Licht für die Seele

Die Diagnose Depression wird heutzutage immer häufiger gestellt, wobei auch junge Menschen zunehmend betroffen sind. Die Palette hochwirksamer Arzneimittel ist breit, auch Phytopharmaka haben sich bei bestimmten Krankheitsformen mittlerweile etabliert. Die betroffenen Patienten benötigen neben einer ärztlichen Therapie auch eine gezielte Betreuung durch ihr Umfeld. Ergänzende Maßnahmen wie Psychotherapie, Lichttherapie oder bestimmte Entspannungstechniken zählen ebenfalls zum Therapiealltag.


Der depressive Patient an der Tara

Eine bedeutende Aufgabe des Apothekers besteht darin, die Patienten bei Fragen zur individuellen Einnahme zu unterstützen und somit zu helfen, die Compliance zu verbessern. Wichtig ist beispielsweise der Hinweis auf die Wirklatenz von Antidepressiva. Ein Wirkungseintritt kann sowohl bei synthetischen Präparaten als auch bei Johanniskraut frühestens nach 2 bis 4 Wochen erwartet werden. Auch nach Abklingen der Beschwerden ist die Behandlung mindestens noch weitere 6 Monate fortzusetzen. Dadurch kann das Rezidivrisiko minimiert werden. Auch eine längere Therapie gilt als unbedenklich, da Antidepressiva kein Abhängigkeitspotenzial haben.

Mikronährstoffe gegen Depressionen

Bei der Entstehung von Depressionen spielt u. a. ein Mangel an Serotonin eine wesentliche Rolle. Vitamin B6 ist für den Aufbau von Serotonin im Körper mitverantwortlich, weshalb eine Vitaminsubstitution durchaus sinnvoll ist. Auch die Gabe von Tryptophan, einer Serotonin-Vorstufe, kann hilfreich sein. Nutritive Quellen von Tryptophan sind beispielsweise Milch und Milchprodukte, Nüsse, Eier, Kartoffeln und Fleisch.

Johanniskraut

Die Wirksamkeit von Johanniskraut (Hypericum perforatum) bei leichter bis mittelschwerer Depression ist durchaus vergleichbar mit der synthetischer Antidepressiva. Entscheidend ist dabei die die richtige Dosierung. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 300 bis 900 mg Johanniskrautextrakt, aufgeteilt auf drei Einzeldosen. Gemäß der Monografie des europäischen Arzneibuches werden die Extrakte mit 50–80%igem Methanol oder Ethanol hergestellt. Sie müssen einen Gehalt von 0,1–0,3 % Hypericin und mind. 6 % Flavonoide (berechnet als Rutin) aufweisen. Mit einem Infus aus Herba Hyperici erzielt man wegen der zu niedrigen Dosierung jedoch nur unzureichende Wirkung. Als wirksame Inhaltsstoffe werden u. a. Hypericim, Pseudohypericin und Hyperforin diskutiert, als tatsächlicher Wirkstoff gilt jedoch das Gesamtextrakt. Die Wirkung des Johanniskrautextraktes beruht vermutlich auf einer Wiederaufnahmehemmung von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Auch die Konzentrationen von GABA und L-Glutamat am Rezeptor werden erhöht.
Auf Grund der Verstoffwechselung über das Cytochrom-P450-System ergeben sich zahlreiche Wechselwirkungen, beispielsweise mit oralen Kontrazeptiva, Theophyllin, Digitalisglykosiden und Ciclosporin. Bei gleichzeitiger Antikoagulantientherapie ist eine engmaschige Kontrolle bzw. genaue Dosisanpassung des Antikoagulans erforderlich. Eine Kombination von Johanniskraut mit synthetischen Antidepressiva darf nur auf ärztliche Anweisung erfolgen. Wichtig ist auch der Hinweis auf die photosensibiliserenden Eigenschaften des Johanniskrauts sowie auf ein mögliches Allergiepotenzial.

Lichttherapie

Vor allem zur Behandlung der sog. Winterdepression (SAD, saisonal abhängige Depression), als Reaktion des Körpers auf Lichtmangel während der dunklen Wintermonate, wird Licht gezielt eingesetzt. Durch die mangelnde Lichtexposition kommt es zu einem Ungleichgewicht des Melatoninspiegels, der durch gezielte Lichttherapie wieder ausgeglichen werden kann. Man befindet sich dabei etwa einen Meter von der Lichtquelle entfernt, die Augen müssen mittels speziellem UV-Filter geschützt sein. Am effektivsten ist eine Behandlung morgens nach dem Aufstehen, gemäß dem circadianen Rhythmus. Als Behandlungsdauer werden 2,5 Stunden/Tag bei 2.500 Lux bzw. eine halbe Stunde bei 10.000 Lux empfohlen.