Erkältungen werden bekanntlich von einer Vielzahl an Viren ausgelöst, die über Tröpfchen- und Schmierinfektion in den Organismus gelangen. Die Inkubationszeit ist mit 2 bis 8 Tagen relativ kurz, wobei ein Infizierter schon nach 12 Stunden Viren ausscheidet und damit zwar selbst noch symptomfrei ist, jedoch andere Personen bereits anstecken kann.
Zu den wichtigsten allgemeinen Tipps zur Prävention von Erkältungen gehören immer noch die passenden Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, geschlossene Räume, ausreichend zu lüften und benutzte Taschentücher sofort zu entsorgen. All diese Maßnahmen sind in Anbetracht der weiterhin andauernden Coronasituation ohnehin den meisten Menschen geläufig. Weiters sind ausreichend Schlaf, die Vermeidung von zu viel Stress, Bewegung an der frischen Luft und ausgewogene Ernährung die Grundpfeiler eines starken Immunsystems. Wenn sich in der kalten Jahreszeit das Leben wieder zum überwiegenden Teil in geschlossene, beheizte Innenräume verlagert, sollte man unbedingt regelmäßig lüften, um die Luftfeuchtigkeit ein wenig zu steigern und sich in der Raumluft befindliche Krankheitserreger loszuwerden.
Die Schleimhäute im Nasen- und Rachenraum sollten keinesfalls austrocknen, da sie eine wichtige Barrierefunktion beim Eindringen von Erkältungsviren darstellen. Die Nasenschleimhaut wärmt und befeuchtet die Atemluft und ist damit auch der erste Kontaktpunkt der Krankheitserreger im Organismus. In den Schleimhautsekreten von Nase und Rachen befindet sich sekretorisches Immunglobulin A (IgA), das der Infektabwehr dient. Dieses kann seine physiologische Wirkung nur entfalten, solange die Schleimhaut durchgehend von einem feinen Feuchtigkeitsfilm überzogen ist. Um diesen Schutzfilm zu verbessern, ist die regelmäßige Anwendung von salzhaltigen Nasensprays und –tropfen vorteilhaft. Deren Konzentration sollte entweder physiologisch sein, oder schwach hyperton, was eine leichte Abschwellung der Nasenschleimhaut zur Folge hat. Zusätze wie Dexpanthenol, Hyaluronsäure und Glyzerin verlängern die befeuchtende Wirkung der Salzlösung und wirken schleimhautregenerativ. Auch Carragelose, ein Polysaccharid aus Rotalgen, wirkt anhaltend befeuchtend und bildet einen zusätzlichen Schutzfilm auf der Nasenschleimhaut aus, um diversen Krankheitserregern das Eindringen zu erschweren. Neben zahlreichen befeuchtenden Nasensprays gibt es auch Rachensprays, die zum Beispiel Kombinationen aus Glyzerin und Trypsin enthalten. Während die Glyzerinphase Wasser bindet und darin befindliche Viren einhüllt, spaltet das Verdauungsenzym Trypsin spezifische Proteine, die für das Andocken der Viren an die Epithelzellen essenziell sind.
Das sicherlich bekannteste Vitamin, um das Immunsystem zu stärken, ist nach wie vor Vitamin C. Dieses ist in vielen verschiedenen Formen erhältlich, vom reinen Pulver über Lutschtabletten, bis hin zu retardierten oder veresterten Formen. Letzteres wird rasch in die Zellen aufgenommen, kann diese jedoch nicht mehr so schnell verlassen wie andere Formen der Ascorbinsäure. Verestertes Vitamin C kann auch noch 24 Stunden nach der Einnahme in Leukozyten nachgewiesen werden. Dadurch ergibt sich eine niedrigere Dosierung bei gleicher Wirksamkeit. Neben Vitamin C ist auch Zink ein potenter Radikalfänger und wird gerne als Prophylaxe von Erkältungskrankheiten eingesetzt. Zink ist beispielsweise ein Bestandteil der Superoxiddismutase (SOD), einem Enzym, das Sauerstoffradikale entfernt, und soll außerdem an der Reifung der T-Lymphozyten beteiligt sein. Studien zeigen, dass eine rechtzeitige Einnahme von 75 mg Zink pro Tag die Dauer einer Erkältung verkürzen kann.1 Eine Langzeiteinnahme dieser hohen Dosis ist jedoch nicht zu empfehlen, da der Tolerable Upper Intake Level, also die Menge an Zink, die man gefahrlos dauerhaft einnehmen kann, bei 25 mg täglich liegt.2 Hochdosiertes Zink kann bei der Einnahme Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen. Um dies zu vermeiden, wird Zink hier ausnahmsweise zu den Mahlzeiten eingenommen, wobei die Einnahme nicht gleichzeitig mit Kaffee, Nüssen und Getreideprodukten erfolgen sollte, um die Zinkresorption nicht zu hemmen. Ebenso ist die gleichzeitige Einnahme mit Bisphosphonaten, Levothyroxin, Tetrazyclinen und Chinolonen nicht empfohlen, da Zink als zweiwertiges Kation zu Komplexbildung neigt. Neben Zink enthält auch der Extrakt der Cantaloupmelone eine hohe Menge an SOD, die über komplexe Wege zur Steigerung der Abwehrkraft beiträgt und gerne in immunstimulierenden Präparaten verwendet wird.
Zu den wichtigsten Phytotherapeutika mit immunstimulierender Wirkung gehört zweifelsohne der Sonnenhut. Dieser wird als Tinktur vorbeugend gegen Erkältungskrankheiten als Intervalltherapie eingesetzt. Eine durchgehende Einnahme ist wenig sinnvoll, da sich die immunstimulierende Wirkung nicht dauerhaft aufrechterhalten lässt. Der Sonnenhut wirkt über eine Erhöhung der Makrophagenaktivität und eine Steigerung der Leukozytenzahl aufgrund von organismusfremden Polysacchariden, die in der Wurzel und oberirdischen Teilen vorkommen. Für Personen mit Autoimmunerkrankungen und unter immunsuppressiver Therapie ist Sonnenhut kontraindiziert.
Betaglukane bestehen ebenfalls aus Polysacchariden, allerdings ausschließlich aus D-Glukosemolekülen. Diese werden im Dünndarm von Makrophagen als körperfremd erkannt, in kleine Teile zerlegt und anschließend erneut freigesetzt. Die entstandenen Bruchstücke binden an neutrophile Granulozyten und aktivieren sie dadurch. Die Anwendung von Betaglukanen zur unspezifischen Abwehrsteigerung ist schon für Kinder ab einem Körpergewicht von 10 kg möglich. Auch hier ist eine Intervalltherapie von 2–3 Monaten sinnvoll. Neben den erwähnten immunmodulierenden Stoffen gibt es natürlich noch eine Vielzahl an weiteren Wirkstoffen und unzählige Kombinationen, wie zum Beispiel Propolis, Zistrose, Vitamin D, Selen, Eisen, Betakarotine, Shiitake und Ginseng. Kommt es jedoch ungeachtet aller abwehrkräftesteigernder Maßnahmen zu einer Erkältung, dann ist körperliche Schonung wichtig. Wird mit einer Erkältung (Leistungs-)Sport betrieben, kann diese Anstrengung zu einer Myokarditis führen, die im schlimmsten Fall mit Herzversagen endet.