In einem Ländervergleich mit Italien, Deutschland, Finnland, Schweden, Dänemark und Norwegen wird sehr deutlich, wie rückständig Österreich im Bereich der psychischen Versorgung ist. Der Mental Health Index der OECD (basierend auf Daten der WHO und Erhebungen der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zur Lebensqualität) zeigt: Gemeinsam mit Italien ist die Alpenrepublik das Schlusslicht der Vergleichsländer!
Zusätzlich zur schlechten Versorgung weist Österreich noch die zweithöchste Suizidrate auf, wobei davon auszugehen ist, dass jeder Suizid etwa sechs nahestehende Personen mit betrifft, die dann wiederum professionelle Hilfe benötigen.
Die Studie fasst weiter zusammen, dass psychische Erkrankungen laut dem World Economic Forum ihre Kosten bis zum Jahr 2030 weltweit mehr als verdoppeln und damit die Kosten von Erkrankungen wie Krebs und Diabetes um ein Vielfaches übersteigen werden. Produktivitätsverluste, hohe Arbeitslosenraten bei den Betroffenen und häufigere und längere Krankenstände sind weitere Auswirkungen dieser Entwicklung. Diese machen schon heute 65 % der volkswirtschaftlichen Belastung innerhalb der EU aus.
Auch in diesem Zusammenhang zeichnet sich Österreich durch schlechte Qualität aus, denn hinsichtlich der Arbeitslosenrate psychisch erkrankter Menschen belegt es den zweiten Platz, in Bezug auf die Beschäftigungsrate liegt es gar an letzter Stelle!
Obwohl ein Anstieg der Erkrankungen prognostiziert ist, weist Österreich im Vergleich zu den anderen Ländern zersplitterte, zentralisierte Strukturen auf. International geht der Trend in Richtung der verstärkten Einbindung der psychiatrischen Versorgung in Allgemeinkrankenhäusern. Österreich hingegen setzt auf Schwerpunktkrankenhäuser, in denen Betroffene isoliert werden. Experten beklagen, dass der Einsatz von multiprofessionellen Teams im derzeitigen System kaum umsetzbar ist.
Auch hinsichtlich der Facharztdichte gibt es grobe Defizite, weist Österreich doch die geringste Dichte an Psychiatern auf. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren verschlechtern, sofern die Politik nicht handelt und Forderungen von Seiten der Ärzte umsetzt.
Dazu zählt, dass
Derzeit ist der Allgemeinmediziner die erste Ansprechstelle für Patienten mit psychiatrischen und psychischen Erkrankungen und versorgt diese dann auch. Immerhin werden 70 % der Psychopharmaka vom Hausarzt verschrieben, der aber dringend Unterstützung durch Fort- und Weiterbildung in diesem Bereich bräuchte.