Im Rahmen eines Taragesprächs mit Kund:innen bzw. Patient:innen mit Gelenkschmerzen ist es von besonderer Wichtigkeit, gut zuzuhören und gezielt nachzufragen, denn eine Vielzahl von Erkrankungen kommt als Ursache für Arthralgien infrage. Die Unterhaltung sollte in jedem Fall die Frage nach genauer Symptomatik (Schmerzcharakter!), vorangegangenen Verletzungen, bestehenden Grunderkrankungen, der Dauermedikation sowie chronischer Belastung (beruflich/privat) beinhalten.
In jedem Fall erfordern starke Beschwerden über mehrere Tage, eventuell in Kombination mit hohem Fieber sowie wiederholt auftretenden Beschwerden, eine ärztliche Abklärung. Selbiges gilt für ausgeprägte Schwellungen und Steifigkeit im betroffenen Gelenk. Besonderes Augenmerk sollte auf etwaiges chronisch-entzündliches Krankheitsgeschehen gelegt werden.
Eine Selbstbehandlung von Gelenkschmerzen im Rahmen von Erkältungskrankheiten über wenige Tage ist möglich, nach genauer Abwägung gilt dies auch für leichtere Sportverletzungen, etwa eine akute Gelenkreizung durch Überbelastung. Patient:innen mit bereits bestehender ärztlicher Diagnose einer Grunderkrankung, z. B. Arthrose oder Gicht, kommen – evtl. jeweils nach kurzer ärztlicher Rücksprache – ggf. ebenso für eine Selbstbehandlung infrage; dies soll jedoch von Fall zu Fall gut abgewogen werden. Tabelle 1 gibt einen groben Überblick über mögliche Grunderkrankungen und deren etwaige Leit- bzw. Warnsymptome.
Bei leichteren Beschwerden kann zunächst ein Versuch mit topisch anzuwendenden Präparaten (Salben, Pflaster, Bäder) erfolgen. Am Markt befindet sich eine Vielzahl an Präparaten mit synthetischen (Ibuprofen, Diclofenac, Etofenamat, Methylsalicylat etc., ggf. in Kombination mit dem Penetrationsverstärker DMSO) oder pflanzlichen Wirkstoffen (Beinwell, Arnika usw.).
Häufig sind in solchen Externa auch hyperämisierende Wirkstoffe/Zusätze enthalten (Capsaicin, Benzylnicotinat, Nonivamid etc.), die entweder allein oder in Kombination mit den erstgenannten Wirkstoffen zum Einsatz kommen. Sie regen die lokale Durchblutung an und beschleunigen mitunter den Heilungsprozess bzw. lösen die muskuläre Verspannung durch Wärme. In diesem Zusammenhang ist allerdings zu beachten, dass bei akuten Beschwerden Kühlung in den allermeisten Fällen günstiger ist als Wärme.
Prinzipiell gilt es, den Teufelskreislauf Schmerzen – Fehlhaltung – Verspannung – Schmerzen zu durchbrechen. Daher sind Analgetika/NSAR primär dann anzudenken, wenn durch deren Einnahme/Anwendung die normalen körperlichen Aktivitäten beibehalten werden können. Die Anwendung sollte unter Beachtung der Kontraindikationen, Wechsel- und Nebenwirkungen auf wenige Tage beschränkt werden, und es sollte die niedrigste zur Schmerzreduktion ausreichende Dosierung gewählt werden. Bei leichten Beschwerden ohne Entzündungszeichen eignet sich zur Schmerzlinderung beispielsweise Paracetamol; Wirkstoffe aus der Klasse der NSAR wären beispielsweise Acetylsalicylsäure (nicht für Kinder < 12 Jahren), Ibuprofen, Naproxen etc., sie wirken zusätzlich entzündungshemmend.
Phytotherapeutisch kommen zur inneren Anwendung beispielsweise Präparate mit Weidenrinden-, Pappel- oder Eschenextrakt sowie Präparate mit Teufelskralle und Weihrauch zum Einsatz. Solche pflanzlichen Präparate eignen sich in den meisten Fällen sehr gut als Begleitmedikation und zur längeren Einnahme; eine Wirkung setzt allerdings bekanntlich erst nach einigen Wochen ein. Dennoch können sie die benötigte Menge an NSAR reduzieren, wenn etwa Rhus toxicodendron oder Symphytum verwendet wird.
Zusätzliche Maßnahmen und Lifestyle-Modifikationen können das Krankheitsgeschehen, insbesondere auch jenes von chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Arthrose, günstig beeinflussen, indem etwa die Freisetzung von Entzündungsmediatoren gehemmt wird. Dazu gehören etwa: