Ernährung bei COPD: Eiweiß-hältig, hochkalorisch, vitaminreich

COPD-Patienten leiden oftmals unter Mangelernährung. Diese entsteht durch einen krankheitsbedingt höheren Energieverbrauch, verbunden mit einer zu geringen Kalorienaufnahme. Diese wiederum liegt meistens an einem Mangel an Appetit, aber auch an der erschwerten Atemtätigkeit. Hinzu kommt die oftmals fehlende Motivation zur Essenszubereitung. Es ist jedoch nicht nur die zu geringe Energieaufnahme (meist gekoppelt mit ungenügender Proteinversorgung), die den schlechten Ernährungszustand abbildet. Studien dokumentieren diesen auch bei normalem oder sogar erhöhtem Body-Mass-Index (BMI). Grund dafür sind Mikronährstoffmängel, die einer Intervention bedürfen.1

Eiweiß- und Energiemangel

Ein anhaltender Energie- und Eiweißmangel führt zu einem Abbau von Muskeleiweiß. Dadurch ist die Bildung von Funktionsproteinen vermindert, die Albuminkonzentration nimmt ab. Dies steigert die Infektanfälligkeit, reduziert die Therapieverträglichkeit und schränkt die körperliche Leistungsfähigkeit weiter ein. Die Prognose verschlechtert sich ­dadurch.1

In der Ernährungstherapie von COPD-Patienten wird empfohlen, ein Ernährungsprotokoll und Trinktagebuch zu führen. Damit lässt sich das Ziel der stufenweisen Erhöhung von Energie- und Eiweißzufuhr besser erreichen.1 Als Empfehlung für die tägliche Energiezufuhr werden in der Literatur 30 kcal/kg Körpergewicht pro Tag genannt. Dies gilt für die Erhaltung des Gewichts. Für eine Zunahme muss mehr Energie zugeführt werden.2

Die Eiweißzufuhr sollte etwas höher als beim Gesunden sein, um einen Muskelaufbau zu erzielen. Es wird daher zu Eiweißkombinationen mit einer hohen biologischen Wertigkeit geraten, zum Beispiel Getreide mit Milchprodukten (Brot mit Käse, Nudelauflauf mit Käse, Grießbrei) oder Kartoffeln mit Ei.1 Als Richtschnur für die tägliche Menge werden in der Literatur 1,0–1,2 g/kg Körpergewicht täglich genannt. Für ältere Patienten mit Malnutrition gelten sogar 1,2–1,5 g/kg KG/Tag.2

Bei starkem Appetitmangel und/oder Untergewicht werden hochkalorische Mahlzeiten empfohlen. Speisen können zu diesem Zweck mit Maltodextrin, Ölen, Nüssen, Butter oder Margarine angereichert werden. Häufige, kleine Snacks über den Tag verteilt sind eine gute Möglichkeit, zu ausreichender Energieversorgung zu kommen. Auch auf Zusatznahrung kann zurückgegriffen werden.1

Gegen Mikronährstoffmängel

Neben einer eiweißreichen Kost sollte auf die Vitaminversorgung großer Wert gelegt werden. Es wird daher empfohlen, täglich mindestens 400 g Obst und Gemüse zu verzehren. Der Speiseplan wird durch selbst gemachte Milchshakes mit Früchten bereichert. Auch Kombinationen aus Topfen und Obst sowie Obstsalate mit Nüssen sind eine gute Wahl.1

Studien haben immer wieder gezeigt, dass es bei COPD-Patienten zu einer erhöhten Lipidperoxidation kommt. Die Spiegel von Vitamin A und E sind in vielen Fällen verringert. Es sollte daher eine ausreichende Versorgung mit Antioxidanzien sichergestellt werden.2 Gleiches gilt für Vitamin D. Studien zufolge sind die Plasmaspiegel bei COPD vielfach zu niedrig, was möglicherweise auch eine Progression begünstigt. Die Supplementierung von Vitamin C wiederum führt laut Literatur zu einer Erleichterung der Symptome.3

Omega-3-Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle in der Ernährung des COPD-Patienten. Die aus ihnen entstehenden Eicosanoide wirken sich günstig auf das Immunsystem aus, weil sie einen antiinflammatorischen Effekt erzielen. Leinöl, Walnussöl und Salzwasserfische wie Lachs, Hering und Makrele sollten daher öfters am Speisezettel stehen.1

Risikofaktor Osteoporose

Das Osteoporoserisiko ist für COPD-Patienten, die mangelernährt sind, erhöht. Jeder Speiseplan sollte daher ausreichend Kalzium enthalten. Neben Milch und Milchprodukten sind daher auch kalziumreiche Mineralwässer (mindestens 150 mg/l), kalziumreiche Gemüsesorten (Brokkoli, Grünkohl, Fenchel) sowie Nüsse und Samen (vor allem Sesam und Leinsamen) empfehlenswert. Weiters sollte ein etwaiger Vitamin-D-Mangel abgeklärt und ggf. eine Supplementierung durchgeführt werden.1

Empfehlungen bei verschiedenen Beschwerdebildern

Im Fall einer frühen Sättigung sind hochkalorische Mahlzeiten empfohlen. Vor und während einer Mahlzeit sollte nur wenig getrunken werden – idealerweise wird erst eine Stunde nach dem Essen schluckweise getrunken. Bei einer Dyspnoe ist langsames Essen oberstes Gebot. Dazu empfiehlt sich die Dreifußstellung: vorgebeugte Haltung bei schulterbreitem Stand der Füße (auch Kutschersitz genannt). Weiters gilt die Empfehlung, vor dem Essen Bronchodilatatoren zu verwenden und eventuell eine Sekretreinigung durchzuführen.1

Bei Neigung zu Überblähung ist wiederum ein langsames Esstempo enorm wichtig. Kohlensäurereiche Getränke sollten gemieden werden. Kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt sind sinnvoll. Sollte verstärkte Müdigkeit ein häufiges Symptom des Patienten sein, ist empfohlen, vor dem Essen wenn möglich zu ruhen. Mahlzeiten sollten immer griffbereit sein, daher erweisen sich Fertiggerichte im Vorratsschrank als wertvoll. Für Zeiten geringerer Müdigkeit wird dazu geraten, diese dann für den Verzehr größerer Portionen zu nützen.1


Literatur:

  1. Bargon J, Müller U, Ernährung bei COPD. Ernährungs Umschau 2/2012
  2. Collins PF, Yang IA, Chang YC et al., Nutritional support in chronic obstructive pulmonary disease (COPD): an evidence update. J Thorac Dis. 2019 Oct; 11(Suppl 17):S2230–S2237
  3. Rawal G, Yadav S, Nutrition in chronic obstructive pulmonary disease: A review. J Transl Int Med. 2015 Oct–Dec; 3(4):151–154