Charakterisierung und Anwendung
Als nichtopioides Analgetikum ist Paracetamol zur Behandlung von leichten bis mäßigen Schmerzen und Fieber zugelassen. Der auch (vor allem in den USA) Acetaminophen genannte Wirkstoff wird bei Kopfschmerzen, Migräne, arthrosebedingten Gelenkschmerzen und ebenso in Kombinationspräparaten zur Linderung von Erkältungsbeschwerden eingesetzt. Seit 1956 ist Paracetamol in Tablettenform am Markt erhältlich und gehört heute zu den meistverkauften Schmerzmitteln weltweit. In Kombination mit Koffein erreicht es eine um bis zu 1,7-fach höhere Wirkstärke und wird von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft bei Migräne und Kopfschmerzen als Mittel der ersten Wahl empfohlen.1–3
Paracetamol ist für Säuglinge ab einem Körpergewicht von 3 kg zugelassen. Dabei gilt eine Einzeldosis 10 mg/kg KG maximal alle 6 Stunden, die maximale Tagesdosis beträgt 60 mg/kg KG. Für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene gilt eine Tagesmaximaldosis von 2.000 mg Paracetamol. Es kann während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit bei Fieber und Schmerzen eingesetzt werden.2
Paracetamol ist bei Auftreten von Fieber oder Schmerzen als Reaktion auf eine COVID-19-Impfung Mittel der Wahl. Dabei ist die Einnahme von bis zu 4-mal 500 mg möglich. Eine prophylaktische Gabe wird laut dem Robert-Koch-Institut nicht empfohlen, da ein möglicher Einfluss auf die Immunantwort nicht ausgeschlossen werden kann.4
Paracetamol ist in Österreich in Form von Tabletten, Zäpfchen, Saft/Sirup, Infusionslösung, Brausetabletten, Kapseln, Granulat zur Herstellung einer Lösung und in Kombination mit anderen Arzneistoffen zugelassen.
Wirkmechanismus
Paracetamol wirkt antipyretisch und analgetisch, jedoch nicht antiphlogistisch. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht bekannt, man vermutet eine starke COX-2-Hemmung und eine geringe COX-1-Hemmung. Die Hemmung der zerebralen Prostaglandinsynthese ist hingegen nachgewiesen, weiters hemmt Paracetamol endogene Pyrogene, die das hypothalamische Temperaturregulationszentrum beeinflussen.1, 2
Pharmakokinetik
Paracetamol erreicht die maximale Plasmakonzentration 30 Minuten nach oraler Einnahme. Nach rektaler Einnahme wird diese erst nach 3 Stunden erreicht. Es verteilt sich dabei in allen Geweben und wird in die Leber metabolisiert. Durch die Metabolisierung über CYP2E1 wird das hepatotoxische N-Acetyl-Para-Benzochinonimin (NAPQI) gebildet, das durch Glutathion inaktiviert wird. Bei einer Paracetamolüberdosierung kann es durch dieses NAPQI zu irreversiblen Leberschädigungen kommen. Die Elimination erfolgt hauptsächlich über den Harn.
Bei Patienten mit einer Leberfunktionsstörung muss die Dosis angepasst werden, bei schweren Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh > 9) ist Paracetamol kontraindiziert.1, 2 Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen ist keine Dosisanpassung notwendig.5
Interaktionen
Paracetamol sollte nicht mit Leberenzyminduktoren wie Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin oder Rifampicin angewendet werden, weil das Risiko einer Leberschädigung erhöht ist.
Probenecid erhöht den Paracetamolspiegel durch Bindung von Paracetamol an Glucuronsäure, daher empfiehlt sich eine niedrigere Paracetamoldosis.
Bei der gleichzeitigen Einnahme von Cholestyramin kann es zur verringerten Resorption von Paracetamol kommen.
Bei Patienten mit Glutathionmangel sollte Paracetamol nur mit Vorsicht angewendet werden, da es zu einer metabolischen Azidose kommen kann.
Die Kombination von Alkohol und Paracetamol kann die hepatotoxische Wirkung von NAPQI verstärken.1, 2
Nebenwirkungen
Paracetamol ist gut verträglich, Nebenwirkungen treten nur sehr selten auf. Dabei kann es sehr selten zu Überempfindlichkeitsreaktionen, zu einem Anstieg der Lebertransaminasen oder zu Hautreaktionen kommen.1, 2
Literatur:
Hinweise