Giftige Dämpfe im Körper sollen es laut Hippokrates sein, die Kopfschmerzen verursachen. So lautet die erste geschichtliche Erwähnung dieser Beschwerden um die Zeit 500 v. Chr. Heute weiß man, dass es ganz verschiedene Gründe dafür gibt, wenn es im Kopf zu donnern und zu blitzen beginnt. Mit einer Lebenszeitprävalenz von 90 % zählen Kopfschmerzen zu den häufigsten Beschwerdebildern. Somit gibt es in unseren Breiten kaum jemanden, der nicht schon von Kopfschmerzen betroffen war oder in seinem Leben nicht noch welche erleiden wird.
Der Spannungskopfschmerz ist ein dumpf-drückender, leichter bis mittelschwerer Schmerz im gesamten Kopf, der bei körperlicher Aktivität nicht stärker wird. Meist handelt es sich dabei um Episoden mit einer Dauer von Minuten bis Tagen. Zur Linderung des Schmerzes haben sich ASS, Paracetamol und Ibuprofen bewährt.
Die Migräne ist durch heftige, häufig einseitige, pulsierend-pochende Kopfschmerzen gekennzeichnet. Die Attacken sind von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Gerüchen begleitet. Die Dauer der Attacken beträgt nach der Definition der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft zwischen 4 und 72 Stunden.1
Bei akuten Migräneattacken wird zwischen leicht- bis mittelgradiger Schmerzintensität und schweren Migräneattacken unterschieden. Bei Ersteren sollte in erster Linie mit peripher wirksamen Analgetika oder mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) behandelt werden. Außerdem sollte etwa zehn Minuten vor der Einnahme der Analgetika ein Antiemetikum zur Bekämpfung der Übelkeit und zur Steigerung der Resorptionsfähigkeit eingenommen werden. Empfohlen werden hier Metoclopramid und Domperidon. Im Anschluss sollte die hochdosierte und möglichst frühzeitige Gabe des Analgetikums erfolgen. Hier gibt es einige Optionen: Empfohlen werden Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Metamizol und Naproxen. Außerdem gibt es mehrere positive Studien für den Einsatz der Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein. Mutterkraut bietet eine pflanzliche Alternative in der Prophylaxe. In mehreren randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudien zeigte Mutterkraut eine gute Wirksamkeit bei Migräne. Anzahl und Schwere der Anfälle konnten signifikant gelindert werden.2
Sowohl Migränepatienten als auch Personen mit Spannungskopfschmerzen geben Hunger und das Auslassen von Mahlzeiten als Schmerztrigger an. Es wird diskutiert, dass Hypoglykämie eine Sympathikusaktivierung auslöst. Auch veränderte Serotonin- und Noradrenalinspiegel sowie eine zerebrale Gefäßerweiterung als Folge von Nahrungskarenz können Schmerzen hervorrufen. Empfehlenswert für Betroffene sind daher drei ausgewogene Mahlzeiten pro Tag und das Meiden von niedermolekularen Kohlenhydraten, Süßgetränken und Weißmehlprodukten. Auch Durst darf als Schmerzauslöser nicht unterschätzt werden. Viele Schmerzen bessern sich beim Ausgleich eines zuvor bestehenden Flüssigkeitsdefizits.3
Einen interessanten Zusammenhang gibt es zwischen Salzkonsum und Migränekopfschmerzen. Frauen mit Migräne hatten in Untersuchungen einen doppelt so hohen Salzkonsum wie empfohlen. Offenbar kommt es durch vermehrte Salzaufnahme zu einer Beeinflussung des Hydratationsstatus. Empfohlen wird Kopfschmerzpatienten eine Einschränkung von proinflammatorischen Omega-6-Fettsäuren. Im Gegenzug kann die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren gesteigert werden. Omega-3-Fette helfen besonders Migränepatienten, weil sie die Membranen der Nervenzellen stabilisieren und so zur Vermeidung von Attacken beitragen.3
Bestimmte Nahrungsbestandteile gelten als Auslöser von Kopfschmerzen. Dazu zählen Nitrite als Konservierungsmittel in verarbeiteten Fleischwaren. Hier werden in der Literatur Zusammenhänge zum Auftreten von Kopfschmerzen beschrieben. Natriumglutamat als Geschmacksverstärker in Knabbereien und anderen hochverarbeiteten Produkten kann ebenfalls Kopfweh hervorrufen. Vorsicht gilt also bei Fertiggerichten und natürlich auch bei Kost aus asiatischen Läden und Restaurants. Auch Schwermetalle stehen in Verdacht, durch das Auslösen von oxidativem Stress zur Entstehung von Kopfschmerzen beizutragen. Eine wichtige Rolle zur Vorbeugung von Kopfweh dürfte Folat spielen. Eine folatarme Ernährung erzeugt nämlich durch erhöhte Homozysteinspiegel im Gehirn eine „cortical spreading depression“, also eine sich ausdehnende elektrische Nervenerregung, die auf einer Übererregbarkeit im Nervengewebe basiert. Das könnte sowohl Spannungskopfschmerzen als auch eine Migräne mit Aura begünstigen.3
Literatur:
1 Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Therapie der Migräne. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Stand 2015
2 Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft e.V.
3 Hofmann L, Ernährung im Fokus 1–2/2017