Alzheimer ist die häufigste neurokognitive Störung. Sie kann klar von der gewöhnlichen Vergesslichkeit im Alter unterschieden werden. Das Demenzrisiko wird auch durch Morbus Parkinson erhöht. Mittlerweile sind 25.000 Menschen in Österreich betroffen. Unter Kognition versteht man alles, was unsere Interaktion mit der Umwelt betrifft. Der Mensch erbringt dabei kristalline und fluide Leistungen. Unter kristallinen Leistungen wird Allgemeinwissen, soziale Intelligenz und der Wortschatz verstanden. Zu den fluiden Leistungen zählen das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeit. Diese Leistungen gehen bereits rund um das vierte Lebensjahrzehnt etwas zurück – auch ohne dass man dement ist. Prim. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Iglseder von der Universitätsklinik für Geriatrie stellte den Begriff der Demenz im Detail vor. Derzeit geht man davon aus, dass sich die Prävalenz von Demenzerkrankungen verdoppeln wird, wenn die Generation der Babyboomer das Alter mit dem größten Risiko für Demenz und kognitiven Abbau erreicht. In der neuen Klassifikation wird man den Begriff der „Demenz“ nicht mehr finden, da er auf Deutsch „frei von Geist“ bedeutet und somit eine eher unglückliche Bezeichnung darstellt. Vielmehr wird man künftig von „neurokognitiven Störungen“ (Major Neurocognitive Disorder) sprechen, wenngleich es wohl dauern wird, bis der Begriff Einzug in den alltäglichen Sprachgebrauch halten wird. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Erkrankung (60–70 %), gefolgt von der vaskulären Demenz (15–25 %) und der Lewy-Body-Demenz (6–20 %). Die vaskuläre Demenz tritt vor allem als Folge von Bluthochdruck auf.
Die Alzheimer-Erkrankung unterscheidet sich in vielen Facetten von der altersassoziierten Gedächtnisstörung. Ein Alzheimer-Patient vergisst Erlebnisse gesamthaft. Er erinnert sich auch danach nicht mehr, während man sich bei einer altersassoziierten Gedächtnisstörung später wieder erinnert. Iglseder brachte ein Beispiel: Ein Alzheimer-Patient würde sich in einer Woche nicht mehr daran erinnern, dass er in Schladming war. Weiters typisch ist die zunehmende Unfähigkeit, Notizen als Erinnerungshilfe zu verwenden, was dem vergesslichen älteren Menschen aber durchaus möglich ist. Bei Alzheimer interferieren Gedächtnisdefizite zunehmend mit Alltagsaktivitäten. Ein Beispiel dafür ist ein völlig vergammelter Kühlschrank. Kritisch ist es, wenn die Betroffenen nicht mehr fähig sind, verbale oder schriftliche Anleitungen zu befolgen. Die Vorlaufzeit ist sehr lange. Meist dauert es zwei bis drei Jahrzehnte bis zur Ausprägung der Krankheit. Am Anfang treten oft Depressionen und eine steigende Ängstlichkeit auf. Erst mit der Zeit kommt es zu kognitiven und funktionellen Symptomen. Danach treten auch Verhaltensstörungen auf, etwa die Beschuldigungen anderer Menschen, wenn Dinge verloren oder vergessen wurden. In der Klinik gibt es ein weiteres Problem: Es existiert kein Verarbeitungsmechanismus mehr, dass man sich in einer Institution befindet. Das führt oft zu einem aggressiven Verhalten, weil die Patienten nicht verstehen, warum sie bestimmte Anleitungen befolgen sollen oder warum sie berührt werden. Iglseder kritisierte in seinem Vortrag die diesbezügliche Anwendung von Antipsychotika, noch dazu wo diese den Verlauf der Krankheit negativ beeinflussen.
Betrachtet man Aufnahmen des Gehirns von Alzheimer-Patienten, so erkennt man drei klassische Merkmale: eine chronische Entzündung, ein Schwund im Hippocampus und im zerebralen Kortex. Die chronische Entzündung führt dazu, dass immunkompetente Zellen im Gehirn aktiviert werden. Zu Beginn einer Erkrankung treten die Veränderungen meist im Hippocampus und im Frontallappen auf. Mit einem neuen Verfahren ist es möglich, Amyloide positiv darzustellen. Eine Aussage, ob eine Person krank wird oder nicht, lässt sich damit aber noch nicht machen.
Risikofaktoren für Alzheimer sind das Alter, die Genetik, das weibliche Geschlecht, eine Hypertonie, das Bildungslevel und Diabetes. Besonders der Zusammenhang zwischen arteriellem Bluthochdruck im mittleren Lebensalter und einer späteren Alzheimer-Erkrankung ist auffällig. Auch eine Hypercholesterinämie dürfte eine Rolle spielen, aber eine nicht so große wie der Blutdruck. Unklar ist der Zusammenhang mit Depressionen, hier gibt es nur Hinweise auf eine Erhöhung des Risikos. Aktivität und ein gesunder Lebensstil dürften das Risiko hingegen senken. Aus Tiermodellen weiß man, dass Aktivität die Dendritenlänge und die Dichte der Dendritendorne erhöht. Beta-Amyloid-Spiegel können reduziert werden. Bei reizloser Umgebung produzierten die Versuchstiere mehr Beta-Amyloid. Bei Menschen in Trainingsprogrammen wiederum kam es zu einer Anregung der Neurogenese im Hippocampus. Der positive Einfluss der mediterranen Kostform auf das Gehirn ist ebenfalls schon belegt worden. Rauchen dagegen erhöht das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung durch die vaskuläre Schädigung. Die Therapie erfolgt rein symptomatisch. Krankheitsmodifizierendes ist laut Iglseder nicht in Sicht.
OA Dr. Mariella Kögl-Wallner von der Grazer Universitätsklinik für Neurologie widmete sich häufigen Bewegungsstörungen im Alter. Die Parkinson-Krankheit wird durch einen Dopaminmangel ausgelöst und betrifft bis zu 25.000 Personen in Österreich. Auch Medikamente können die Symptome induzieren, vor allem Neuroleptika. Die Probleme beginnen meist nur auf einer Seite des Körpers. Erst später treten sie auch auf der anderen Seite auf, wobei die Hälfte, die zunächst betroffen war, auch in Folge die schwächere bleibt. Kennzeichen von Parkinson sind Rigor, Tremor und eine Störung der Reflexe. Nichtmotorische Symptome sind eine verlangsamte gastrointestinale Motilität, olfaktorische Defizite und eine REM-Schlafstörung. Parkinson wirkt sich auch auf das Risiko für Demenz aus: 80 % der Patienten sind später einmal davon betroffen.