Keuchhusten kann bei jungen Säuglingen einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen und zu Atemstillständen und plötzlichem Tod führen.
In den allermeisten Fällen sind entweder B. pertussis oder B. parapertussis für die Infektion verantwortlich. „Während Pertussis nur beim Menschen vorkommt, findet sich Parapertussis auch beim Schaf. Im Einzelfall ist klinisch nicht unterscheidbar, durch welchen Erreger die Krankheit hervorgerufen wurde, eine sichere Differenzierung ist nur durch eine PCR möglich“, berichtete Univ.-Prof. Dr. Ulrich Heininger, Universitäts-Kinderspital beider Basel, in seinem Vortrag beim Österreichischen Impftag. Mittels Serologie können Pertussis-Toxin-Antikörper nachgewiesen werden; da bei Parapertussis bisher kein spezifisches Antigen bekannt ist, ist die Serologie hier nicht etabliert. Rein statistisch ist bei Pertussis eine tendenziell schwere Symptomatik erkennbar, lebensbedrohliche Verläufe kommen fast ausschließlich bei diesem Erreger vor. Die Behandlung gestaltet sich schwierig, da bei Auftreten der typischen Symptomatik die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. „Zum Einsatz kommen Antibiotika wie Clarithromycin oder Azithromycin, diese haben zwar auf den Krankheitsverlauf keinen Einfluss mehr, dämmen aber die Verbreitung ein“, so Heininger.
Der relative Anteil von B. pertussis und B. parapertussis ist je nach Region sehr variabel. Daten aus Deutschland zeigen, dass vor der Pandemie der Anteil von B. Pertussis stets wesentlich größer war (bis zu 100 %). Während der Pandemie gingen die Inzidenzen aufgrund der Kontaktbeschränkungen massiv zurück. Seit Lockerung der Maßnahmen im Jahr 2021 bzw. 2022 nahmen die Fallzahlen wieder deutlich zu, interessanterweise sind seitdem beide Erreger gleich stark vertreten. Hinsichtlich der Altersverteilung lag der Median bei den Pertussis-Erkrankungen bei 20 Jahren, d. h., mehr als die Hälfte aller Fälle traten bei Erwachsenen auf. Parapertussis ist mit einem Altersmedian von 3 Jahren als eine klassische Kinderkrankheit zu sehen.In Österreich ist Parapertussis nicht meldepflichtig, weshalb hier nur Daten zu Pertussis verfügbar sind. Heininger: „In Bezug auf die Altersverteilung finden sich laut Daten der AGES die meisten Fälle bei Kindern unter einem Jahr, die Inzidenz bei Erwachsenen ist sehr niedrig.“ Der Pädiater und Infektiologe ist überzeugt, dass es sich hier um klassisches „under-reporting“ handelt, da bei fast allen prospektiven Untersuchungen mehr als die Hälfte der Fälle Erwachsene betrifft. In der Schweiz ist die Situation ähnlich wie in Deutschland und Österreich, wobei auch hier nur Pertussis meldepflichtig ist.
Ab den 1940er-Jahren gab es Ganzzell-Pertussis-Impfstoffe (in Kombination mit Diphtherie/Tetanus), die abgetötete Bakterien enthielten. Seit 1995 werden in Europa azelluläre Vakzine eingesetzt, die das Pertussis-Toxin als Toxoid enthalten. Da der Impfstoff außerdem 3 Antigene beinhaltet, die man auch in Parapertussis findet, schützt die Impfung auch vor Parapertussis.
„Die Impfprävention zielt in erster Linie auf die Verhinderung von Todesfällen bei Säuglingen ab“, stellte Heininger fest. Nationale und internationale Impfempfehlungen raten zu einer Impfung in der Schwangerschaft, bevorzugt im letzten Trimenon. Dadurch werden Antikörper auf den Fötus übertragen, wodurch das Kind in den ersten Wochen nach der Geburt geschützt ist, bis es selbst geimpft werden kann. Auch alle Personen im Umfeld eines Neugeborenen sollten ihre Keuchhusten-Impfung auffrischen lassen.