In Zeiten der Pandemie ist es weltweit zu einem Rückgang der verabreichten Impfungen gekommen. Vor allem Kinder werden zukünftig unter den Folgen dieser fehlenden Immunisierungen leiden. Laut Daten der WHO versäumten weltweit zwischen 2019–2021 67 Mio. Kinder mind. eine Routineimpfung, 48 Mio. erhielten gar keine Impfung. Dies betrifft vor allem Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten. Ebenso sank die Masern-Durchimpfungsrate 2021 in Österreich auf 81 % und damit auf den niedrigsten Stand seit 2008. Wer seine Impfungen regelmäßig auffrischt, ist nicht nur geschützt, sondern braucht bei einer geplanten Reise nur noch Impfungen, die aufgrund der Destination und Art der Reise empfohlen sind.
Die Lebendvakzine Masern-Mumps-Röteln (MMR) und Varizellen können bei serologisch negativen Erwachsenen in jedem Alter verabreicht werden, sofern keine Kontraindikation für eine Lebendimpfung besteht. Besonders bei Frauen im gebärfähigen Alter ist ein Impfschutz vor Eintritt der Schwangerschaft zu ergänzen, da beispielsweise eine Erstinfektion mit Varizellen während der Schwangerschaft in seltenen Fällen zu Fehlbildungen des Ungeborenen führen kann. Die MMR-Impfung steht in jedem Lebensalter kostenlos zur Verfügung.
Im Jahr 2020 gab es weltweit etwa 10.000 Diphtherie-Fälle. Betroffen waren vor allem Länder in Afrika und Südostasien. Es treten aber auch in Europa immer wieder Fälle von Diphtherie auf, wie beispielsweise im Jahr 2022 mehrere Fälle von respiratorischer Diphtherie in Österreich. Die WHO initiierte 1988 das globale Poliomyelitis-Eradikationsprogramm, durch das die jährlichen Fallzahlen um mehr als 99 % gesenkt werden konnten. Das Polio-Wildvirus kommt aktuell noch in vier Ländern (Afghanistan, Mosambik, Malawi und Pakistan) vor. Obwohl für Tetanus Monokomponenten-Impfstoffe verfügbar sind, sollten Auffrischungen mit Kombinationsimpfstoffen gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio erfolgen. Wenn im Erwachsenenalter bereits zweimal oder öfter Polio geboostert wurde und keine Indikation für weitere Polio-Impfungen (Reisetätigkeit) besteht, kann auf weitere Auffrischungen verzichtet werden. In Österreich wird eine starke Zunahme von Pertussis-Fällen beobachtet. 2019 wurden 2233 Fälle gemeldet. Vor allem bei Erwachsenen fehlen häufig notwendige Auffrischungsimpfungen.
Ab dem vollendeten 60. Lebensjahr ist die sequenzielle Pneumokokken-Impfung (PNC 15 oder 20 gefolgt von PPV 23) für alle Erwachsenen empfohlen. Eine Wiederholung der Impfserie ist für gesunde Erwachsene nicht notwendig. Im Laufe des Jahres sind 2 neue Impfstoffe auf den Markt gekommen, die weitere Pneumokokkenstämme abdecken (PNC 15, PNC 20). Diese ersetzen den PNC-13-Impfstoff. Bei Personen mit erhöhtem Risiko für eine Erkrankung (z. B. arterielle Hypertonie, Alkohol- oder Nikotinabusus) wird die Impfung ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Bei Patient:innen mit hohem Risiko (z. B. Asplenie, Organtransplantation) gilt die Impfempfehlung unabhängig vom Alter. Dementsprechend unterscheiden sich auch die Vorgaben hinsichtlich des Zeitintervalls zwischen PNC und PPV 23 sowie die Empfehlungen bezüglich einer Wiederholung der Impfserie.
Die jährliche Influenza-Impfung ist für alle, insbesondere über 60-Jährige und Kinder, empfehlenswert. Für die kommende Saison steht für alle Personengruppen die Impfung kostenfrei zur Verfügung. Aufgrund der niedrigen Fallzahlen in den beiden Influenzasaisonen während der Pandemie beobachtete man heuer eine sehr starke Influenzawelle. Ab 60 Jahren steht ein tetravalenter Hochdosis-Impfstoff, Efluelda®, zur Verfügung. Ab 65 Jahren gibt es die Möglichkeit eines adjuvanzierten tetravalenten Impfstoffs, Fluad Tetra®. Optimalerweise wird die Impfung Ende Oktober oder Mitte November verabreicht. Auch nach dem Auftreten erster Influenza-Fälle ist eine Impfung noch sinnvoll. Auf der Südhalbkugel dauert die Influenza-Saison von April bis September, somit stellt die Influenza-Impfung auch eine wichtige Reiseimpfung dar.
Bis zum 30. Lebensjahr wird die 9-valente Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) allen Frauen und Männern empfohlen. Danach ist sie optional, wobei der Nutzen bei einer späteren Verabreichung sinkt. Das kostenfreie Impfprogramm gilt derzeit bis zum vollendeten 21. Lebensjahr. Bestehende Kondylome oder Dysplasien sind kein Ausschlussgrund für eine Impfung.