Beim metabolischen Syndrom kommt so einiges zusammen: abdominale Adipositas, eine gestörte Glukosetoleranz, Dyslipoproteinämie und Hypertonie. Eng assoziiert mit dem Syndrom sind Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die nichtalkoholische Fettleber. Betroffene des metabolischen Syndroms haben – auch ohne manifesten Diabetes – ein zweifach erhöhtes Risiko für tödliche und nichttödliche kardiovaskuläre Ereignisse. Die Kardinalsymptome (siehe Tabelle) entstehen auf Grundlage einer Insulinresistenz.1
In der Anfangsphase des metabolischen Syndroms versucht der Organismus noch, die Störung der insulinvermittelten Glukoseaufnahme zu korrigieren, indem das Pankreas vermehrt Insulin sezerniert. Je insulinresistenter eine Person ist, desto mehr Insulin wird benötigt, um eine normale Blutzuckerhomöostase zu erzielen. Daher bewegen sich die Nüchternwerte auch lange Zeit in einem normalen Bereich. Lediglich postprandial können hohe Blutzuckerspitzen auftreten. Diese Hyperinsulinämie ergibt eine Reihe von unerwünschten Folgeeffekten. Es kommt zu insulinstimulierter Adipogenese, verstärkter Rückresorption von Natrium und Wasser aus dem Primärharn und endothelialer Dysfunktion. Therapieziele des metabolischen Syndroms sind eine Gewichtssenkung von 5–10 % mit langfristiger Stabilisierung, eine Verbesserung der adipositasassoziierten Risikofaktoren, eine Anpassung des Lebensstils, eine Stärkung der Selbstmanagementfähigkeit und die Prävention von Arbeitsunfähigkeit.1
Ein wesentlicher Ansatzpunkt scheint auch das Darm-Mikrobiom zu sein. Mittlerweile gibt es zahlreiche Forschungsergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und dem metabolischen Syndrom bestätigen.2 Bei Patienten mit dem metabolischen Syndrom ist die intestinale Flora deutlich anders als beim Stoffwechselgesunden. So kann man beispielsweise Unterschiede in den Mikrobiomen von schlanken und adipösen Menschen feststellen. Bei Normalgewichtigen überwiegen Bacteroidetes-Stämme, bei Adipösen hingegen Firmicutes-Stämme. Dies wirkt sich unmittelbar auf den Energiestoffwechsel aus. In Studien mit Mäusen wurden niedrige Zahlen von Akkermansia-muciniphila-Keimen ermittelt. Erhöhte man deren Zahl, konnten Insulinresistenz und Nüchternblutzuckerwerte positiv beeinflusst werden.3 Untersuchungen nach fäkalen Mikrobiom-Transplantationen zeigen ebenfalls Erstaunliches: Männern, denen die Mikrobiota von gesunden schlanken Menschen infundiert wurde, zeigten wieder eine höhere Insulinsensitivität. Diese und ähnliche Arbeiten bestätigen die Rolle der Darmflora bei der adipositasassoziierten Störung des Glukose- und Lipidstoffwechsels.4 Als Einflussfaktor zwischen Darm-Mikrobiom und dem metabolischen Syndrom gilt auch die Modulation von inflammatorischen Signalwegen. Hier zeigt sich, dass die Verabreichung von Probiotika, Präbiotika und gezielte Lebensstilinterventionen einen vorteilhaften Effekt erzielen können.5