Viele Menschen wissen ganz intuitiv, wie wichtig eine gute Mundhygiene für das Wohlbefinden ist. Seit einigen Jahren werden die Zusammenhänge zwischen systemischen Erkrankungen und Parodontitis jedoch intensiver erforscht. Eine erfolgreiche parodontale Behandlung reduziert laut Studien etwa über den Blutkreislauf Entzündungen im ganzen Körper und hilft dabei auch, den Blutzucker bei Typ-2-Diabetes zu senken. Für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die diastolische Herzinsuffizienz ist ebenfalls ein parodontal therapeutischer Effekt bekannt.
Auch bei parodontal gesunden Menschen wirkt sich eine gute Mundhygiene positiv aus. Eine Langzeitstudie aus Korea mit über 160 Probanden zeigte, dass häufiges Zähneputzen und eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung das Risiko für Vorhofflimmern (10 %) und Herzinsuffizienz (12 %) senken kann. Ermittelt wurde die Qualität der Mundhygiene dabei über die Anzahl der verloren gegangenen Zähne und der gekauften Zahnbürsten. Bei Schwangeren ist neben einer guten Mundhygiene auch eine regelmäßige Prophylaxe mit professioneller Zahnreinigung empfehlenswert. Liegt eine Parodontitis vor, besteht etwa das Risiko, dass pathogene orale Bakterien und Entzündungsfaktoren über das Blut zur Plazenta gelangen. Ob dadurch auch das Risiko für Komplikationen oder ein reduziertes Geburtsgewicht ansteigt, ist bislang noch nicht ausreichend geklärt.
Für das orale Biofilmmanagement erwiesen sich in neuesten Studien elektrische Schallzahnbürsten gegenüber Handzahnbürsten als überlegen. Auch bei Gingivitis zeigt eine neu publizierte systematische Übersicht einen signifikanten Vorteil von Schallzahnbürsten gegenüber manuellen Zahnbürsten. Diese Ergebnisse könnten auf dem hydrodynamischen Effekt beruhen. Demnach wird das flüssige Gemisch aus Speichel und Zahnpasta bei Schallzahnbürsten im Mund beschleunigt und dringt bis in die tiefsten Interdentalräume vor. Wie Zähneputzen zeigt auch die Interdentalhygiene einen Nutzen für die körperliche Gesundheit. Bei jungen Patienten mit Gingivitis reduzieren sich die Blutungsraten durch eine 3-monatige Anwendung von Interdentalbürsten etwa um 85 % – gleichzeitig nimmt der Anteil parodontal pathogener Bakterien signifikant ab.
Bei chronischen Zahnfleischentzündungen und länger andauernden Symptomen sollte jedenfalls zur Vermeidung von langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen eine zahnärztliche Untersuchung stattfinden. Individuelle Risikofaktoren für Zahnfleischentzündungen sind beispielsweise eine unzureichende Zahnpflege, Zahnstein, eine ungesunde Ernährung, Rauchen und Diabetes. Bei jeder akuten Zahnfleischentzündung sollte zudem die Mundhygiene intensiviert werden, und weiche Borsten sollten zum Einsatz kommen. Mundspüllösungen, Mundgele und Salben können den Heilungsprozess beschleunigen. Pflanzenextrakte wie Salbei oder Myrrhe wirken antiseptisch und adstringierend. Die gefäßverengende Wirkung sorgt dafür, dass sich das Zahnfleisch verdichtet, und erhöht somit die Resilienz gegenüber pathogenen Bakterien. Extrakte der Kamille wirken auch antiseptisch und zusätzlich antiphlogistisch. Synthetische Wirkstoffe mit einem hohen antiseptischen Potenzial sind: Chlorhexidin, Triclosan und Cetylpyridiniumchlorid. Bei der zahnärztlichen Behandlung einer Zahnfleischentzündung werden hartnäckige Plaques entfernt. Zahnfleischtaschen mit einer Tiefe von mehr als sieben Millimetern müssen chirurgisch gereinigt werden, da sie mithilfe der Zahnpflegeinstrumente nicht mehr erreicht werden können.