FSME: Exposition auch in großen Höhen und Gastgärten

Österreich zählt zu den am stärksten von der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) betroffenen Gebieten in Europa. Jedes Jahr werden aus allen Bundesländern Krankheitsfälle gemeldet.1 Vor Beginn der großen Impfaktionen traten in Österreich stets zwischen 300 und 700 Erkrankungsfälle pro Jahr auf. Dank einer hohen Durchimpfungsrate von etwa 85 % gingen die Zahlen deutlich zurück und pendelten sich auf 41 bis 113 Erkrankungsfälle jährlich ein. Entwarnung ist deswegen allerdings nicht angesagt. Eine gewisse Impfmüdigkeit und ein Unterschätzen der Thematik führte zuletzt wieder zu einem stark vermehrten Auftreten von FSME. 2018 etwa wurden 181 Fälle gemeldet, wobei 154 Betroffene sich in Österreich angesteckt hatten.2 Im Vorjahr schließlich wurden 209 Fälle in den heimischen Krankenhäusern behandelt, ein neuer Negativrekord. „Leider ist zu erwarten, dass ein guter Teil der 2020 schwer von FSME betroffenen Personen noch länger unter den Folgen der Erkrankung leiden wird“, sagt Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze vom Zentrum für Public Health an der MedUni Wien.3

Da keine kausale Therapie zu FSME existiert, ist der einzige Schutz vor der Erkrankung die Impfung. Deren Wirksamkeit ist sehr hoch. Wer nach dem regulären Schema geimpft ist, kann eine Schutzwirkung von 95–99 % erwarten.4

Nicht nur Wiesen, hohes Gras und Unterholz sind Orte, an denen sich Zecken sehr häufig aufhalten; eine deutsche Untersuchung hat gezeigt, dass die Tiere sogar in Biergärten und deren unmittelbarer Umgebung auftreten. Das gilt besonders, wenn die Gastgärten von Büschen und Sträuchern umgeben sind. Sogar in Hamburger Gastgärten wurden in der Untersuchung Zecken entdeckt – ein Zeichen dafür, dass auch derart urbane Gebiete keineswegs sichere Orte sind. „In Österreich schon gar nicht“, warnt der Medizinische Mikrobiologe Reinhard Würzner von der Medizinischen Universität Innsbruck. „Bei uns ist kein Bundesland FSME-frei, man kann den Zecken praktisch nur in großer Höhe über 1.500–2.000 Meter entkommen. Daher sind die Impfung und die Auffrischung der Impfung so wichtig.“5

Auch nach Wanderungen in diesen Höhen sollte man sich jedoch nach Zecken absuchen. „Auch auf nicht allzu hoch gelegenen Almen haben Zecken schon wiederholt insbesondere Ziegen und über deren Rohmilch Almwirte und Wanderer infiziert“, gibt Würzner zu bedenken.

Die häufigsten Körperstellen, an denen Zecken gefunden werden, sind die Schamgegend, die Oberschenkelinnenseiten, der Bauchnabel und Umgebung, unter den Brüsten, in den Achselhöhlen, an Schultern, Hals und Nacken, am Haaransatz, in der Ohrmuschel und hinter den Ohren, in der Kniekehle und in der Armbeuge. Bei der Suche sollte man besonders auf Larven und Nymphen achten, da sie sehr klein sind und mit Sommersprossen verwechselt werden können.5

Vorsicht bei Haustieren!

Nicht vergessen sollte man auch auf die Haustiere als „Zeckentransporter“. Ob Hunde beim Spazierengehen oder Katzen beim Umherstreifen, Zecken können jederzeit in den Haushalt „eingeschleppt“ werden und damit auch FSME oder Borrelien übertragen. Das Fell der Tiere sollte daher regelmäßig abgesucht und im Zweifel Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden, um weitere Schutzmaßnahmen zu ergreifen.5Die aktuelle FSME-Impfaktion in Apotheken läuft noch bis zum 31. August.

Personengruppen, die 2021 gegen FSME geimpft werden sollten

• bisher Ungeimpfte
• jene, die 2020 die ersten beiden Teilimpfungen erhalten haben
• jene, die 2018 die dritte Teilimpfung der Grundimmunisierung erhalten haben
• unter 60-Jährige, die das letzte Mal 2016 geimpft wurden
• über 60-Jährige, die das letzte Mal 2018 geimpft wurden
• jene, die nicht wissen, wann die letzte Impfung durchgeführt wurde

Quelle: OTS0105, 17. März 2021: Pressekonferenz des österreichischen Verbandes für Impfstoffhersteller (ÖVIH)


Literatur:

  1. AGES: Durch Zecken übertragbare Krankheiten.
  2. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
  3. OTS0009, 6. Mai 2021: FSME: Post-enzephalitisches Syndrom kann zu bleibenden Einschränkungen führen. Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH)
  4. OTS0105, 17. März 2021: Pressekonferenz des österreichischen Verbandes für Impfstoffhersteller (ÖVIH)
  5. OTS0018, 19. Mai 2021: Gastgarten, Picknick & Co: Schutz vor Zecken nicht vergessen. Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH)