Husten dient dem Menschen als Schutzreflex, der auf komplexen nervalen Prozessen basiert.
Die vagal-sensiblen Nervenfasern, deren Enden auch als „Hustenrezeptoren“ bezeichnet werden, befinden sich in Nase, Nasennebenhöhlen, Pharynx, Larynx, Ohr, Trachea, Bronchien, Pleura, Perikard, Zwerchfell, Ösophagus und Magen, nicht jedoch im Lungengewebe, und werden durch mechanische bzw. chemische Reize sowie freigesetzte Entzündungsmediatoren (Bradykinin und Prostaglandine) aktiviert. Der Reiz gelangt über Aδ-und C-Fasern durch den Nervus vagus zum Hirnstamm, zuerst hauptsächlich in den Nucleus tractus solitarius. Unter dem Einfluss und der Modulation des zentralen Mustergenerators (einer Ansammlung von inspiratorischen und exspiratorischen, in der ventrolateralen Region der Medulla oblongata gelegenen Neuronen) wird Husten über die Motoneurone reflexartig induziert. Neben den sensorischen, motorischen und kognitiven kortikalen Zentren beeinflussen beispielsweise auch subkortikale Regionen, die unter anderem für die Willkürlichkeit des Hustens bzw. dessen Unterdrückung verantwortlich sind, den Husten.
Die ursprüngliche klassische Unterscheidung allein zwischen trockenem oder verschleimtem Husten ist mittlerweile nicht mehr so bedeutsam, da für das therapeutische Vorgehen die Hustendauer, die in akut (2 Wochen), subakut (2 bis 8 Wochen) und chronisch (länger als 8 Wochen) eingeteilt wird, entscheidender ist. Zudem können Patient:innen die Frage nach der Beschaffenheit des Hustens oft nicht eindeutig beantworten, da die Grenzen fließend sind. So wird auch die Menge des Sputums von den Erkrankten häufig überschätzt. Der Husten wird erst als „produktiv“ eingestuft, wenn die abgegebene Sekretmenge 30 ml und mehr innerhalb von 24 Stunden beträgt. Zudem findet meist keine konkrete Differenzierung zwischen Speichel und Bronchialsekret statt. Ebenso wird auch der Reizhusten – eine Folge der Hypersensitivität der Hustenrezeptoren – von Patient:innen subjektiv gelegentlich als „Verschleimung“ empfunden.
Der akute Husten im Rahmen eines grippalen Infektes betrifft die oberen und unteren Atemwege, wobei zeitgleich auch Symptome wie Schnupfen, Halsschmerzen oder Fieber vorhanden sein können. Akute Infektionserkrankungen stellen die häufigste Ursache von akutem Husten dar und heilen spontan aus. Eine akute Bronchitis ist in über 90 % aller Fälle viral verursacht, es besteht daher keine Notwendigkeit einer Antibiotika-Therapie.
Weitere Ursachen für einen akuten Husten sind allergische Erkrankungen im Bereich der oberen Atemwege, Aspirationen, akute inhalative Intoxikationen, postinfektiöser Husten, Pneumonie, Pleuritis, Lungenembolie, Pneumothorax, akute kardiale Erkrankungen (z. B. akute Linksherzinsuffizienz mit pulmonaler Stauung).
Die Behandlung des akuten Erkältungshustens kann je nach Beschaffenheit mit Expektoranzien oder Antitussiva pflanzlichen oder chemischen Ursprungs erfolgen.
Expektoranzien. Auswurffördernde Substanzen beeinflussen die Beschaffenheit sowie den Transport des Bronchialsekrets und unterstützen dadurch die Entfernung des Schleims.
N-Acetylcystein wirkt sekretolytisch und sekretomotorisch im Bereich des Bronchialtrakts. Der Wirkstoff spaltet vermutlich die Disulfidbrücken der im Bronchialsekret enthaltenen Mucopolysaccharide. Mögliche Nebenwirkungen des Arzneistoffs können den Magen-Darm-Trakt betreffen, sich als Rhinorrhö, allergische Hautreaktionen, Fieber, Schläfrigkeit sowie selten Bronchospasmen äußern.
Um eventuelle Interaktionen zu vermeiden, sollte die orale Applikation von Antibiotika (Tetrazyklin, Aminoglykoside, Penizillin) getrennt und in einem mindestens zweistündigen Abstand zeitversetzt mit N-Acetylcystein erfolgen. Dies gilt nicht für Cefixim.
