Offiziell wollen sich weder der Gesundheitsminister noch die Parlamentsklubs der Regierungsparteien festlegen. Man rede mit allen Seiten, heißt es. Das Thema ist brisant: Die Apothekerkammer macht Druck darauf, dass im Hinblick auf eine Erhöhung der Durchimpfungsrate künftig auch Apotheker die Erlaubnis haben sollen, zu impfen. Im Wochen-Rhythmus werden dazu umtriebig wie selten zuvor Presseaussendungen versendet, mit Hinweisen darauf, in welchen anderen Ländern das Modell bereits funktioniert und dass es im Herbst im Hinblick auf die Influenzaimpfungen und später für den Fall, dass es eine Coronaimpfung gibt, Kapazitäten gebraucht werden.
Die Ärztekammer hält dagegen und betont immer wieder, dass Apotheker nicht dafür ausgebildet seien und es im Hinblick auf Notfälle auch zu medizinischen Problemen beim Impfen kommen kann. Sicher ist jedenfalls, dass die Politik im Herbst versuchen will, verstärkt für Impfungen zu werben und die Bevölkerung entsprechend aufklären will. Sicher vom Tisch ist eine generelle Impfpflicht: ÖVP, Grüne und auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) haben hier mehrfach klar dagegen Stellung bezogen.
Die Frage der Impfung in Apotheken ist aber offen. „Impfen sollte niederschwelliger angeboten, leichter verfügbar und als Teil einer allgemeinen Präventionsstrategie zumindest für all jene gratis angeboten werden, die finanziell nicht gut dastehen“, sagt Grünen-Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. Nachsatz: „Eine gute, fundierte Aufklärung bringt mehr und wird am Ende die Impfskepsis sinken lassen.“ Diese Aufklärung müsse nicht zwingend durch Ärzte erfolgen, sagt er. ÖVP-Gesundheitssprecherin Gabriela Schwarz sieht das anders: Auch sie ist für ein verpflichtendes Impfgespräch. Sie will es aber im Eltern-Kind-Pass und bei den Ärzten verankert wissen.
Beobachter gehen allerdings davon aus, dass es auch beim Thema des Impfortes noch Bewegung geben könnte. Allerdings wird der Wechsel zu den Apothekern von diesen auch Bewegung in Richtung Ärzteschaft bringen müssen, heißt es. Oder anders formuliert: Es braucht einen politischen Deal, bei dem auch für die Ärzte etwas dabei sein soll. Denkbar ist, dass die Apotheker auf das Thema Wirkstoffverschreibung verzichten, für das vor allem die Grünen Sympathien erkennen lassen. Wahrscheinlich ist aber auch, dass es Erleichterungen bei den ärztlichen Hausapotheken gibt – vor allem in jenen Gemeinden, wo es nur noch einen Arzt gibt. Eine entsprechende Initiative mit dem Namen „Einarztgemeinde“ hat den seit Monaten bestehenden Druck zuletzt massiv erhöht. In zahlreichen Gemeinden quer durch das Bundesgebiet wurden zuletzt im Gemeinderat Resolutionen beschlossen, in denen der Nationalrat aufgefordert wird, das Apothekengesetz dahingehend zu ändern. Interessant dabei: Wo auch immer diese Beschlüsse fallen – sie sind über Bundesländergrenzen hinweg wortgleich.