Pediculus humanus capitis, die Kopflaus, gehört zur Familie der sogenannten Menschenläuse, die vier Unterarten kennt, von denen zwei ausschließlich Menschen befallen: die Kopflaus und die Kleiderlaus. Letztere ernährt sich ebenfalls vom Blut des Wirtens, versteckt sich aber vorwiegend in nah am Körper anliegender Kleidung; daher der Name „Kleiderlaus“. Auch die Filzlaus nutzt den Menschen als einzigen Wirt, sie wird aber zu einer anderen Gattung als die bereits erwähnten Läuse gezählt.
Historisch gesehen beschäftigt die Kopflaus den Menschen von Anbeginn seiner Entwicklung vor über 5 Mio. Jahren, was aus DNA-Analysen von Läusen hervorgeht. Als sich die starke, affenähnliche Körperbehaarung des Menschen im Zuge der Evolution zurückbildete und erste Formen von Kleidung getragen wurden, trennten sich auch die Läuse in Kopf- und Kleiderläuse auf. Kopflausbefall war im 17. und 18. Jhdt. keine Seltenheit, und alle Gesellschaftsschichten waren gleichermaßen betroffen, wobei sich Läuse bei reichen Menschen hauptsächlich aufgrund der Perücken verbreiteten und in ärmeren Schichten durch das Zusammenleben vieler Menschen auf engstem Raum.
Entgegen hartnäckiger Mythen können Kopfläuse weder springen noch fliegen, sondern krabbeln von einem Wirt zum nächsten, indem sich das befruchtete Weibchen möglichst nah an den Haarspitzen platziert, um so rasch den Wirt wechseln zu können. Die weibliche Laus klebt die Eier (Nissen) in Kopfhautnähe und an möglichst geschützten und dicht behaarten Stellen (etwa hinter den Ohren oder tief im Nacken) mit wasserunlöslichem Sekret fest. Dass Kopfläuse ein Zeichen mangelnder Hygiene sind, ist ebenfalls ein Irrtum: Läuse bevorzugen saubere, gewaschene Haare, an denen die Nissen wesentlich besser haften als an fettigen, rutschigen Haaren.
Nach ca. einer Woche schlüpfen die Larven, die nach weiteren 10 Tagen geschlechtsreif werden, wodurch von der Nisse bis zur Geschlechtsreife und der darauffolgenden Eiablage rund 2 bis 3 Wochen vergehen können. Eine adulte Laus lebt 4 Wochen und kann bis zu 300 Eier legen. Kopfläuse sind jedoch stark von regelmäßigen Blutmahlzeiten abhängig, die in der Regel alle 3 Std. stattfinden sollten. Wird die Laus von ihrem Wirt getrennt, ist sie nicht mehr lebensfähig und verhungert rasch. Die Übertragung von Läusen durch Mützen, Kappen und Kuscheltiere ist daher nur innerhalb eines kurzen Zeitfensters möglich. Dennoch sollten Bettwäsche, Kuscheltiere und Kleidungsstücke aus hygienischen Gründen gewaschen bzw. gründlich gereinigt werden, da sich noch Nissen, geschwächte oder abgestorbene Läuse auf den Textilien befinden können.
Kopfläuse ritzen mit einem spitzen Fortsatz des Kopfes die oberste Hautschicht der Kopfhaut des Wirtes ein und saugen das austretende Blut auf. Um das Blut fließfähig zu halten und die Wundheilung zu verzögern, setzen sie blutgerinnungshemmenden Speichel ein; dieser löst eine leichte allergische Lokalreaktion mit Schwellung, Rötung und Juckreiz aus. Meist ist das regelmäßige Kratzen der Kopfhaut ein sicheres Zeichen für Lausbefall.
Um einen tatsächlichen Kopflausbefall festzustellen, wird das Haar angefeuchtet und anschließend mit einem Laus- bzw. Nissenkamm strähnenweise von der Kopfhaut zu den Spitzen durchgekämmt. Der Kamm wird nach jeder Strähne in einem Taschentuch ausgestrichen, um etwaige Läuse und Nissen aus den Zinken zu entfernen. Da Nissen an den Haaren nahe der Kopfhaut festkleben und uniform sind, können sie auch nur schwer mit Schuppen oder Resten von Pflegeprodukten verwechselt werden. Schon das Auffinden einer einzigen Laus und/oder Nisse ist ausschlaggebend für eine rasche Behandlung mit einem adäquaten Lausmittel. Hausmittel zur Bekämpfung von Kopfläusen gibt es viele (ätherische Öle, Essigwasser, Spiritus, Mayonnaise und Saunieren), allerdings ist deren ausreichende Wirkung bis jetzt nicht wissenschaftlich bewiesen.
Die Behandlung von Kopflausbefall mittels Insektiziden, die das Nervensystem der Läuse schädigen, war früher das Mittel der ersten Wahl. Allerdings haben sich Resistenzen gebildet, und auch für die Kopfhaut sind Insektizide meist eine große Belastung. In den letzten Jahren werden vermehrt Präparate mit dem Wirkstoff Dimeticon verwendet.
Dimeticon ist ein dünnflüssiges Silikonöl, das aufgrund seiner hohen Kriech- und Spreitfähigkeit Läuse und Nissen mit einem feinen Ölfilm überzieht und in deren Atemöffnungen eindringt. Aufgrund des raschen Wirkungseintritts ist die Einwirkzeit von dimeticonhaltigen Präparaten mit durchschnittlich 15 Min. relativ kurz.
Die Anwendung der einzelnen Präparate ist unterschiedlich und erfolgt nach der Gebrauchsanweisung des Herstellers. Prominente Fehler beim Anwendungsprozedere diverser Präparate sind im Kasten zusammengefasst. Nach Ablauf der Einwirkzeit müssen die Haare sorgfältig strähnenweise mit dem Lauskamm ausgekämmt werden, um die abgestorbenen Nissen und Läuse zu entfernen. Im Anschluss kann das Haar sofort ausgespült oder mit einem herkömmlichen Haarshampoo gewaschen werden.
Als pflanzliche Alternative zu Dimeticon wird hauptsächlich Neemöl verwendet, wobei sich der Wirkmechanismus analog zu den Silikonölen verhält. Manche Präparate beinhalten zusätzlich Duftstoffe, die das Haar auch noch einige Tage nach der Behandlung für Läuse unattraktiv machen.
Obwohl viele Hersteller eine einmalige Anwendung bewerben, empfiehlt es sich dennoch, die Behandlung nach 8 bis 10 Tagen zu wiederholen, um sicherzugehen, dass alle Läuse und Nissen abgetötet und entfernt wurden. Da sich Kopfläuse rasch verbreiten, ist es essenziell, dass sich alle Kontaktpersonen zeitgleich einer Lausbehandlung unterziehen, andernfalls kommt es zu ständigen Neuansteckungen.
Um erneutem Lausbefall vorzubeugen, sind verschiedene Sprays und Shampoos erhältlich, wie zum Beispiel Weidenrindenshampoo. Dieses wirkt einerseits antientzündlich und beruhigend auf die Bissstellen nach überstandenem Kopflausbefall, andererseits ist der Geruch des Shampoos für Läuse unangenehm, wodurch die Haare als Nistplatz unattraktiv werden.