Ambroxol ist ein aktiver Metabolit des Bromhexins. Beide Substanzen vermögen die Schleimviskosität zu vermindern und können als unerwünschte Wirkungen Magen-Darm-Beschwerden und Überempfindlichkeitsreaktionen provozieren.
Antitussiva. Diese hemmen den Hustenreflex zentral durch Inhibition des Hustenzentrums oder peripher durch Inhibition sensibler Fasern im Bronchialtrakt. Eine Kombination von Expektoranzien mit Antitussiva ist zu vermeiden, da die gesteigerte Schleimproduktion ein vermehrtes Abhusten erfordert und die Gefahr eines Sekretstaus besteht.
Das rezeptfrei erhältliche Dextromethorphan setzt als Morphin-Derivat die Häufigkeit sowie Intensität von Hustenstößen durch Unterdrückung des Hustenreflexes herab. In therapeutischen Dosen verfügt der Arzneistoff über keinerlei analgetische, atemdepressive oder psychotomimetische Wirkungen und zeigt nur eine schwache Abhängigkeitspotenz. Müdigkeit, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden sowie Hautreaktion zählen zu den möglichen Nebenwirkungen. Als Kontraindikationen gelten Asthma, COPD, Pneumonie, Ateminsuffizienz und -depression sowie schwere Leberschäden.
Pentoxyverin ist wie Dextromethorphan ohne ärztliche Verschreibung erhältlich, wirkt ebenso als Unterdrücker des Hustenreizes und hat leicht bronchodilatierende, spasmolytische sowie anticholinerge Effekte. Magen-Darm-Beschwerden, Fatigue, Somnolenz sowie psychische Unruhe wurden als Nebenwirkungen beschrieben. Kontraindiziert ist die Substanz bei Ateminsuffizienz, ZNS-Depression sowie bei Kindern unter 6 Jahren.
Weitere antitussive Arzneistoffe wie Kodein, Dihydrocodein oder Noscapin sind verschreibungspflichtig. Das analgetisch und antitussiv wirksame Dihydrocodein ist ein schwach wirksames Opioid-Analgetikum, das über agonistische Effekte an den Opioid-Rezeptoren verfügt. Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Pruritus, Überempfindlichkeit, Dyspnoe, Atemdepression und Sehstörungen gelten als mögliche unerwünschte Wirkungen. Bei längerem Gebrauch sind Toleranz und Abhängigkeitsentwicklungen möglich.
Noscapin ist das Hauptalkaloid des Opiums, wirkt als Unterdrücker des Hustenreflexes bronchodilatierend und verfügt über keine analgetischen, bronchospastischen oder atemdepressiven Effekte. Kopfschmerzen oder Benommenheit können als Nebenwirkungen auftreten, während eine Überempfindlichkeit gegenüber der Substanz sowie das erste Trimenon in der Schwangerschaft als Kontraindikation gelten.
Phytopharmaka. Pflanzliche Hustenreizstiller, die aufgrund der enthaltenen Schleimstoffe trockenen Reizhusten, begleitende Halsschmerzen sowie Heiserkeit zu lindern vermögen, sind Eibisch, Spitzwegerich, Malve und Isländisches Moos.
Zu den pflanzlichen Expektoranzien gehören Heilpflanzen, die vor allem Saponine und/oder ätherische Öle enthalten und eine Schleimverflüssigung durch Herabsetzung der Oberflächenspannung bewirken sowie antiphlogistische, antibakterielle und spasmolytische Effekte aufweisen. Weiters kommt es zur Anregung der Schleimproduktion sowie Aktivierung der Zilientätigkeit. Thymian, Efeu, Primel, Pelargonium-Wurzel, Myrtol oder Cineol sind typische Vertreter dieser Substanzklasse.
Dampfinhalationen zur Sekretlösung und Befeuchtung der Atemwege sowie Einreibungen mit ätherischen Ölen wie beispielsweise Eukalyptus-, Thymian-, Cajeput-, Majoran-, Zirbelkiefer-, Myrte-, Niauli- oder Douglasfichte-Öl gelten als weitere Therapieoption zur Behandlung von Husten. Bei Kindern unter 2 Jahren sollten allerdings keine kampfer- und mentholhaltigen Salben und Inhalationen zur Anwendung kommen, da bereits geringe Mengen Verkrampfungen des Kehlkopfs auslösen können und in weiterer Folge zu Atemstörungen führen (Kratschmer-Reflex).