Das Motto des vorletzten Life Balls in Wien im Jahr 2018 lautete „Know your status“. Für Mag. pharm. Karin Simonitsch, Inhaberin der Marien Apotheke im Wiener Bezirk Mariahilf, ist die Frage nach dem HIV-Status die allerwichtigste. „Personen, die nichts von ihrer Infektion wissen, gefährden sich selbst und übertragen das Virus vielleicht auch auf andere Menschen. Je später außerdem eine Infektion erkannt wird, desto schwieriger ist auch die Therapie.“
Die Marien Apotheke bemüht sich bereits seit Mitte der 1990er-Jahre ganz besonders um HIV-positive Menschen aus ganz Wien. Viele Patienten werden seit langen Jahren begleitet und wurden auch in anderen Belangen zu Stammkunden. Der Umgang mit dem HIV-Patienten spielt dabei eine wesentliche Rolle. Keine Scheu, kein Distanzgefühl, dafür ein herzlicher Umgang – da fühlen sich Menschen, die in der Gesellschaft immer noch einer gewissen Stigmatisierung ausgesetzt sind, schnell gut aufgehoben. „Wir erleben immer wieder, dass Betroffene ihre Krankheit bewerten. Das gilt mittlerweile zwar auch bei vielen anderen Krankheiten, aber bei einer HIV-Infektion besonders. Ich möchte, dass wir davon wegkommen und ein anderes Bild vermitteln: Die Infektion besteht, und es geht nun darum, gut zu therapieren und sinnvolle begleitende Maßnahmen zu setzen.“ In der Gesellschaft würden sexuell übertragbare Krankheiten immer noch als „böse“ angesehen, das führe sehr schnell zu Ausgrenzung.
Simonitsch hält immer wieder Rücksprache mit zwei HIV-kompetenten Ärzten, die ihre Ordinationen im selben Haus betreiben. Die Frage, ob einem HIV-Patienten Präparate für das Immunsystem zusätzlich gegeben werden, wird stets mit den Ärzten abgeklärt. Ein Problem gibt es hier vor allem bei jenen Patienten, deren HIV-Infektion lange unentdeckt blieb und die deshalb auch ein sehr geschwächtes Immunsystem aufweisen. Womit man wieder beim Eingangsthema landet – einer möglichst frühen Erkennung und der Frage „Do you know your status?“. Simonitsch sieht wenig Sinn in einem großen Outing. „Am Arbeitsplatz besteht hierzu keine Notwendigkeit und bei Vorgängen im Alltag auch keine Übertragungsgefahr. Außerdem ist man bei guter Therapie nicht mehr ansteckend.“ Die Pharmazeutin ortet allerdings eine gewisse Sorglosigkeit zum Thema HIV. Haltungen wie „Mich trifft es nicht“, „Mein Partner hat es nicht“ oder „Gegen alles ist ein Kraut gewachsen“ seien sehr problematisch.
Als immens wichtig erachtet Simonitsch die orale Präexpositionsprophylaxe PrEP. Die anlassbezogene oder dauerhafte Einnahme antiretroviraler Medikamente sorgt dafür, dass man HIV-negativ bleibt. „Wir erreichen homosexuelle Männer, die ihre Sexualität leben, im Hinblick auf ein Screening der Schleimhäute normalerweise nicht. Sehr wenige gehen zum Arzt und sagen ‚Ich bin schwul, bitte untersuchen Sie mich!‘. Dank PrEP wird von einem HIV-kompetenten Arzt ein Rezept aufgeschrieben, und der Patient kommt somit alle drei Monate zum Screening.“
Weltweite Datenbank zu Reiserestriktionen für HIV-positive Menschen
Für HIV-positive Menschen ist die problemlose Einreise in manche Gebiete der Erde nicht selbstverständlich und mit Fragezeichen verbunden. Gerade wer eine Reise in weiter entfernt liegende Destinationen plant oder beruflich eine längere Zeit im Ausland vor sich hat, sollte sich somit zuvor gut informieren, ob es zu Problemen kommen kann. Die Website gibt Auskunft über den Status jedes Landes weltweit. Beispiele: Die Vereinigten Arabischen Emirate erlauben keine Einfuhr von HIV-Medikamenten. In Australien gibt es zwar keine Restriktionen für Touristen, jedoch gibt es besondere Bedingungen für den Aufenthalt über 90 Tage und verpflichtende HIV-Tests für Visum-Antragsteller. In Russland ist ein Aufenthalt von über drei Monaten für HIV-positive Menschen nicht möglich. In den USA bestanden lange Zeit Restriktionen bei der Einreise, diese wurden jedoch Anfang 2010 vom damaligen Präsidenten Barack Obama aufgehoben.