16 Monate sind nun bereits geprägt durch die COVID-19-Pandemie. Sie hat unseren Alltag so sehr durchdrungen, dass oft die Sicht auf andere, wesentliche Themen verstellt ist. Das gilt zum Beispiel auch für das Thema Klima und Gesundheit. Zurzeit gibt es in Österreich rund 300 Hitzetote pro Jahr, Tendenz steigend. Blickt man nach Kanada, wo es mit fast 50 °C Anfang Juli klimawandelbedingte Hitzerekorde gab, wird einem mulmig. Dieser Tage wurde ein ähnliches Szenario in nicht allzu ferner Zukunft auch für Deutschland gezeichnet. Was so viel heißt wie: Mitteleuropa muss sich auf derartige Extreme einstellen. Wie die Bevölkerung dies gesundheitlich überstehen wird, ist fraglich.
Die Problematik endet aber nicht bei der zunehmenden Hitze, auf die ab September dann gerne wieder vergessen wird. Sie reicht von der Verbreitung von Infektionskrankheiten (virale hämorrhagische Fieber, Chikungunya, Dengue-Fieber etc.) über die Zunahme von Atemwegserkrankungen (stärkere Pollenemission durch Zunahme der CO2-Konzentration, verstärkte bodennahe Ozonbildung bei starker Sonneneinstrahlung)* bis hin zu den psychischen Folgen, wenn man durch Unwetter Haus und Hof verliert (siehe der jüngste Tornado nahe Österreichs Grenze, der ein gesamtes tschechisches Dorf quasi ausgelöscht hat) oder ständig in Angst davor lebt. Das alles ist kein Hollywood-Katastrophenfilm, sondern beginnt bereits – und kann in einem schmalen Zeitfenster der Transformation noch eingedämmt werden. Pläne dazu liegen auf dem Tisch und wenn „koste es, was es wolle“ für Corona-Staatshilfen gegolten hat, dann muss es auch für diesen Transformationsprozess gelten. Wer nun darauf verweist, dass man sich dies alles angesichts anderer Herausforderungen nicht leisten könne, macht die Rechnung ohne die Zukunft: Bis 2050 kostet der Klimawandel dem Gesundheitssystem rund 6 Mrd. Euro. Bleiben wir untätig und schafft es die Menschheit nicht, das immer kleiner werdende Zeitfenster für Gegenmaßnahmen (und ein Umdenken) zu nützen, werden die Kosten um ein Vielfaches höher sein – und das nicht nur im Gesundheitsbereich. Damit werden die Systeme, wie wir sie haben, überlastet sein. Oder, wie es die Weltbank schon 2012 in einem Bericht ausgedrückt hat: Eine +4-Grad-Welt ist nach traditionellen Maßstäben nicht mehr versicherbar.
Die Apotheker Krone macht eine kurze Sommerpause. Das nächste Heft erhalten Sie am 3. September. Wir wünschen Ihnen bis dahin einen schönen und hoffentlich erholsamen Sommer!
* Stark K, Niedrig M, Biederbick W et al., Die Auswirkungen des Klimawandels. Welche neuen Infektionskrankheiten und gesundheitlichen Probleme sind zu erwarten? Bundesgesundheitsbl 2009