1,7 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Österreich. Das ist ein Anteil von 19,4 % an der Gesamtbevölkerung. Dieses Fünftel der Bevölkerung haben wir in dieser Ausgabe der Apotheker Krone ins Zentrum gestellt und in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (OGKJ) unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Daniela Karall einen Fokusthemenblock zu kinderspezifischen Gesundheitsthemen gestaltet.
Kinder sind „therapeutische Waisen“, schrieb Harry C. Shirkey in seiner Publikation „Therapeutic Orphans“ im Jahr 1968. Und das hat mehrere Gründe: Zum einen weichen die Bedürfnisse von Kindern in Bezug auf Arzneimitteltherapie erheblich von denen der Erwachsenen ab; die Dosierungen können nicht linear umgerechnet werden, viele Arzneimittel gibt es nicht in fertigen kindgerechten Darreichungsformen und Dosierungen, und noch schlimmer: Viele Arzneimittel sind für Kinder nicht zugelassen. Benötigen sie diese doch, muss der Einsatz „off-label“ erfolgen. Um jedoch Medikamente für Kinder zulassen zu können, bedarf es klinischer Studien. Und hier lag auch das ethische Dilemma. Viele Jahre galten Studien an Kindern als unethisch.
In den letzten Jahren ist in Hinblick auf Arzneimitteltherapie bei Kindern einiges in Bewegung geraten. 2013 wurde OKIDS, das österreichische Studiennetzwerk für Arzneimittel und Therapien, geschaffen, bei dem es um die Konzeption von Studien zu Neuzulassungen geht. Die OGKJ-Arbeitsgruppe „Arzneimittel im Kindesalter“ sammelt Erfahrungsdaten zu altbekannten Medikamenten, um Zulassungserweiterungen zu prüfen. Anfang des Jahres wiederum wurde JUNIORMED präsentiert, ein von der Österreichischen Apothekerkammer initiiertes interdisziplinär erarbeitetes Kompendium für Ärzte und Apotheker, in dem qualitätsgesicherte standardisierte magistrale Zubereitungen für Kinder und Jugendliche erfasst sind.
Das Kind ist kein „kleiner Erwachsener“, vieles ist beim Kind anders. Hier geht es nicht nur um andere Bedürfnisse, es geht um spezifische Kenntnis des wachsenden Organismus, wie Daniela Karall im Interview (Seite 10) betont. Ansprechpartner für viele Fragen der altersgerechten Arzneimitteltherapie sind Apotheker.
Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Susanne Hinger