In den Wintermonaten ist die akute Bronchitis, eine oft viral bedingte, akute Entzündung der Bronchialschleimhaut, die häufigste Ursache für Husten bei ansonsten gesunden Erwachsenen. Meist beginnt der Infekt mit einer Entzündung oder einer Reizung der Hustenrezeptoren im Rachenraum durch Feuchtigkeit, Kälte, Rauchen oder andere inhalative Noxen, welche dann in vermehrtem Reizhusten resultieren. Treten zusätzlich hohes Fieber, Atemnot oder ein starkes Krankheitsgefühl auf, sollte jedenfalls ein Arzt aufgesucht werden, um eine Lungenentzündung auszuschließen.
Der rechtzeitige Einsatz von Antitussiva kann die gesenkte Reizschwelle wieder erhöhen und die Hustenattacken minimieren. Zubereitungen aus Schleimstoffdrogen, wie beispielsweise Spitzwegerich, Eibisch oder Isländisch Moos, können die Chemorezeptoren im Rachen mechanisch abschirmen. Die Anwendung erfolgt optimalerweise mehrmals täglich als Tee, Saft oder Lutschpastille. Auch die Kombination mit Hyaluronsäure befeuchtet die Rachenschleimhaut und unterstützt so ihre Schutzfunktion. Bei diesen peripher wirksamen Antitussiva empfiehlt es sich, die Zubereitung möglichst lange im Mund zu behalten, um den lokalen Effekt zu verstärken. Tritt der Hustenreiz vorwiegend in der Nacht und ohne Rachenbeteiligung auf, können kurzfristig auch zentral wirksame Antitussiva eingesetzt werden. Diese erhöhen die Reizschwelle im „Hustenzentrum“ des Gehirns und können so die Frequenz und Intensität des Hustens senken. Dadurch haben sie allerdings auch einen potenziell negativen Einfluss auf das Reaktionsvermögen. Neben den verschreibungspflichtigen Codein-Präparaten stehen in der Selbstmedikation die Wirkstoffe Pentoxyverin und Dextromethorphan zur Verfügung. Letzteres ist ein Morphinderivat und deshalb für Asthmatiker und COPD-Patienten nicht geeignet. Auch die Kombination mit Antidepressiva sollte aufgrund des möglichen Auftretens eines Serotoninsyndroms vermieden werden. Wenn der Reizhusten länger als
8 Wochen andauert, sollte spätestens ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache genauer abzuklären. Denn auch Medikamente, wie zum Beispiel ACE-Hemmer, Betablocker oder NSAR, eine gastroösophageale Refluxkrankheit, eine bronchiale Hyperreagibilität oder eine Infektion mit Keuchhusten oder Tuberkulose können neben einer chronischen Bronchitis, Asthma oder COPD der Auslöser für den andauernden Reizhusten sein.
Im Laufe einer klassischen Erkältung wird der Husten meist nach einigen Tagen produktiv. Da durch den Infekt oft auch das Flimmerepithel der Bronchialschleimhaut geschädigt wird, können der entstehende Schleim und die Erreger nicht mehr so gut abtransportiert werden. In diesem Fall ist der weitere Einsatz von zentral wirksamen Antitussiva kontraproduktiv, da diese einen Sekretstau in der Lunge produzieren können. Mit Hilfe von Expektoranzien kann die Schleimproduktion eingedämmt, der bestehende Schleim verflüssigt sowie der Abtransport unterstützt werden.
N-Acetylcystein wirkt mukolytisch und vermindert die Viskosität des bereits vorhandenen zähflüssigen Schleims durch eine reduktive Spaltung der Disulfidbrücken in den Mukoproteinen. Damit die Nachtruhe nicht durch den verflüssigten Schleim gestört wird, sollte die Anwendung möglichst am Vormittag erfolgen. Der Wirkstoff ist prinzipiell sehr gut verträglich und bereits für Kinder ab 2 Jahren zugelassen. Als Nebenwirkungen können gelegentlich Kopfschmerzen, Hautausschläge oder Juckreiz vorkommen. In der Selbstmedikation des produktiven Hustens stehen weiters die sekretolytischen Wirkstoffe Bromhexin und Ambroxol zur Verfügung. Ambroxol ist der aktive Metabolit des Bromhexin und zeichnet sich durch eine geringere Toxizität und weniger First-Pass-Effekt in der Leber aus. Im Gegensatz zu Acetylcystein wirken Ambroxol und Bromhexin direkt auf die schleimproduzierenden Zellen der Bronchialschleimhaut, die in der Folge einen dünnflüssigeren Schleim produzieren. Auch das Flimmerepithel und die Schleimsekretion werden stimuliert, wodurch der Schleim zusätzlich besser abtransportiert werden kann. Da Ambroxol auch die Surfactant-Produktion in den Alveolen steigern kann, können Fremdkörper und Erreger besser aus der Lunge ausgeschleust werden. Personen mit einer schweren Niereninsuffizienz sollten auf die Anwendung verzichten, gelegentlich kann es bei der Anwendung von ansonsten gesunden Personen auch zu Magen-Darm-Beschwerden oder Überempfindlichkeitsreaktionen kommen. Nicht zu empfehlen ist die Kombination von Acetylcystein mit Ambroxol, da beide die Histamintoleranz vermindern und es somit beim Genuss histaminreicher Lebensmittel zu allergieähnlichen Symptomen kommen kann.
Als pflanzliche Expektoranzien eignen sich Zubereitungen aus Ätherisch-Öl-Drogen und Saponin-Drogen, wie zum Beispiel Efeu, Primel-, Senega- oder Süßholzwurzel. Diese wirken sekretolytisch und sekretomotorisch. Die Ätherisch-Öl-Droge Thymian hat auch keimhemmende Inhaltsstoffe und wirkt zusätzlich bronchospasmolytisch, wodurch eine Anwendung sowohl bei trockenem als auch bei produktivem Husten möglich ist. Auch Myrtol-Präparate werden zur Linderung der Symptome von der DEGAM-Leitlinie, welche sich derzeit in Überarbeitung befindet, empfohlen. Um das Auftreten von gastrointestinalen Nebenwirkungen zu minimieren, empfiehlt sich die Einnahme 30 Minuten vor einer Mahlzeit.
Darüber hinaus können allgemeine Maßnahmen wie eine ausreichende Trinkmenge, zum Beispiel in Form eines Husten-Bronchial-Tees, moderate Bewegung an der frischen Luft sowie Wasserdampf- oder Salzinhalationen empfohlen werden. Auch ein Rauchstopp beziehungsweise Nikotinverzicht wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus und kann Rezidive verhindern. Und nicht zuletzt darf auch an die geltenden Impfempfehlungen erinnert werden: Neben der regelmäßigen Auffrischung des Impfschutzes gegen Pertussis sollten sich speziell ältere Patienten auch gegen Pneumokokken und Influenza impfen lassen.