dadurch soll für Ärzte und Apotheker die Möglichkeit geschaffen werden, rechtzeitig auf Vertriebseinschränkungen reagieren zu können. Dazu soll das Vertriebseinschränkungsregister überarbeitet werden. Das Ampelsystem wird abgeändert und soll in Zukunft anzeigen, ob eine Packungsgröße gänzlich nicht lieferbar („rot“) oder nicht vollständig lieferbar („gelb“) ist. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen wird dann bei einem versorgungsrelevanten Engpass Produkte auf eine Exportverbotsliste setzen können.
Es ist ruhig geworden, um das Thema Wirkstoffverschreibung: Ist das vom Tisch oder nach wie vor ein Anliegen der Kammer?
Die Apothekerkammer drängt auf eine Erleichterung bei der Abgabe bei Nichtlieferfähigkeit eines Arzneimittels, wenn der Arzt nicht erreichbar ist. Wir streben eine Regelung im Rezeptpflichtgesetz an, die es Apothekerinnen und Apothekern ermöglicht, bei nachgewiesener Nichtlieferfähigkeit das Arzneimittel auszutauschen. Dieses Thema ist auch Gegenstand der laufenden Taskforce-Gespräche.
Viele Apotheker können sich vorstellen, in Apotheken auch zu impfen. Auch international gibt es dazu Debatten. Wie steht die Kammer dazu?
Die Verbesserung der Durchimpfungssituation ist extrem wichtig. Beispiele aus dem Ausland zeigen, dass durch Impfungen in Apotheken die Durchimpfungsrate der Bevölkerung signifikant erhöht werden konnte. In Österreich ist das Impfen durch die Apothekerschaft derzeit nicht vorgesehen. Tatsache ist: Die Apothekerschaft ist durch ihr Studium bestens dafür gerüstet, Beratung über Impfungen und deren möglichen Wechsel- und Nebenwirkungen vorzunehmen. Wenn man in Impffragen an uns herantritt, sind wir bereit, jeden möglichen Beitrag zu leisten.
Das sagt ÖGK-General Wurzer zu den Apotheker-Forderungen
Die Apotheker Krone konfrontierte den Generaldirektor der neuen Österreichischen Gesundheitskasse, Mag. Bernhard Wurzer, mit dem Wunsch der Apotheker nach Änderungen in der Honorierung. Hier sind seine Kurzstatements:
Apotheker Krone: Die Apotheken wünschen sich eine Abgeltung für die Nachtdienste. Ist das für Sie denkbar?
Bernhard Wurzer: Gerade die Nachtdienste wurden in der Vergangenheit immer als eines der wesentlichen Argumente für den Gebietsschutz für Apotheken ins Treffen geführt. Eine zusätzliche Abgeltung könnte daher ein Eigentor für die Apotheken sein.
Apotheker Krone: Wie sieht es beim Thema Spannenerhöhung aus?
Es gibt jeden Euro nur einmal. Jede Erhöhung geht zu Lasten der Versicherten und nimmt Spielraum für neue Leistungen und für die Leistungsharmonisierung.