Migräne ist neben dem Kopfschmerz vom Spannungstyp die häufigste Kopfschmerzform. Zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr leiden doppelt so viele Frauen wie Männer an Migräne. Bis zum 40. Lebensjahr steigt die Migränehäufigkeit bei Frauen weiter an, so dass Frauen dann sogar dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Nach den Wechseljahren nimmt die Migränehäufigkeit wieder stark ab, und beide Geschlechter sind dann etwa gleich betroffen.
Die Abgrenzung der Migräne gegenüber anderen Kopfschmerzformen ist wichtig (siehe BLF I/Pkt. 1–6). Es ist auch immer zu empfehlen, den Kunden zu fragen, ob bereits eine ärztliche Diagnose gestellt wurde. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte auf eine Abklärung beim Arzt hingewiesen werden.
Schmerzmittel sollten über längere Zeit nicht unkontrolliert eingenommen werden. Für alle Schmerzmittel in der Selbstmedikation gilt ⇒ Einnahme nicht häufiger als zehnmal im Monat und an nicht mehr als drei aufeinander folgenden Tagen. Bei zu häufiger Einnahme besteht die Gefahr, dass sich ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz entwickelt.
Die Intensität und Häufigkeit der Migräne-Attacken können bei adäquater Behandlung und der richtigen Lebensweise günstig beeinflusst werden. Verhaltenstherapeutische Konzepte zur Stressbewältigung und Entspannungstechniken haben sich als wirksame Maßnahmen zur Migräne-Prophylaxe erwiesen.
Die Behandlung der Migräne umfasst die Kombination aus medikamentösen und nichtmedikamentösen Maßnahmen. Mediziner unterscheiden zwischen der Therapie des Migräne-Anfalls und der Therapie im krankheitsfreien Intervall (Migräneprophylaxe).
Bei einer Frequenz von mehr als drei Migräne-Attacken pro Monat empfiehlt sich eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe. Viel zu wenig Migränepatienten, die von einer vorbeugenden Migränebehandlung profitieren könnten, nutzen diese Möglichkeit.
Eine Migräne-Prophylaxe kann die Häufigkeit, Schwere und Dauer der Attacken im Idealfall um bis zu 50 Prozent reduzieren und einem medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz vorbeugen. Die medikamentöse Prophylaxe sollte idealerweise mit verhaltenstherapeutischen Verfahren kombiniert werden.
Migräne-Prophylaktika der ersten Wahl:
Migräne-Prophylaktika der zweiten Wahl:
Migränepatienten weisen häufig eine suboptimale Versorgung an Vitamin B2, Magnesium und Coenzym Q10 auf. Diese spielen eine wichtige Rolle als „Biokatalysatoren“ in der mitochondrialen Atmungskette, wo die Makronährstoffe (Fette, Kohlenhydrate, Eiweiße) in ATP (Adenosintriphosphat) „umgewandelt“ werden. ATP ist der körpereigene Kraftstoff für alle energieabhängigen Prozesse im Körper. Eine Störung des mitochondrialen Stoffwechsels scheint in der Pathologie der Migräne eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen.
Triptane gelten bei akuten Migräneattacken nach den aktuellen Richtlinien der deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft als Mittel der ersten Wahl. Sie binden selektiv an bestimmte Subtypen von Serotoninreze ptoren an der glatten Muskulatur der Blutgefäße im Gehirn. Triptane wirken am besten bei akuten Migräne-Anfällen und wenn sie so früh wie möglich in einer Attacke genommen werden. Es gibt verschiedene Triptane, die in unterschiedlichen Darreichungsformen vorliegen ⇒ Tablette, Sublingualtablette, Zäpfchen, Nasenspray und Subkutan-Injektionen. Sie können mit anderen Schmerzmitteln kombiniert werden.
Wirkmechanismen der Triptane
Grundsätzlich dürfen Triptane nicht eingenommen werden bei bestehender koronarer Herzerkrankung, unbehandelter Hypertonie, Raynaud-Erkrankung, schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen, während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie nach Schlaganfällen.
Schmerztagebuch bzw. Schmerzkalender
Zur besseren Diagnose und einer optimalen Therapie von Migräne wird das Führen eines Schmerztagebuchs empfohlen:
Die Einträge im Kopfschmerz-Tagebuch können weiters Auskunft über die Notwendigkeit einer medikamentösen Prophylaxe geben.