Die Säulen der Ernährungstherapie bei Gicht und Hyperurikämie sind Beibehaltung oder Erreichen des Normalgewichtes, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, die Einschränkung alkoholischer Getränke und die Einhaltung einer purinarmen Ernährung. Die Zufuhr von 1,5–2 l Flüssigkeit pro Tag unterstützt die körpereigene Ausscheidung von Harnsäure und beugt gleichzeitig Nierensteinen vor. Empfehlenswert sind neben Leitungswasser vor allem Mineralwässer mit einem hohen Hydrogencarbonatgehalt, weil diese die Ausscheidung von Harnsäure zusätzlich fördern. Fruchtsäfte sollten stark verdünnt sein (ein Teil Saft, drei Teile Wasser). Kaffee und Tee sind ebenfalls geeignete Getränke – die in ihnen enthaltenen Xanthinbasen werden nicht zu Harnsäure abgebaut.1
Bei vorliegendem Übergewicht stellt eine Gewichtsabnahme die oberste Priorität dar, weil es dadurch (in der Regel) zu einer Senkung der Harnsäurewerte im Blut kommt. Strenges Fasten wird allerdings nicht empfohlen. Beim Hungern kommt es nämlich als Konsequenz aus einer verstärkten Mobilisierung des Körperfettes zu einer Steigerung der Ketonkörperbildung. Dies wiederum hemmt die renale Harnsäureausscheidung und begünstigt die Hyperurikämie. Einen ähnlichen Effekt wie starkes Fasten übt auch eine hohe alimentäre Fettzufuhr aus. Sie führt zu einer verstärkten Synthese von Ketonkörpern, senkt den Blut-pH-Wert und hemmt die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Einer Einschränkung des Fettgehaltes der Nahrung (maximal 30 Energieprozent) ist daher in jedem Fall ratsam.2
Eine purinreiche Ernährung fördert grundsätzlich die Entstehung einer Gichtarthritis, weshalb die Bedeutung einer entsprechenden Diät für Gichtpatienten unstrittig ist. In erster Linie gilt dies für purinreiche tierische Lebensmittel. Eine prospektive Erfassung der Ernährungsgewohnheiten von Männern (n = 47.150) hat für einen Zeitraum von zwölf Jahren ergeben, dass Fleischkonsum – nicht jedoch die Aufnahme pflanzlicher Purine – das Risiko für eine Gichtattacke erhöhte. Milchprodukt wirkten sich protektiv aus.3
Fest steht, dass stark purinreiche tierische Lebensmittel wie Innereien, Krustentiere, bestimmte Fischarten (Sardinen, Sardellen, Heringe), Geflügelhaut, Fischhaut und Schweineschwarte zur Umsetzung einer purinarmen Kost gemieden werden sollten. Bevorzugt sollten purinfreie bzw. purinarme Erzeugnisse wie Getreideprodukte, Kartoffeln, Blattsalate, fettarme Milchprodukte, Käse und Eier gegessen werden. Eingeschränkt verzehrt werden sollten Hülsenfrüchte wie Erbsen, Sojabohnen und Bohnen, Brokkoli, Karfiol, Spinat, Spargel, Meeresfische wie Lachs und Kabeljau sowie fettarmes Filet vom Rind, Huhn und Schwein. Die meisten Gemüsesorten können – mit Ausnahme der genannten – bedenkenlos verzehrt werden. Das gilt auch für Tomaten, die vom Laien häufig als verboten eingestuft werden.4 Auf Alkohol sollte weitgehend verzichtet werden. Dies hat zweierlei Gründe: Einige Getränkesorten weisen selbst einen hohen Puringehalt auf. Hierzu zählt Bier, vor allem Hefe-Weißbiere. Durch den Hefegehalt ist auch alkoholfreies Bier ein Purinlieferant. Der zweite Grund für die Empfehlung zur Einschränkung des Alkoholkonsums ist die Hemmung der Harnsäureausscheidung über die Nieren. Dies gilt für alle alkoholischen Getränke.4
Abschließend noch einige praktische Kundentipps für den Alltag. Insgesamt ist Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit in der Ernährung wichtig. Kochen ist bei Hyperurikämie und Gicht besser als Braten. Beim Kochvorgang geht nämlich ein Teil der Purine ins Kochwasser über, der Gehalt im Lebensmittel sinkt dadurch. Regelmäßige Bewegung unterstützt die purinarme Diät optimal dabei, die Harnsäurewerte allmählich zu senken.5 Absolute Vorsicht ist bei Fruktose gegeben. Diese bewirkt einen raschen und anhaltenden Anstieg der Harnsäurewerte. Fruchtzuckerhaltige Diätgetränke steigern das Gichtrisiko um 45 %, sie sollten gemieden werden.6
Literatur: