Herpes Zoster keine Chance geben

Aufgrund der Häufigkeit von Herpes-Zoster-Infektionen, vor allem bei älteren Personen, und der steigenden Lebenserwartung in der Allgemeinbevölkerung kann die Erkrankung zu einer hohen gesundheitlichen Belastung und einer massiven Einschränkung der Lebensqualität der Betroffenen führen.

Eine wichtige Information ist, auch für die Beratung in der Apotheke, dass eine durchgemachte Herpes-Zoster-Erkrankung nicht vor einer wiederholten Infektion schützt. Herpes Zoster kann natürlich auch bei Personen auftreten, die als Kind mit einem Lebendimpfstoff gegen Varizellen geimpft wurden. Jedoch erkranken geimpfte Kinder 3–12-mal seltener an Herpes Zoster.

Endogen reaktiviertes Virus

Herpes Zoster wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst. Es ist mit den Herpes-Simplex-Viren 1 und 2 nahe verwandt, es gibt jedoch keine Kreuzprotektion. Das Virus ist für zwei Erkrankungen verantwortlich, und zwar für Varizellen (Windpocken) bei einer exogenen Erstinfektion und für Herpes Zoster bei endogener Reaktivierung von in den Spinal- beziehungsweise Hirnnervenganglien persistierenden Viren. Das heißt, ohne eine Windpockenerkrankung kann auch keine Gürtelrose entstehen. Im Normalfall kommt es vor allem bei immungeschwächten und älteren Personen (> 50) zu Rezidiven, aber immer häufiger tritt auch bei immunkompetenten und jüngeren Menschen eine Herpes-Zoster-Erkrankung auf.

Typische Beschwerden

Am Beginn der Erkrankung tritt ein brennender Schmerz auf, gefolgt von einer unilateralen, bandartigen Ausbreitung von Bläschen innerhalb eines Dermatoms (Hautbereiche, die einem Rückenmarksegment und dem dazugehörenden Rückenmarksnerv zugeordnet sind). Am häufigsten treten die Symptome im Bereich T3 bis L3 sowohl am Rumpf als auch am Brustkorb auf. Aber auch in anderen Bereichen des Körpers können die Bläschen auftreten, z. B. Zoster ophthalmicus, Zoster genitalis.

Komplikationen

Nach dem Abheilen des Zosters kann es an den betroffenen Stellen zu einer Post-Zoster-Neuralgie kommen (bei 12–20 % der Betroffenen). Charakteristisch ist dabei ein dauerhafter, brennender, teils stechender Schmerz, mit immer wieder auftretenden kurzen, heftigen Schmerzattacken. Die Neuralgie kann mehrere Monate bis Jahre anhalten. Die Schmerzzustände sind meist schwer behandelbar und können zu ganz erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen.

Geringe Ansteckungskraft, aber hochinfektiös

Herpes Zoster ist nicht direkt ansteckend, jedoch enthalten die Bläschen das Varizella-Zoster-Virus und sind somit hochinfektiös. Um eine Übertragung auf Personen zu verhindern, die noch keine Varizellen-Infektion durchgemacht haben, sollten die Bläschen bis zum Verkrusten immer sorgfältig abgedeckt werden.

Rascher Behandlungsbeginn erforderlich

Eine Therapie sollte im besten Fall schon kurz nach dem Auftreten der ersten Hautveränderungen begonnen werden (innerhalb von 72 Stunden). In einem späteren Stadium der Erkrankung ist die Virusvermehrung abgeschlossen, und die antiviralen Medikamente zeigen keine Wirkung mehr. Eine frühzeitige Therapie beschleunigt auch die Abheilung der Bläschen, lindert die Schmerzen und reduziert das Risiko für eine Post-Zoster-Neuralgie.
Eine rein topische, antivirale Therapie wird (im Gegensatz zu Herpes-simplex-Infektionen) nicht empfohlen. Als orale ­Wirkstoffe stehen Aciclovir, Famciclovir, Valaciclovir oder Brivudin zur Verfügung – Aciclovir als einziges auch in intravenöser Form.

Stadiengerechte topische ­Zusatztherapien

Im Bläschenstadium können kühlende, entzündungshemmende oder antiseptische Lösungen aufgetragen werden. Beim Zoster ophthalmicus werden zusätzlich zur Systemtherapie lokale Aciclovir-Präparate im Bereich des Auges empfohlen. Aber auch lidocain- oder polidocanolhaltige Salben können bei Schmerzen zusätzlich aufgetragen werden.

Parallele Schmerztherapie

Eine Schmerztherapie sollte immer parallel zu einer oralen oder parenteralen Virustatikatherapie erfolgen. Die Schmerztherapie sollte, nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, von Anfang an wie bei neuropathischen Schmerzen erfolgen. Mittel der ersten Wahl sind trizyklische Antidepressiva (Amitryptillin), selektive Serotonin-(Noradrenalin-)Wiederaufnahmehemmer (z. B. Duloxetin) sowie Gabapentin oder Pregabalin.

Herpes-Zoster-Impfungen

Derzeit sind zwei Impfstoffe zugelassen: ein Lebendimpfstoff, zugelassen für Personen ab 50, und seit Kurzem auch ein Totimpfstoff (rekombinantes Glykoprotein E mit Adjuvans AS01B), zugelassen ab 18.
Der Herpes-Zoster-Lebendimpfstoff wird aufgrund der eingeschränkten Wirksamkeit und der begrenzten Wirkdauer nicht mehr als Standardimpfung empfohlen. Weiters ist der Lebendimpfstoff nicht für Personen mit einem geschwächtem Immunsystem geeignet, denn gerade diese Personen haben ein erhöhtes Risiko, an Herpes Zoster zu erkranken.

Die Impfung schützt

Es hat sich gezeigt, dass ohne Impfung 33 von 100 Erwachsenen im Laufe ihres Lebens an Herpes Zoster erkranken und mit Impfung 3 von 100 Erwachsenen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Erkrankung mit Impfung klinisch milder verläuft. Prinzipiell wird heute aufgrund der langen Wirksamkeit die Verwendung des Totimpfstoffs empfohlen (seit Herbst 2021 in Österreich erhältlich). Die Impfserie besteht aus zwei Impfstoffdosen, die intramuskulär im Abstand von mindestens 2 bis maximal 6 Monaten verabreicht werden. Wurde der Termin für die 2. Impfung (> 6 Monate) versäumt, muss die Impfung nicht mehr neu begonnen werden. Die 2. Dosis ist dann so rasch wie möglich nachzuholen. Es ist aber unter Umständen damit zu rechnen, dass der Antikörpertiter niedriger ausfällt und somit auch die Schutzdauer verkürzt ist. Derzeit liegen auch noch keine Studiendaten vor, ob eine Auffrischungsimpfung notwendig ist.

Eine Impfung mit dem Totimpfstoff ist auch für Personen geeignet, die bereits an Herpes Zoster erkrankt waren. Die Impfung sollte aber erst dann erfolgen, wenn die akute Herpes-Zoster-Erkrankung vorüber ist und die Symptome abgeklungen sind.