Mengenmäßig ist Kalzium der wichtigste Mineralstoff im menschlichen Organismus.1 Der Körperbestand beträgt rund 1 kg. 99 % davon befinden sich in den Knochen und in den Zähnen. Das restliche Prozent findet man in der intrazellulären und extrazellulären Flüssigkeit.2
Die Mineralisierung von Knochen und Zähnen zählt zu den zentralen Funktionen von Kalzium. Damit leistet der Mikronährstoff einen entscheidenden Beitrag zur Körperstatur und Zerkleinerung fester Nahrung. Das Knochengewebe dient dem Organismus außerdem als Kalziumspeicher. Während des gesamten Lebens erfolgt ein ständiger Auf- und Abbau der Knochen, wobei spätestens ab 40 die Abbauprozesse überwiegen. Die Maximierung der Knochenmasse im Jugendlichenalter und als junger Erwachsener durch eine bedarfsdeckende Kalziumzufuhr ist somit die wichtigste Präventionsmaßnahme vor Osteoporose. Jedoch kann selbst eine ausreichende Kalziumaufnahme bei körperlicher Inaktivität in Beruf und Freizeit einen Muskel- und Knochenschwund langfristig nicht kompensieren.1
Kalziumionen spielen weiters bei der Stabilisierung von Zellmembranen, der Signalübertragung in Muskelzellen und Neuronen, bei der intrazellulären Erregungsleitung sowie bei der Blutgerinnung eine wichtige Rolle. Aufgrund des großen Konzentrationsunterschieds zwischen Extra- und Intrazellulärraum kann Kalzium als Second Messenger von extrazellulären First Messengers wie Hormonen oder Neurotransmittern übernommene Informationen auf intrazelluläre Proteine übertragen.1
Der tägliche Bedarf wurde mit 1.000 mg festgelegt. Die Absorption aus der Nahrung beträgt 15 bis 75 %.2 Sie ist von vielen Faktoren abhängig. Phytinsäure, Oxalat und gesättigte Fettsäuren senken die Verfügbarkeit. Kalzium und gesättigte Fette bilden schwerlösliche Kalkseifen – mit dem Stuhl gehen dann erhebliche Mengen Kalzium verloren. Kalzium-Oxalate und Kalzium-Phytate sind praktisch nicht absorbierbar. Ebenfalls beeinträchtigt wird die Verfügbarkeit durch Vitamin-D-Mangel, exzessive Phosphatzufuhr und zu wenig Magensäure (Anchlorhydrie). Förderlich auf die Absorption wirken sich Laktose, Lysin, Arginin und Fruchtsäuren aus.3 Vitamin D steigert die Kalziumabsorption im Darm, indem es die Bildung von Calbindin induziert. Dieses bindet den Mikronährstoff in der Mukosazelle.2
Eine ungenügende Kalziumzufuhr kann längere Zeit durch die großen Speicher im Skelett ausgeglichen werden. Der Blutspiegel schwankt daher auch kaum, und je höher die in der Jugend aufgebaute Knochenmasse ist, desto später zeigen sich die Folgen des Knochenabbaus. Mangelsymptome sind Muskelkrämpfe, Blutgerinnungsstörungen, Knochenschwund, erhöhtes Bruchrisiko und neurologische Beschwerden.
Kortikosteroide erhöhen den Bedarf an Kalzium. Es sollte eine Supplementierung von Kalzium und auch Vitamin D erfolgen. Bei Einnahme von Tetrazyklinen sollten mehrere Stunden Abstand zu einem Kalziumpräparat eingehalten werden. Bei Einnahme von Kalziumantagonisten sollte eine Kalziumsupplementierung nur unter ständiger Blutdruckkontrolle erfolgen. Thyroxin bildet mit Kalzium schwer absorbierbare Komplexe. Ein Einnahmeabstand von ein bis zwei Stunden ist daher einzuhalten.4
Literatur:
1 Heseker H et al., Ernährungs Umschau 2014
2 Elmadfa I, Eugen Ulmer Verlag 2015
3 Elmadfa I et al., Eugen Ulmer Verlag 2004
4 Gröber U, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2014