„Ich huste die ganze Nacht“ – der erkältete Herzpatient

In rezeptfreien Erkältungskombinationspräparaten werden oft Pa­racetamol, Acetylsalicylsäure oder auch Ibuprofen in Kombinati­on mit Antihistaminika der 1. Generation, Sympathomimetika und auch hustenreizstillende Wirkstoffe wie Dextromethorphan angeboten.

Er wünscht ein rezeptfreies Erkältungspräparat, das ihn vom nächtlichen Hustenreiz befreit und wieder gut schlafen lässt – in der Vergangenheit hatte er schon einmal ein Präparat mit den Wirkstoffen Paracetamol, Ephedrin, Dextromethorphan und Do­xylamin eingenommen. Das hat ihm sehr gut geholfen.

  1. Interaktionscheck

Diverse Interaktionscheckapp­likationen finden in dieser Kombination keine Interakti­onsrisiken. Die Einnahme von Ephedrin und auch Doxylamin ist bei Hypertonikern oder auch bei Patienten mit Herzer­krankungen aufgrund der Pulsfrequenzsteigerung nicht ratsam.

  1. Anamnese

Die Therapie der Herzinsuffizi­enz (NYHA II) ist mit der Ein­nahme eines Betablockers in Kombination mit einem ACE-Hemmer leitlinienkonform.1 Nachdem Husten, vor allem nächtlicher Husten, auch ein Symptom der Herzinsuffizienz ist, sollte abgeklärt werden, ob der Patient den Husten auch schon vor Einnahme der neu­en Medikamente hatte. Wenn nicht, sollte man sich Folgen­des überlegen:

  • Eine Therapie mit einem Betablocker sollte immer eingeschli­chen werden. Der Patient hat mit 10 mg eine sehr hohe Anfangsdosierung an Bisoprolol, welche die Symptome einer Herzinsuffizienz, wie Husten und Atemnot, verschlimmern kann.
  • ACE-Hemmer haben als bekannte und häufige Nebenwirkung den „ACE-Hemmer-Husten“ durch den gehemmten Bradykininabbau.
  • Weiters sollte aufgrund der langen Dauer des Hustens geklärt werden, ob der Patient an Asthma bronchiale oder einer anderen Lungenerkrankung leidet. Die hohe Dosierung des Betablockers kann ungünstige pulmonale Effekte und eine zusätzliche Bronchokonstriktion bewirken.

Was kann man tun?

  • Die Abgabe des gewünschten Erkältungskombinationsarznei­mittel ist zu verweigern.
  • Aufgrund der vielen möglichen Ursachen des Hustens, der unklaren Dosierung des Betablockers und der Neueinstellung mit einem ACE-Hemmer empfiehlt es sich hier, mit dem behandelnden Arzt zu sprechen. Diesem kann man eine Reduktion des Betablockers gefolgt von einer stufenweisen Erhö­hung, einem Wechsel auf ein Sartan und eine etwaige Untersuchung auf andere Bronchialerkrankungen vorschlagen.

Abschließend kann man dem Patienten Folgendes mitgeben: „Gegen Ihre Be­schwerden kann ich Ihnen ein Präparat mit Paraceta­mol zum Auflösen und Trinken sowie ein abschwel­lendes Nasenspray anbieten, wegen des Hustens werde ich mich mit dem Arzt in Verbindung setzen – der untersucht Sie genauer und wird Ihnen etwas Passendes verschreiben!“

Fragen, die man den Patienten hier stellen muss!

1) Wie lange haben Sie den Husten schon?

Der Patient erzählt Ihnen, dass er schon seit einigen Wochen so­wohl tags als auch nachts an dem Husten leidet. Der quälende Husten lässt ihn seit Wochen nicht mehr richtig schlafen.

2) Wie hoch ist das Fieber, seit wann leiden Sie an Schnupfen?

Den Schnupfen und das Fieber hat er erst seit gestern, 38,1 °C war die höchste gemessene Temperatur.

3) Was haben Sie gegen ihre Beschwerden schon eingenommen?

Gegen den Husten hatte er zuerst einen pflanzlichen Hustensaft eingenommen. Nachdem es nach einigen Tagen zu keiner Besse­rung kam, suchte er seinen Hausarzt auf, der ihm ein Präparat mit Codein verschrieben hatte. Das hatte er die letzten Wochen einge­nommen. Anfangs schien es Linderung zu bringen, aber mittler­weile kann er trotz der Einnahme am Nachmittag und Abend nicht mehr schlafen.

4) Seit wann nehmen Sie Ihre Dauermedikation ein?

Vor 2 Monaten war er beim Internisten zum Gesundheitscheck. Der stellte eine Herzinsuffizienz (NYHA II) und leicht erhöhten Blut­druck fest und hatte ihm die neuen Medikamente Bisoprolol und Ramipril verschrieben, die er seither sehr gewissenhaft einnimmt.


Literatur:

  1. McDonagh T, Metra M, Adamo M et al., 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Developed by the Task Force for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure of the European Society of Cardiology (ESC) With the special contribution of the Heart Failure Association (HFA) of the ESC. Eur J Heart 21; 42:(48)4901.
    Lecture Board: Mag. pharm. Monika Aichberger, Mag. pharm. Dr. Alexandra Mandl, Mag. pharm. Karoline Sindelar, MSc

Hinweis: Es handelt sich um ein Lehrbespiel.