Unter dem Begriff Erkältung versteht man in der Regel eine Atemwegsinfektion, die den oberen und/oder unteren Respirationstrakt betrifft und sich je nach Symptomatik als Rhinitis, Sinusitis, Pharyngitis, Laryngitis bzw. Bronchitis äußert.
Am Beginn einer Erkältung ist oftmals ein Kratzen und/oder Brennen im Hals spürbar, das auf eine Entzündung des Rachenraumes (Pharyngitis) zurückzuführen und in bis zu 80 % aller Fälle viral bedingt ist.
Akute virale Halsschmerzen im Rahmen eines grippalen Infektes sind meist selbstlimitierend und klingen innerhalb einer Woche wieder ab. Wenn die Beschwerden von längerer Dauer sind, spricht man von „chronischen Halsschmerzen“, die hämatopoetische, vaskuläre oder muskuloskelettale Erkrankungen, Neoplasien, Tumoren, Neuralgien, Verletzungen oder weitere Beschwerden (Reflux, Struma, Thyreoiditis, Vitamin-B12-, Eisen- oder Folsäuremangel) als Ursachen haben können. Weiters begünstigen irritative Noxen (z. B. Alkohol, Zigarettenrauch, Staub), Überbeanspruchung der Stimme, Schnarchen oder trockene Raumluft (Hitze, Klimaanlage) die Entstehung von Erkrankungen im Rachenraum.
In der Selbstmedikation kommen lokalanästhetische (Benzocain, Lidocain, Benzydamin), antiseptische (Chlorhexidin, Cetylpyridiniumchlorid, Dequaliniumchlorid, Hexetidin) antiinflammatorische bzw. analgetische (Flurbiprofen), antibiotische (Tyrothricin) sowie muzilaginöse (Natriumhyaluronat, Hyaluronsäure, Extrakte aus Isländischem Moos und Eibisch) Wirkstoffe zum Einsatz, wobei neben Gurgellösungen und Rachensprays die Lutschtablette eine bewährte und beliebte Arzneiform darstellt.
Eine Entzündung der Kehlkopfschleimhaut (Laryngitis) äußert sich meist mit Schmerzen, Heiserkeit bis hin zur Stimmlosigkeit und kann in jedem Lebensalter auftreten. Neben Wasserdampf-Inhalationen mit Kochsalz und weiteren pflanzlichen Zusätzen wie beispielsweise Salbei oder Kamille und der Zufuhr lauwarmer Getränke ist absolute Stimmschonung unumgänglich.
Als „Rhinitis“ bzw. „Sinusitis“ werden entzündliche Veränderungen der Nasenschleimhaut bzw. Nasennebenhöhlenschleimhaut bezeichnet, wobei häufig beide Areale gleichzeitig betroffen sind. Behinderung der Nasenatmung, nasale Sekretion, Schmerzen im Gesicht, Riechstörungen eventuell in Begleitung von Fieber und Kopfschmerzen gelten als klassische Symptome, die sogar bis zu zwölf Wochen anhalten können und noch als akute Beschwerden gezählt werden. Eine vollständige Genesung wird häufig auch ohne therapeutische Maßnahmen erreicht, obwohl Inhalationen mit warmen Dämpfen und ätherischen Ölen sowie die Applikation von Salzwassersprays deutliche Linderung der Beschwerden zeigen.
Auch pflanzliche Kombinationspräparate in unterschiedlichen Darreichungsformen mit Extrakten aus Ampfer, Gelbem Enzian, Holunder, Eisenkraut sowie Schlüsselblume bewirken eine Beschleunigung der Heilung und Linderung der Symptome. Eukalyptusextrakte mit Cineol aktivieren die Selbstreinigungskräfte in den Atemwegen mittels Schleimlösung und Erhöhung der Beweglichkeit der Flimmerhärchen.
Eine weitere Therapieoption in der Selbstmedikation stellt die Anwendung von Dekongestiva mit der Wirkstoffklasse der α-Sympathomimetika (Tramazolin, Xylometazolinhydrochlorid, Oxymetazolinhydrochlorid) dar, die bekanntlich nicht länger als sieben bis zehn Tage verwendet werden sollen.
Bei einer akuten Bronchitis und den damit verbundenen Hustenattacken dauern die Beschwerden in etwa zwei Wochen an, wobei es sich in den allermeisten Fällen um den klassischen, viral bedingten „Erkältungshusten“ handelt.
Medikamentös wird die entzündete Bronchialschleimhaut mit pro- oder antitussiven Präparaten therapiert. Bei der protussiven Behandlung kommt es zur Linderung des Hustenreizes, indem die Hustenrezeptoren durch Elimination des Sekrets entlastet werden. Expektoranzien wie Ambroxol, N-Acetylcystein und Guaifenesin erleichtern durch Erhöhung des Sekretvolumens sowie Herabsetzung dessen Viskosität die bronchiale Reinigung. Die meisten auswurffördernden Präparate zeigen in präklinischen Studien auch antientzündliche, antioxidative, lokalanästhetische und antivirale Effekte, welche die Wirksamkeit positiv unterstützen.
Hustenlösende Therapeutika aus Efeu, Cineol, Myrtol, Pelargonium sidoides sowie Kombinationen aus Thymian und Efeu sowie Thymian und Primel kommen ebenso zum Einsatz und verfügen zusätzlich über sekretolytische, antientzündliche, antitussive und antivirale Effekte.
In der antitussiven Behandlung haben sich Sirupe – mit Spitzwegerich, Eibischwurzel und Isländischem Moos – sowie Lutschtabletten, Honig und Hustenpastillen bewährt. Weiters kommt auch das nichtopioide synthetische Antitussivum Pentoxyverin zum Einsatz.
Phytotherapeutisch haben sich bei Erkältungskrankheiten vor allem die antimikrobiell und antiphlogistisch (auf Atem- und Harnwege) wirkenden Senfölderivate (Brunnenkresse, Meerrettich, Schwarzer Rettich, Kapuzinerkresse), die akut sowie prophylaktisch effektiven Extrakte von Echinacea, auch in Kombination mit Thuja und Färberhülsenwurzel, sowie die immunstimulierende, antimikrobielle und schleimlösende Pelargoniumwurzel bewährt, die in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich sind.