Fragen und Antworten zu Pollenallergien

Früher Start und starke Belastung – diese Einschätzung zur diesjährigen Pollensaison wurde im März vom Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien und von der Informationsplattform IGAV (Interessengemeinschaft Allergenvermeidung) veröffentlicht. Pollenallergiker werden dies bestätigen, denn 2022 ist ein hartes und belastendes Jahr für Atemwege und Schleimhäute.

Nach einer eher milden Saison 2021 blühten heuer Esche und Birke intensiver. Neben dem Wechsel zwischen milden und intensiveren Jahren spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa der Klimawandel und das Vorliegen eines sogenannten Mastjahres. Wir haben deshalb einige brisante und wichtige Fragen gesammelt und nach Antworten für Kundengespräche gesucht.

Warum ist die Belastung heuer besonders stark?

2022 ist ein Mastjahr. Dabei handelt es sich um mehr als einen herkömmlichen Blühfrühling. Bäume setzen in Mastjahren zu einer synchronen Übervermehrung an, schreibt dazu der Naturschutzbund.

Sie versuchen dabei, mehr Samen und damit mehr Nachkommen freizusetzen, als von Rehen, Schweinen, Raupen, Käfern etc. gefressen werden können. In der Forstwirtschaftslehre ging man traditionell davon aus, dass ein solches Mastjahr alle sieben Jahre auftritt, wobei es in manchen Regionen auch ein Abstand von nur vier Jahren war. Als Reaktion auf den Klimawandel kommt es nun aber zu einer Art Stressblühen der Bäume, das heißt, wir werden es künftig öfter mit diesem Phänomen zu tun haben.1

Welchen Einfluss hat der Klimawandel noch?

Experimentelle und In-situ-Studien zeigen einen Einfluss von atmosphärischer CO2-Konzentration und Lufttemperatur auf die Pollenkonzentration. Die Frühjahresblüte wird künftig tendenziell früher einsetzen und die Saison damit verlängern. Vor allem in urbanen Gebieten hat die Konzentration von Pollen in der Luft in den vergangenen ­Jahren deutlich zugenommen. Zunehmend Sorge bereitet die verstärkte und verlängerte Ambrosia-Pollensaison. Insgesamt zeigen Studien einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und dem weltweit beobachteten Anstieg an allergischen Atemwegserkrankungen.2, 3 Die Problematik geht aber noch weiter: Pollen verstärken sich mehr als früher, weil sie durch wärmere Luftmassen weiter getragen werden als durch kühle. Zudem steigt die Allergenität der Pollen. Höhere ­Temperaturen steigern zum Beispiel die Produktion eines bestimmten Pollen­allergens der Birke.4

Welchen Einfluss haben Gewitter auf die Pollenbelastung?

Dass Regen die Luft gleichsam auswäscht und damit vorerst für Entlastung bei Pollenallergikern sorgt, ist zu kurz gegriffen, denn die Thematik ist komplex. Während des Beginns eines Gewitters werden Pollenkörner, die vorher bei warmem Wetter hoch in die Luft transportiert wurden, durch starke Abwinde und mit aufkommendem Regen rasch aus höheren Luftschichten heruntergedrückt und heruntergewaschen. Die Folge ist ein schneller Anstieg der Pollenkonzentration in Bodennähe. Die Veränderungen der Luftfeuchtigkeit führen aber auch zu Veränderungen in den Pollenkörnern selbst. Osmotisch getrieben steigt der Druck in den Pollenkörnern. Sie können aufplatzen und kleine, allergene Partikel des im Pollenkorn vorhandenen Cytoplasmas an die Umgebungsluft abgeben. Diese Partikel können auf einfache Weise bis tief in die Atemwege vordringen und bei Personen mit einer saisonalen allergischen Rhinitis eine Asthmaattacke auslösen, selbst wenn diese bisher keine Erfahrungen mit Asthma gemacht haben. Dieses Phänomen ist in der Literatur als „Thunderstorm Asthma“ beschrieben. Wer sich während eines Gewitters in geschlossenen Räumen aufhält, ist von den zusätzlichen Belastungen, die zu Beginn des Gewitters bestehen, nicht betroffen. Nach den anfänglich stärkeren Belastungen kommt dann auch die gute Nachricht: Schon mäßiger Regen entfernt für gewöhnlich Pollen vollständig aus der Luft.5

Was steckt hinter der „Aggressivität“ von Pollen

Die Pollenkonzentration der Luft sagt noch nichts über die „Aggressivität“ der Pollen aus. Je nach Reifungszustand stellen Pollen einer Pflanzenart verschiedene Allergene her und auch die Menge der allergieauslösenden Proteine variiert. Daher ist die Menge der freigesetzten Allergene für die Wissenschaft interessant. Bet V 1 bei der Birke und Phl p 5 bei Gräsern zählen etwa zu den wichtigsten (und damit aggressivsten) Allergenen. Durch Luftschadstoffe gestresste Pflanzen produzieren nicht nur mehr Pollen, sondern sind auch mit mehr (beim Allergiker) entzündungsfördernden Substanzen versehen.

Welche Selbstmedikationsoptionen gibt es?

Antihistaminika wie Fexofenadin, Levocetirizin, Bilastin, Desloratadin oder Cetirizin sind Basismedikamente in der symptomatischen Therapie von IgE-vermittelten allergischen Beschwerden. Für Nase und Augen stehen auch topische Antihistaminika für die lokale Anwendung zur Verfügung. Sprays mit Meersalz, Hyaluronsäure und Dexpanthenol sind bei allergischen Symptomen im Nasenraum eine bewährte und erfolgreiche Selbstmedikationsoption. Augentropfen sind für viele Allergiker eine wichtige Unterstützung, da durch bestimmte Zellen in der Bindehaut Allergene bekämpft werden und die Augen deshalb häufig mit Symptomen reagieren.

Welchen Nutzen hat das Pollentagebuch?

Unter https://www.pollentagebuch.at/Phd/ können Betroffene nach Registrierung und Erhalt eines persönlichen Zugangs ihre täglichen Allergie-Beschwerden dokumentieren, um diese Beschwerden danach mit der tatsächlichen Pollenbelastung durch die wichtigsten allergieauslösenden Pflanzen zu vergleichen. Je mehr Nutzer ihre Beschwerden in das Pollentagebuch eintragen, desto zielgerichteter können die Angebote des Österreichischen Pollenwarndienstes ausfallen. So gibt die Pollen-App stets einen raschen und individuellen Überblick, wo und in welchem Ausmaß die zwölf wichtigsten Allergieauslöser gerade in der Luft sind.