Allergien stellen die größte Pandemie der heutigen Zeit dar. Weltweit leiden etwa 300 bis 400 Millionen Menschen an allergischem Schnupfen, etwa die Hälfte davon auch an Asthma. Während in manchen Ländern eine weitere Zunahme der Inzidenz zu erwarten ist, beobachten wir in anderen eine Stagnation. Unter inhalativen Allergenen verstehen wir jene, die über die Atemwege aufgenommen werden können. Dazu gehören diverse Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen und Tierepithelien. Nummer 1 der Pollenallergene stellt die Gruppe der Süßgräser dar. Die Hauptblütezeit liegt in unseren Breiten zwischen Mai und Juli. Am zweithäufigsten finden sich die Baumpollen, hier besonders buchenähnliche Gewächse wie Birken, Hasel oder Erlen. Auch die Esche nimmt als Ölbaumgewächs eine zunehmende Bedeutung ein. Unkräuterpollen (Beifuß, Ragweed), die im Spätsommer bis Herbst blühen, spielen eine weitere, wenn auch derzeit noch untergeordnete Rolle bei Pollenallergikern.
Unter den Tierepithelien spielen jene der Katze die wichtigste Rolle. Das Hauptallergen befindet sich dabei im Speichel, Urin und in den Hautschuppen. Über den Speichel wird das Allergen auf die Deckhaare des Haustieres übertragen und dadurch im ganzen Wohnbereich verteilt. Seltener sind Allergien gegen Hunde, Pferde und Nagetiere sowie andere Haustierarten.
Schimmelpilzsporen finden sich nicht nur im Wohnbereich, sondern auch in der Natur. Häufig kommt es zu Schimmelbefall in Kellern und Nassräumen. Schimmelpilzsporen sind nicht nur von allergologischem Interesse, sondern an sich gesundheitsschädlich. Schimmelbefall sollte daher baldigst saniert werden.
Eine Allergiediagnose ist immer dann sinnvoll, wenn allergieverdächtige Symptome bestehen. Das heißt, prinzipiell auch schon im ersten Lebensjahr, wobei hier eher Nahrungsmittelallergien im Vordergrund stehen. Die Anamnese stellt das wichtigste Tool des Allergologen dar. Mit dieser ist es möglich, bereits einen Großteil der Allergien auszuschließen beziehungsweise kann damit eine Eingrenzung für eine weitere gezielte Diagnostik erfolgen. Zusätzlich kann eventuell ein Beschwerdekalender über die Pollensaison geführt werden. Der nächste Schritt ist dann oft ein Haut-Allergietest (Prick-Test) beziehungsweise die Bestimmung des spezifischen IgE (Immunglobuline der Gruppe E) gegen die zu untersuchenden Allergene. Die Komponentendiagnostik hat in den letzten Jahren neue Möglichkeiten gebracht. Wir verstehen die Zusammenhänge von Kreuzallergenen und die Wichtigkeit einzelner Eiweißkörper des Gesamtallergenextraktes jetzt besser. Eine große Zahl von Komponenten kann auch mittels Chip-Test bestimmt werden. Ist die Diagnose weiterhin unklar beziehungsweise besteht eine Diskrepanz zwischen Anamnese und In-vitro-Testung, kann in ausgewählten Fällen ein Provokationstest (konjunktival, nasal) in Erwägung gezogen werden.
Die häufigsten Beschwerden bei inhalativen Allergien sind die allergische Rhinokonjunktivitis bis hin zum Asthma bronchiale. Auch Hauterscheinungen im Sinne einer Urtikaria oder eines Angioödems können auftreten. Die Therapie basiert auf 3 Säulen: Allergenkarenz, symptomatische Therapie, spezifische Immuntherapie (SIT). Während die Allergenkarenz bei Milbenallergien gut funktioniert (Milbensanierungsmaßnahmen wie Matratzenhüllen und Allergiker-Bettwäsche), ist sie bei Pollenallergikern schon schwieriger. Anzuraten ist, den Aufenthalt im Freien bei warmem, windigem Wetter vor allem in der Nähe von blühenden Wiesen möglichst zu meiden. Beim nach Hause Kommen soll geduscht, sollen die Haare gewaschen und die Kleidung abgelegt werden. Pollenfilter und eine gezielte Urlaubsplanung außerhalb der Pollenzeit im Urlaubsort sind weitere Möglichkeiten. Bei der symptomatischen Therapie kommen vor allem Antihistaminika und Kortisonpräparate in Form von Tropfen, Sprays oder Tabletten in Frage. Relativ neu ist die Anwendung eines monoklonalen Antikörpers gegen IgE (Omalizumab) bei der Therapie des schweren allergischen Asthmas oder der idiopathischen Urtikaria. Die spezifische Immuntherapie stellt die 3. Säule der Therapie dar. Prinzip ist es, den Körper durch steigende hohe Dosen des Allergens an dieses zu gewöhnen (Toleranzentwicklung) und damit eine allergische Reaktion in Zukunft zu verhindern beziehungsweise abzuschwächen. Die Evidenz ist dabei vor allem für Gräser und Birkenpollen sehr gut, zunehmend gibt es auch Studien für Milben und Unkräuterpollen. Eine spezifische Immuntherapie kann entweder subkutan oder sublingual, ganzjährig oder präsaisonal (bei Pollenallergien) durchgeführt werden. Die neuen Allergietabletten gegen Gräserpollen und Hausstaubmilben bieten eine weitere gute Möglichkeit, eine SIT auch zu Hause durchzuführen.